Schock am Morgen - "Judasmarkt" in Ravensburg?
Judasbaum (https://th.bing.com/th/id/OIP.Z4yYxGTLZkQuCjJ6DBHypAHaFj)
Von Stefan Weinert (c)
Als ich Ende des Jahres 1989 mit meiner jungen Familie von Sonthofen nach Ravensburg aus beruflichen Gründen umgezogen war und in den Folgejahren, fielen mir als damaliger Pastoralreferent und späterer Sozialarbeiter (ab 1994) vor allem drei Plätze in der City der Türmestadt auf.
a) die Bushaltestelle - das Buswartehäuschen - an der Schussenstraße/Grüner Turm
b) der Holzmarkt nur einen Steinwurf entfernt stadteinwärts
c) der Marienplatz direkt vor dem Waaghaus (City-Mitte)
d) später - als Punkt 4 - kam dann auch noch der Bahnhof dazu
Alle drei respektive vier Standorte hatten/haben eines gemeinsam. Dort trafen/treffen sich regelmäßig Menschen, hauptsächlich junge und "mittelalterliche", die ihre Flasche Wein, oder Korn oder "Fusel" tranken und dabei durchaus auch mal laut werden konnten. Manche von ihnen standen eventuell auch unter harten Drogen. Sie sprachen manchmal auch Passanten um eine Mark oder einen Euro an und es kam auch zu Streitigkeiten untereinander. Diese Mitbürger/innen gibt es immer noch, aber sie treffen sich jetzt dort, wo das Harmoniebedürfnis des guten und fleißigen Bürgers durch sie nicht mehr gestört wird.
Ich persönlich sah und sehe auch heute diese Mitmenschen als "Spiegelbild" unserer heilen Ravensburger Gesellschaft an und ich vertrat Mitte der 1990er Jahre öffentlich die Meinung, dass Jesus, würde er heute leben, sich zu diesen Menschen setzen würde, um ihnen bei einem gemeinsamen (!) Bier zuzuhören, warum sie so geworden sind, wie sie jetzt sind. Selbstverständlich musste ich dafür Schläge einstecken - offene und nonverbale. Aber ich stehe nach wie vor dazu.
Dass Mann und Frau das offiziell in Ravensburg anders sah und anders sieht, ganz anders (!), war für mich immer erschreckend und ich habe viele Gelegenheiten genutzt, um das auch zu äußern. Und ich suchte das Gespräch mit den "Leuten vom Grünen Turm" oder den Frisbee's vom Marienplatz oder den Pennern am Holzmarkt. Weihnachten 2000 luden meine (ex)Frau einen von ihnen zum Mittagessen ein, weil wir nicht nur "reden", sondern auch handeln wollten.
Nie und niemals habe ich persönlich "das auf sich aufmerksam machen dieser Mitmenschen" als ein "Pöbeln" empfunden; für mich waren und sind sie auch keine Penner, und vor allem: Alle drei respektive vier Plätze sind für mich keine "Angstorte". Das offizielle Rad unserer Gesellschaft hat die daraus gemacht. Und diese Sicht der Dinge teilen viele mir Bekannte Menschen in und um Ravensburg. Doch die Ravensburger Stadtverwaltung und vor allem wohl auch die Redaktion der hiesigen Provinzzeitung, scheinen da ganz andere, bessere, zuverlässigere "Bekannte" zu haben und machen deren Meinung zur allgemein geltenden und offiziellen Meinung für Ravensburg.
Da es sich um einen für den Normalmenschen, der für eine Oberflachzeitung kein Geld ausgeben will, gesperrten Zeitungs-Artikel handelt, will und kann ich zunächst auf die für alle sichtbare Online-Ankündigung der Zeitung eingehen. Wie schon oben implizit und aber auch deutlich angesprochen, gibt es da in einem (1) und dazu auch sehr kurzen Satz der Zeitung gleich drei (!) den Mit-Menschen abwertende und diskriminierende und irreführende, manipulative Wörter/Begriffe:
ANGSTORT --- PÖBELN --- PENNER
Da mir ein - ein paar Häuser weiter wohnender - Nachbar regelmäßig seine Zeitung weiterreicht, konnte ich aber auch den gesamten Artikel "begutachten", wo zu lesen ist, dass die "Grüne" Abgeordnete Maria Weithmann möchte, dass auf dem neu gestalteten Holzmarkt, dort wo die Bauhütte teuer für Musikschüler/innen und das heile Außenbild der Stadt saniert wird, statt der geplanten JUDASBÄUME, dort solche mit anderen Namen gepflanzt werden, und belehrt gleichzeitig jene die es längst wissen, über den Vorteil von Vielfalt in der Natur.
- Ganz davon abgesehen, dass der "Judasbaum" eigentlich in die Mittelmeerregionen gehört (vermutlich wähnen sich die Bürgermeister dort, weil sie gegen die Klimaerwärmung nix tun), haben gerade die Menschen aus Südeuropa diesem Baum aus zwei Gründen diesen Namen gegeben. Laut einer Erzählung des Mittelmeerraumes hat sich einst Judas, der Jünger Jesu, an einem solchen Baum erhängt, der hierauf vor Scham rot angelaufen sei - siehe die rosa Blüten des Baumes. Außerdem erkannten die Menschen der Antike in den rundlichen Blättern des Baumes, die sich erst während der Blüte bilden, jene Silberlinge, die für den Verrat gezahlt wurden.
Ich finde - und mit mir sicher viele meiner Bekannten - (jedenfalls die, die sich trauen, das zuzugeben), dass JUDASBÄUME hervorragend passen. Denn es ist und bleibt VERRAT am Bürger, was sich die Stadtverwaltung ihm gegenüber leistet: Steuerverschwendungen, Klimaschutzvergehen, Brechen von Versprechen ... Und vor allem empfinde ich die oben erwähnten und aus der Tiefe der Seele vieler offiziellen Ravensburger kommenden Begriffe wie ANGSTORT --- PÖBELN --- PENNER einen Verrat an der Menschlichkeit.
Mich erreichte vor zwei Tagen eine E-Mail von Professor Dr. Ertel, der im Namen der "Wissenschaftler für die Zukunft" an die Ravensburger Stadtverwaltung gerichtet ist. Dort heißt es:
Dann folgen Hinweise und seitenweise Ausarbeitungen, die dieses belegen, aber auch diverse Vorschläge unterbreiten.
Drei Jahre lang ist nicht getan worden, was versprochen war. Das ist Verrat an unseren Enkeln aber auch an uns. Und so könnte der Katalog der oberschwäbischen Judas' fortgeführt werden. Und leider handelt es bei allem nicht um nur "30 Silberlinge", sondern um 30 plus X Tonnen von CO2, Methan und Feinstaub und um "30" Millionen von harten Steuereuro.
Folgerichtig wäre es deshalb, den bisherigen Holzmarkt bei seiner Einweihung, gleichzeitig in JUDASMARKT umzubenennen.