. . . , der hört auf, Kriege zu führen, auszubeuten, zu missbrauchen . . .
G O T T gehört der Osten und der Westen;
Wer das versteht, in seiner TIEFE wirklich versteht,
der hört auf, KRIEGE zu führen;
der hört auf, ANDERE auszubeuten;
der hört auf, den NÄCHSTEN zu missbrauchen.
WER das versteht, in seiner Tiefe wirklich versteht,
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Hände des Friedens
Ich hab gesungen über Frieden in Vietnam;
und ich könnt' singen bis zum letzten Tag:
Frieden wirds nur geben durch einen Friedens-Akt.
Reicht euch Hände, denn wir sind zum
Brüder und Schwestern sind wir, und mehr;
und ihr da Oben hört die Worte:
Stefan Weinert, September 2023 (c)
शान्तिस्य हस्ताः --- Hands of Peace --- Hände des Friedens --- Ruki mira . . .
Ein Friedenslied, übersetzt aus dem Sanskrit
Sanskrit
शान्तिस्य हस्ताः
अहं यावत् गायितुं शक्नोमि तावत् शान्तिविषये गायिष्यामि,
अहं वियतनामदेशे शान्तिविषये गायितवान्;
अहं च अन्तिमदिनपर्यन्तं गायितुं शक्नोमि स्म।
शान्तिः केवलं शान्तिकर्मणा एव आगमिष्यति।
हस्तं संयोजयन्तु, यतः वयम् अत्र स्मः
शान्ति सज्जा, २.
वयं भ्रातरः भगिन्यः च अधिकानि च;
न पुनः हस्तेषु खड्गाः, .
न युद्धविषये चर्चा, २.
त्वं च तत्र उपरि वचनं शृणोषि।
वयं भवतः "क्रीडा" न क्रीडामः।
English
Hands of Peace
I will sing about peace as long as I can sing,
I sang about peace in Vietnam;
And I could sing until the last day.
Peace will only come through the act of peace.
Join hands, for we are ready to make peace,
brothers and sisters, we are, and much more;
No more swords in hand, no more talk of war,
And you hear the words up there: we don't play your "game."
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Deutsch
Hände des Friedens
Ich hab gesungen über Frieden in Vietnam;
und ich könnt' singen bis zum letzten Tag:
Frieden wirds nur geben durch einen Friedens-Akt.
Reicht euch Hände, denn wir sind zum
Brüder und Schwestern sind wir, und mehr;
und ihr da Oben hört die Worte:
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Spain
Manos de paz
Cantaré sobre la paz mientras pueda cantar,
Canté sobre la paz en Vietnam;
y pude cantar hasta el último día:
La paz sólo llegará mediante un acto de paz.
Unete de la mano, porque estamos aquí
paz lista,
Somos hermanos y hermanas y más;
No más espadas en las manos,
no se habla de guerra,
y ahí arriba escuchas las palabras:
No jugamos tu "juego".
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France
Mains de paix
Je chanterai la paix aussi longtemps que je pourrai chanter,
J'ai chanté la paix au Vietnam ;
et je pourrais chanter jusqu'au dernier jour :
La paix ne viendra que par un acte de paix.
Joignez-vous à la main, car nous sommes là
la paix est prête,
Nous sommes frères et sœurs et plus encore ;
Plus d'épées dans les mains,
on ne parle pas de guerre,
et là-haut, vous entendez les mots :
Nous ne jouons pas à votre « jeu ».
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Russisch
Ruki mira
YA budu pet' o mire, poka smogu pet',
YA pel o mire vo V'yetname;
i ya mog pet' do poslednego dnya:
Mir pridet tol'ko cherez akt mira.
Voz'mites' za ruki, ved' my zdes'
mir gotov,
My brat'ya i sestry i dazhe bol'she;
Net bol'she mechey v rukakh,
nikakikh razgovorov o voyne,
i ty tam slyshish' slova:
My ne igrayem v vashu «igru».
Vertont von Stefan Weinert, 2023
Die Waffen nieder - NEIN zum Krieg. -- Diskussionspapier der „Ukraine-Initiative – Die Waffen nieder“
Die Waffen nieder - NEIN zum Krieg. -- Diskussionspapier der „Ukraine-Initiative – Die Waffen nieder“
Das vorliegende Diskussionspapier wurde Ende August 2023 veröffentlicht und war Thema u.a. bei einem Webinar mit über 400 Teilnehmern. Dabei gab es viel Zustimmung, sowie wertvolle Anregungen zur Weiterentwicklung unserer Argumentation. Wir werden die Debatte fortführen und – unter Beibehaltung der Grundlinie – das Papier an einigen Stellen präzisieren.
👉 Lesen, kommentieren und unterschreiben Sie bitte auch hier.
Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges spielt seit einiger Zeit das Narrativ von der Rechtsoffenheit der Friedensbewegung eine zunehmende Rolle. Besonders massiv vorgetragen wurde es gegen die große Friedenskundgebung im Februar 2023 in Berlin, initiiert von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht. Die Führung hatte dabei das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit einer massiv manipulativen Berichterstattung, sekundiert von den übrigen Leitmedien.
Die Funktion dieser Demagogie besteht darin, die Gegner der herrschenden Kriegspolitik als Feinde der Demokratie zu markieren und so mundtot zu machen. Denn angesichts der weit verbreiteten Skepsis in der Bevölkerung gegen den amtlichen Bellizismus muss an der medialen Heimatfront mit allen Mitteln das Ziel eines militärischen Siegs der Ukraine mehrheitsfähig gemacht werden.
Der Vorwurf der Rechtsoffenheit oder gar rechts zu sein ist schwerwiegend und wirkt daher auf so manche einschüchternd, die sich eigentlich gern engagieren würden. Sie ziehen sich dann aus Protesten zurück und äußern ihre Meinung allenfalls noch hinter vorgehaltener Hand.
Leider wird das Narrativ von der Rechtsoffenheit gegenwärtig auch von manchen Kräften in der Friedensbewegung verbreitet. Mit jenen, die nicht in gleichem Atemzug auch die NATO-Positionen übernommen haben, verbindet uns aber nach wie vor das Eintreten für einen Verhandlungsfrieden und die Ablehnung von Militarisierung und Aufrüstung. Umso wichtiger ist es daher, die Diskussion innerhalb der Bewegung zu führen. Dazu soll der vorliegende Text beitragen.
Wie mit neuartigen Protestbewegungen umgehen?
Zentrum der Meinungsverschiedenheiten ist die Frage nach dem Umgang mit neuen und neuartigen Protestbewegungen. Das ist kein spezifisches Problem der deutschen Friedensbewegung. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg standen soziale Bewegungen, darunter auch die Friedensbewegung, meist von Anfang an unter der Hegemonie linker oder progressiver Kräfte. Diese Zeiten sind allerdings vorbei. Mit den gesellschaftlichen Umbrüchen und multiplen Krisen in fast allen Ländern des ‚demokratischen Kapitalismus‘ sind zwar viele neue Anlässe für Protest entstanden. Aber angesichts des Niedergangs und der Schwäche der gesellschaftlichen Linken ist dieser Protest politisch und ideologisch meist diffus, von Widersprüchen durchzogen und in seiner Zusammensetzung oft sehr heterogen.
Typische Beispiele sind die Bewegung der Gelbwesten in Frankreich oder die Cinque Stelle in Italien (vor ihrer Formierung zur Partei), die Hunderttausende mobilisieren konnten. Die Linke wurde davon völlig überrascht, und einige hatten große Probleme, damit umzugehen. So behaupteten manche, die Gelbwesten seien von der extremen Rechten gesteuert oder gar antisemitisch.
Wenn eine solche neuartige Bewegung auftritt, besteht angesichts ihrer Heterogenität und politischen Nicht-Determiniertheit in der Tat eine gewisse Offenheit – aber nach allen Seiten hin. Entscheidend ist in einer solchen Situation, welche Orientierung sich im weiteren Gang der Dinge durchsetzt. Politik ist nicht statisch, sondern prozesshaft. Wer von vorneherein glaubt, dass eine solche Bewegung vom Start weg sofort den Ansprüchen etablierter linker Organisationen genügen müsse, hat nicht verstanden, wie soziale Bewegung und politische Meinungsbildung an der Basis der Bevölkerung heute funktionieren. Das Bündel von außergewöhnlichen Krisen, die die Gesellschaften erschüttern, und der zunehmende Kontrollverlust auf Herrschaftsseite führen zu enormer Verunsicherung und Orientierungslosigkeit. Wenn Menschen sich dann zu Protest organisieren, ist das zunächst einmal ein Akt der Selbstermächtigung. Was dann daraus wird, hängt zwar nicht nur, aber auch in hohem Maße davon ab, wer in den weiteren Prozess mit welchen Zielen eingreift.
Die AfD u.a. Rechte haben das begriffen und bemühen sich um Hegemonie über neue Protestbewegungen. Verkennt die Linke jedoch die Heterogenität und Offenheit neu entstehender Bewegungen und verzichtet auf Eingriffsmöglichkeiten, weil sie glaubt, vermeintlich lupenreine Gewissheiten verteidigen zu müssen, ist das Kapitulation vor den neuen Herausforderungen, quasi Selbstmord aus Angst vorm Tod.
Natürlich besteht dabei, wie bei allem politischen Engagement, das Risiko des Scheiterns.
Bei den Gelbwesten begaben sich Teile der Linken, darunter La France Insoumise, Attac Frankreich und einige Gewerkschaften, in die Bewegung hinein. Sie haben dabei darauf verzichtet, ihre eigene politische Identität durchzudrücken. Stattdessen diskutierten sie, organisierten Erfahrungen und Lernprozesse auch für politisch unbeschriebene Blätter, naive oder in Irrtümern befangene Mitstreiter. Nicht jeder, der auf die Straße geht, hat Faschismustheorie und einschlägige historische Kenntnisse intus. Zwar wurden die Gelbwesten nicht die neue Avantgarde auf dem Weg in linke Utopien, aber die Versuche, die Bewegung von rechts zu instrumentalisieren, scheiterten. ...
Hier spannend und informativ weiterlesen ...
An der Abfassung dieses Textes waren beteiligt: Yusuf As, Reiner Braun, Wiebke Diehl, Andreas Grünwald, Claudia Haydt, Rita Heinrich, Jutta Kausch-Henken, Ralf Krämer, Willi van Ooyen, Christof Ostheimer, Hanna Rothe, Peter Wahl.
Bewusstsein über den Tod hinaus? - Nahtoderfahrungen zeigen, worauf es in diesem Leben ankommt: Licht- und Liebesenergie -- statt Geld, Ruhm und Erfolg!
Nahtoderfahrungen sind am rätselhaftesten, wenn das Herz stillsteht, und das Gehirn nachweislich nicht mehr arbeitet, der Mensch also tief bewusstlos ist. Hier stellt sich die Frage nach dem Bewusstsein, das diese Erlebnisse ermöglicht. Experte Wolfgang Knüll liefert spannende Antworten.
Warum wird allgemein angenommen, dass Nahtoderfahrungen im Gehirn entstehen?Im Rahmen der Entwicklung der klassischen, materialistisch orientierten Naturwissenschaft hat sich eine Denkweise herausgebildet, die sich alle Phänomene der Natur für erklärbar hält. Also können Nahtoderfahrungen nur im Gehirn entstehen, weil das Gehirn ja notwendigerweise Bewusstsein produziert. Aber tatsächlich haben wir absolut keine Ahnung, was Bewusstsein eigentlich ist und wo im Kopf es verortet werden könnte. Da sind wir immer noch bei Descartes. Die Ansicht, dass Nahtoderfahrungen im Gehirn entstehen, beruht also keineswegs auf gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnis. Und was ist eine solche Annahme wert, wenn das Herz stillsteht, das Gehirn in Bewusstlosigkeit nicht mehr arbeitet? Dann muss man diese Erklärung endgültig beiseitelegen. Es ist, frei nach Thomas Huxley, die Erledigung einer schönen Theorie durch eine hässliche Tatsache.
Welche Rolle spielt die Wissenschaft bei der Deutung von Nahtoderfahrungen?Schon seit Beginn der Nahtodforschung in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, hat die Naturwissenschaft das Feld zunächst der Psychologie und der Medizin sowie einigen Neurowissenschaftlern überlassen. Zu sehr fürchtete man einerseits die Nähe zur Esoterik und andererseits die drohende Abkehr von vielen liebgewonnenen Überzeugungen, wenn Nahtoderfahrungen doch nicht hirnbedingt sind. Die etablierte klassische Naturwissenschaft hält sich deshalb leider aus der Forschung ziemlich heraus, abgesehen von ein paar Versuchen, die elektromagnetischen Entladungen des Gehirns beim Sterbeprozess zu Nahtoderfahrungen umzudeuten. Aber Elektromagnetismus erklärt keine Nahtoderfahrung. Es wäre so, als wollte man mit der Entladung eines Blitzes den Regenbogen beweisen. Außerdem bekommt man keine Forschungsgelder, weil mit Nahtodforschung nichts zu verdienen ist.
Um das zu beantworten, muss man wissen, was erlebt wird. Die Nahtoderfahrenden nach Herzstillstand und Bewusstlosigkeit sagen, dass sie tot waren. Denn ein Mensch ist de facto tot, wenn das Herz nicht mehr schlägt und das Gehirn infolge Sauerstoffmangels nach 20–30 Sek. ausgeschaltet ist. Und wenn niemand eingreift, bleibt der Mensch tot. So war es früher immer. Das haben wir verdrängt, weil man heute eingreifen kann, mit Intensivmedizin. Bestenfalls dauert es 30 Sekunden bis 1 Minute, bevor jemand mit Wiederbelebung beginnt, meist jedoch viel länger. Für kurze Zeit ist der durch Sauerstoffmangel einsetzende Zelltod zu stoppen. Das nennt die Medizin den klinischen Tod. Der Einwand, da könnte es nach oft etlichen Minuten ohne Sauerstoff noch unmessbare Hirnströme geben, halte ich für Unfug. Die Zellaktivität ist nämlich eigentlich die gleiche wie bei der Diagnose des Hirntodes. Niemand kommt bei Hirntod – Bedingung für Organtransplantation – auf die Idee, dass da irgendetwas Unmessbares sein könnte, das eine Nahtoderfahrung macht.
Genau in dieser Zeit, wenn die Anatomie sich verabschiedet hat, findet die Nahtoderfahrung statt, und zwar in einem über jedes menschliche Maß hinaus erweiterten Bewusstseinszustand. Man sieht und hört alles, samt den Gedanken aller, durch Wände hindurch und über Kontinente hinweg, evtl. mit abgedeckten Augen unter Laken im Operationssaal oder eingeklemmt in einem Autowrack. Dafür gibt es unbestechliche Zeugen, nämlich Professoren, Ärzte, Krankenhauspersonal, Angehörige – und es werden dank moderner Medizin immer mehr. Nicht selten wird ein Lebenspanorama erlebt, manchmal gefühlt wie im Zeitraffer, aber meist dauert alles genauso lang, wie es in Echtzeit dauerte. Jahrzehnte finden ggf. in ein paar Minuten statt. Länger dauert eine Nahtoderfahrung ja real nicht. Das ist von größter Bedeutung, denn das ist nur außerhalb unseres Raumzeitgefüges vorstellbar.
Die Quantenmechanik kennt das Phänomen und nennt es Nichtlokalität. Am meisten beeindruckt Nahtoderfahrende die unvorstellbare, bedingungslose Licht-Liebesenergie. Das hinterlässt einen unauslöschlichen Eindruck in ihrer Seele. Diese Liebe bestimmt ab sofort ihr gesamtes Leben.
Welchen Einfluss haben Nahtoderfahrungen auf die allgemeine Gesundheit?Auf die Gesundheit zunächst die, dass die Nahtoderfahrenden ja überleben. Oft werden sie sogar zurückgeschickt mit dem Hinweis, dass auf Erden noch eine Aufgabe auf sie warte. Da gefällt mir der Umkehrschluss: Wenn die Rückkehrer alle eine Aufgabe haben, was ist mit uns, die wir hier sind? Haben wir auch alle eine Aufgabe? Es ist vermutlich die gleiche wie die der Nahtoderfahrenden: Das Menschliche zählt. Was die Welt für wichtig hält, Geld, Ruhm und Erfolg sind uninteressant. Viele Nahtoderfahrende gehen in soziale Berufe. Sie erkennen die im Nahtoderlebnis aufleuchtende Liebe als ultimatives Prinzip, als Lebenszweck und Lebensziel. Insofern muss man die allgemeine Gesundheit im Kontext mit einem zufriedenen, sinnvollen Leben sehen, in dem es keine Angst vor dem Tod besteht mehr gibt.
Was können wir aus Nahtoderfahrungen lernen?Wenn wir akzeptierten, was die Nahtoderfahrenden wissen, dass das Lebendige nicht stirbt, sondern sich im Moment des anatomischen Todes in einem erweiterten Bewusstsein voll entfaltet, das nicht hirngebunden ist, dann bekäme das Erdenleben einen neuen Sinn. Schließlich ist der sogenannte Fortschritt aktuell erfolgreich damit beschäftigt, den Homo sapiens zu einem Konsumidioten, einem Konsumo debilis zu degenerieren. Fröhlich twitternd hält er Vitalität für Leben und Individualität für Persönlichkeit und ist mangels transzendenter Perspektive auf dem besten Weg, die Erde samt Menschheit ganz nebenbei zu zerstören.
Wenn aber Vorher, Jetzt, Nachher zusammenhängen, wenn jeder Gedanke zählt, dann erscheinen Ausbeutung der Erde, Kriege noch absurder, denn wir kämpfen ja immer nur gegen uns selbst. Bedingungslose Liebe als Essenz machte jede Gewalt unsinnig. Der Wert des Lebens müsste an Ewigkeit und nicht an Gegenwart gemessen werden. Materialismus, Körperoptimierung, Konsum um jeden Preis wären erwiesenermaßen ohne irgendeinen Sinn. Und welche Macht hätten die Mächtigen dann noch über uns? Dass uns ausgerechnet in einem aufgeklärten Zeitalter, mit anscheinend menschlicher Allwissenheit und schier unbeschränkten Möglichkeiten, durch die Nahtoderfahrung ein Fenster zu einer erweiterten Einsicht geöffnet wird, halte ich keineswegs für Zufall. Aber das wäre ein anderes Thema.
Eine Nahtoderfahrung ist jedenfalls ganz einfach und vollständig zu erklären, wenn Bewusstsein kein Hirnprodukt darstellt.
🔺 "Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“ (Albert Einstein im Mai 1946) --- "Globozid ist möglich!!
Quelle: GlobalBridge ch.
„Die entfesselte Kraft des Atoms hat alles verändert – nur nicht unsere Art zu denken, und so treiben wir auf eine Katastrophe ohnegleichen zu. Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“ Dies schrieb am 24. Mai 1946 kein Geringerer als Albert Einstein, der seinerseits an der „entfesselten Kraft des Atoms“ – vorsichtig gesprochen – nicht ganz unschuldig war.
Es sollte noch fast ein Jahrzehnt dauern, bis namhafte Intellektuelle begannen, die Forderung Einsteins einzulösen, nämlich die Folgen der Erfindung der Atombombe für die Menschheit, ja für den gesamten Planeten konsequent zu durchdenken und präzise auf den Begriff zu bringen. Einer der ersten war der Philosoph Günther Anders, der in den fünfziger Jahren den unerhörten Umstand einer möglichen menschgemachten Apokalypse auf klassische Formulierungen brachte. Anders unterschied drei Epochen der Menschheitsgeschichte: Bis zur Entwicklung der Vernichtungsanlagen der Nazis hatte der klassische Satz „Alle Menschen sind sterblich“ gegolten. Dieser Satz war durch die Tötungsmaschinerien in den Vernichtungslagern zur zynischen Formel „Alle Menschen sind tötbar“ gesteigert worden. Mit dem Einsatz der Atombombe in Hiroshima und Nagasaki war selbst dieser boshafte Satz bereits antiquiert. Die finale Klimax lautet seitdem und für alle kommenden Zeiten: „Die Menschheit als ganze ist tötbar.“
Was alle treffen kann, betrifft uns alle
Seit dem 6. August 1945, dem Abwurf der Atombombe über Hiroshima, steht also nichts weniger als das Überleben der Menschheit selbst auf dem Spiel, die sich durch dieses Epochenereignis als Menschheit – wenn auch modo negativo – überhaupt erst konstituiert hat. Günther Anders: „Denn eines hat sie erreicht, die Bombe: ein Kampf der Menschheit ist es nun. Was Religionen und Philosophien, was Imperien und Revolutionen nicht zustande gebracht haben: uns wirklich zu einer Menschheit zu machen – ihr ist es geglückt. Was alle treffen kann, das betrifft uns alle.“
Die Konsequenz: Da radioaktive Wolken sich um Militärbündnisse, Machtblöcke und Landesgrenzen einen Dreck scheren und da die heutigen genetischen Mutationen alle kommenden Generationen mitaffizieren, ja die Vernichtung der Menschheit heute sämtliche ungeborenen Generationen mitvernichten würde, gibt es nur noch ‚Nächste‘: im Raum und in der Zeit. Erstmals in der Geschichte der Menschheit gibt es tatsächlich ein alle Klassen-, Religions- und andere Gegensätze überwölbendes Menschheitsinteresse: das Weiterleben als Gattung.
Diese Erkenntnis zum entscheidenden Dreh- und Angelpunkt zu machen und daraus die notwendigen Konsequenzen für politisches Handeln zu ziehen, das ist die Maxime des Neuen Denkens.
Es sollte noch weitere Jahrzehnte dauern, bis das Neue Denken mit seinen grundlegenden Momenten – Priorität der allgemein menschlichen Interessen als Voraussetzung zur Befriedigung aller übrigen Interessen, Bekämpfung der menschheitsbedrohenden Gefahren (Massenvernichtungsmittel, ökologische Katastrophe) und Verzicht auf Gewalt – endlich die Ebene der Politik erreichte. In den achtziger Jahren betrat es in Gestalt von zwei Akteuren die weltpolitische Bühne: in Westeuropa als Friedensbewegung, die, in Reaktion auf die drohende Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen, mit der Forderung „Einer muss anfangen, aufzuhören!“ den Ausstieg aus der Logik des Wettrüstens postulierte und sich sehr schnell als Bewegung für das Überleben der Menschheit überhaupt begriff – und im Osten in Gestalt des sowjetischen Parteivorsitzenden Michail Gorbatschow und seiner Administration.
Ausgehend von der Tatsache, „dass die Menschheit zum ersten Mal in ihrer Geschichte sterblich geworden ist und der Charakter der modernen Waffen keinem Staat mehr Hoffnung lässt, sich allein mit militärtechnischen Mitteln, und sei es der allerstärksten, zu verteidigen“, gelangte Gorbatschow zu einer Konsequenz, die bis in die Formulierung hinein an Willy Brandts und Egon Bahrs Konzept der „Gemeinsamen Sicherheit“ anklang: „Unter den heutigen Bedingungen kann die Sicherheit, vor allem der atomaren Großmächte, nur gegenseitig und – im globalen Rahmen – nur allumfassend sein. Die Politik der Stärke hat sich grundsätzlich überlebt.“ Daraus folgte für ihn das Primat der Politik, sprich: Verhandlungen, Verzicht auf die Methode des ‚Nullsummenspiels‘ (mein Gewinn ist dein Verlust) und der Mut, eine Menschheitsvision in ein konkretes Ziel politischen Handelns zu verwandeln: „Der einzig richtige Weg ist die Beseitigung der Atomwaffen, die Reduzierung und Begrenzung der Rüstung überhaupt.“ Am 15. Januar 1986 war die politische Sensation perfekt: Der damalige Generalsekretär der KPdSU verlas eine Erklärung, die in konkreten und realisierbaren Teilinitiativen den Weg zu einer atomwaffenfreien Welt bis zum Jahre 2000 wies.
Neues Denken und Neues Handeln
In der Retrospektive hat Gorbatschow immer wieder betont, dass seine Politik des Neuen Denkens nicht als gigantische Kopfgeburt am Schreibtisch entstand, sondern im Wechselspiel mit der praktischen Politik Schritt für Schritt entwickelt, modifiziert, umgesetzt und weiterentwickelt wurde. Neues Denken und Neues Handeln bedingten sich gegenseitig.
Und weil diese Politik mit Hochdruck und konsequent von der Sowjetunion vorangetrieben wurde und nun – eine wahre ‚Kopernikanische Wende in der Abrüstungspolitik‘! – nicht in quantitativen, sondern in qualitativen Kategorien gedacht wurde, gelangen dieses Mal echte Erfolge auf dem Gebiet der Abrüstung: Der gemeinsamen Erklärung mit Ronald Reagan, ein Atomkrieg könne niemals von einer Seite gewonnen, dürfe daher auch niemals begonnen werden und keine Seite dürfe militärische Vorherrschaft anstreben, folgten u.a. die Verschrottung sämtlicher landgestützter nuklearer Kurz- und Mittelstreckenraketen, die Verringerung strategischer Atomraketen und die Vernichtung von insgesamt 80% aller Atomsprengköpfe weltweit. Und in der im November 1990 von allen europäischen Staaten – inclusive der Sowjetunion, den USA und Kanada – verabschiedeten „Charta von Paris“, die das offizielle Ende des Kalten Krieges besiegelte, schien auch Michail Gorbatschows Vision des „Gemeinsamen Europäischen Hauses“ bereits deutlich Konturen anzunehmen. Ihre epochale Maxime lautete: „Sicherheit ist unteilbar, und die Sicherheit jedes Teilnehmerstaates ist untrennbar mit der aller anderen verbunden.“
Long time ago.
Zweitausendfünfhundertmal ein II. Weltkrieg
Seitdem haben sich die Zeiten allerdings gründlich geändert. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurden nahezu sämtliche Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge – fast ausschließlich auf Druck der USA – geschleift, unter anderem der bedeutendste Abrüstungsvertrag der Weltgeschichte, der Ende 1987 von Michail Gorbatschow und Ronald Reagan unterzeichnete INF-Vertrag.
Die Kalten Krieger in West und Ost bekommen nicht erst seit Russlands Krieg gegen die Ukraine wieder Oberwasser: Atombomben sind allseitig erneut salonfähig, Sprengköpfe werden ‚modernisiert‘ und ‚passgenau‘ – das heißt: handhabbar – gemacht, ihr möglicher Ersteinsatz ist in den Doktrinen der USA und Russlands nun nicht nur ausdrücklich verankert, im Zuge des Ukrainekrieges gibt es bereits namhafte Stimmen, die auch noch unverhohlen dafür werben! All dies, obwohl die gegenwärtig weltweit gelagerten 15.800 Atombomben zusammen noch über eine Sprengkraft von rund zweitausendfünfhundert Zweiten Weltkriegen verfügen!
Kurz: Das abrüstungspolitische Erbe Michail Gorbatschows, die sensationelle praktische Konsequenz seines Neuen Denkens, wurde mit voller Wucht mutwillig an die Wand gefahren. Eine kraftvolle Friedensbewegung wie in den achtziger Jahren ist immer noch nirgends in Sicht, der Widerstand gegen diese Entwicklung regt sich erst zaghaft.
Für ein „Neues Denken 2.0“!
Wenn es überhaupt eine Aussicht auf Abhilfe geben soll, dann wäre die erste Konsequenz, diese Tatsachen, so alarmierend sie sein mögen, endlich wieder zur Kenntnis zu nehmen und im allgemeinen Bewusstsein von Politikern und Bevölkerungen der direkt und mittelbar betroffenen Länder – also aller! – zu verankern. Eine Rückbesinnung auf die Prinzipien des Neuen Denkens, sprich: ein „Neues Denken 2.0“, ist heute not-wendiger denn je! Daher nochmal und sei es zum hundertsten Male:
Ein Atomkrieg kennt keinen Gewinner, sondern ausschließlich Verlierer. Entweder wir schaffen die Atombombe ab oder die Atombombe schafft uns ab! Wer den Frieden will, der muss – in Umkehrung des klassischen lateinischen Sprichwortes – den Frieden vorbereiten. Und das gilt nicht nur für die Politiker, sondern ebenso für die Staatsbürger aller Länder.
In diesem Sinne appellieren wir an die Menschen in den jetzt verfeindeten Staaten:
- Verweigern Sie sich der ‚Eskalation in den Köpfen‘, sprich: jeglicher Verteufelung der Menschen auf der jeweils anderen Seite!
- Knüpfen Sie freundschaftliche Kontakte über die Grenzen der – direkt oder indirekt – kriegführenden Staaten hinweg!
- Bauen Sie alle bestehenden Kontakte aus: in den Wirtschaftskooperationen, Städtepartnerschaften, im Sport, im Jugendaustausch und den interkonfessionellen Dialogen!
- Schaffen Sie eine ‚entfeindete Öffentlichkeit‘ über die politischen Lager und Grenzen hinweg – im virtuellen Raum und darüber hinaus!
- Befördern Sie eine ‚Kultur des Zuhörens und des direkten Dialogs‘!
- Schauen Sie nicht auf das, was Sie trennt, sondern auf das, was Sie verbindet!
Sollte sich die Politik der neuen Eskalation noch weiter verschärfen und ihr ‚von unten‘ kein Druck in Gestalt einer „Internationale für das Überleben der Menschheit“ entgegengesetzt werden, dann droht in letzter Konsequenz nichts weniger als – Globozid! Sei es militärisch via Massenvernichtungsmittel oder ‚friedlich‘ als Klimakatastrophe. Trägheit oder gar Resignation können wir uns nicht leisten. Nach wie vor gilt Einsteins Ermahnung: „Bloßes Lob des Friedens ist einfach, aber wirkungslos. Was wir brauchen, ist aktive Teilnahme am Kampf gegen den Krieg und alles, was zum Kriege führt.“
Dies wäre die beste Weise, das einzigartige politische Lebenswerk des vor einem Jahr verstorbenen Michail Gorbatschow angemessen zu ehren.
Prof. Dr. Ruslan Grinberg, wissenschaftlicher Leiter des „Institut für Wirtschaft“ der „Russischen Akademie der Wissenschaften“, Moskau und langjähriger Berater Michail Gorbatschows in Fragen der Ökonomie
🌈PEACE forever / Pax in aeternum / Мир навсегда / السلام للأبد / 永遠和平 / paz para siempre
Für immer Frieden
PEACE forever / Pax in aeternum / Мир навсегда /
السلام للأبد / 永遠和平 / paz para siempre
Hinweis: 👉🚩 "Brief an Putin" --- Am Literaturtelefon und im Internet
Blogger: Von Frau Marlies Jensen-Leier, die in meiner Geburtsstadt Schleswig und in Kiel wohnt und lebt, erhielt ich heute die folgende Pressemitteilung.
Pressemitteilung
Kiel, 30.07.2023
Marlies Jensen-Leier am Literaturtelefon
Am Literaturtelefon unter 0431/901-8888 und www.literaturtelefon-online.de liest die Autorin Marlies Jensen-Leier vom 31.7. bis 13.8. aus ihrem 2023 bei Books on Demand, Norderstedt erschienenen Essay „Brief an Putin“.
Der „Brief an Putin“ ist „ein diplomatischer Versuch“, wo alle Diplomatie vergebens scheint und nur noch die Sprache der Waffen gesprochen wird – vom Angreifer wie von den Angegriffenen. Und es mag befremdlich erscheinen, wenn man „angesichts des grausamen Angriffskriegs auf die Ukraine“ einen Brief an den Aggressor schreibt, der auf Einsicht hofft. Marlies Jensen-Leier versucht es trotz alledem und setzt in ihrer Vorbemerkung zum „Brief an Putin“ auch an unsere Adresse ein bedenkenswertes „Aber“: „Wenn im 21. Jahrhundert ein Despot, eine Gruppe, ein Gemeinwesen, ein Staat derart verbrecherisches Unwesen treibt, sollte der Rest der Welt dann mit verwandten Mitteln tätig werden? Noch nach dem Inferno, das von Nazi-Deutschland ausgegangen ist? Noch nach dem Vietnamkrieg und …? Noch angesichts des von uns Menschen herbeigeführten Klimawandels, der inzwischen alles Leben auf unserem Planeten bedroht? Noch kurz vor dem 80. Jahrestag der nach dem 2. Weltkrieg erneuerten Ansage, Nie wieder Krieg!’?
Marlies Jensen-Leier erinnert in ihrem Brief an die engen kulturellen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland – gerade auch mit dem ehemaligen Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf. „Wenn ich an Russland denk ...“, so die Autorin, fallen ihr eben diese vielfältigen Verknüpfungen im „Haus Europa“ ein, auf die man nicht nur aufbauen könnte, sondern gerade jetzt muss: „Es geht jetzt um einen neuen großen Anlauf zur Völkerverständigung. Gefragt ist eine Initiative der Vereinten Nationen, ein weltweiter Dialog auf allen Ebenen, in dem wir gemeinsam und schnell eine globale Kultur des Friedens schaffen, die alle Regionen unseres Planeten erreicht. In vielfältigem Kräfteverhältnis zueinanderstehend geht es jetzt darum, uns von uns aus als Individuen im Interesse der Weltgemeinschaft zurückzunehmen und uns für eine lebbare Zukunft für die kommenden Generationen einzusetzen. Ohne solches Zusammenwirken der Menschen, der Staaten, werden wir nicht zu friedlicher Koexistenz gelangen.“ Der „Brief an Putin“ ist so nicht nur an den Despoten gerichtet, sondern an uns alle. Es geht darin um die überlebensnotwendige Neuausrichtung des globalen Blickwinkels.
Marlies Jensen-Leier wurde 1950 als Fischertochter auf dem Schleswiger Holm geboren. Sie war hauptamtlich tätig in der Verwaltung und im politischen Bereich – im schleswig-holsteinischen Landtag, als Assistentin des schleswig-holsteinischen Europa-Abgeordneten Gerd Walter und von 1991 bis 1993 als Referentin des SPD-Bundesvorsitzenden Björn Engholm. Nach den politischen Ereignissen in Schleswig-Holstein 1993 stieg sie aus dieser Berufstätigkeit aus. Seitdem: Lesen – Denken – Schreiben: Auseinandersetzung mit dem Zustand unserer Gesellschaft in Form von Texten zu Biografie-/
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🌈🌦 1/11 - Der 5. Juni ist - WELT-UMWELT-TAG / Der 5. Juni ist - WELT-UMWELT-TAG
🌈🌦 5. Juni - WELT-UMWELT-TAG / 5. Juni - WELT-UMWELT-TAG
DER WORTE SIND GENUG - LETZTLICH SIND SIE BETRUG;
ALLEIN DIE TATEN ZÄHLEN - UND DER VERZICHT;
GLAUB' DEM, DER VOM "KLIMA" lebt! - NIEMALS NICHT!
🕊PFINGSTEN🕊 - Der Wind, der nicht nur Räder und Mühlen, sondern vor allem die Menschen selbst antreibt und bewegt ...
Von Stefan Weinert (c) 2023
Während meines Theologiestudium Anfang der 1980er Jahre, fragte ein Kommilitone den Dozenten, ob es sein könne, dass es vor der aktuellen Schöpfung der Erde schon einmal eine andere gegeben habe, die aber - wodurch auch immer - zerstört wurde, und von der nichts mehr übrig blieb als eben das dort beschriebene Chaos. Erstaunt frage der Lehrer, wie er, der Schüler, denn darauf komme. Volker, so hieß mein Studienkollege, verwies auf den zweiten Satz der Genesis (1. Buch Mose) wo zu lesen ist: "Und die Erde war (kann auch mit "wurde" übersetzt werden) wüst und leer und Finsternis war über der Tiefe ("Flut")." Das, so meinte mein Mitstudent, klänge nach einer vorherigen Erde, die zerstört worden wäre.Natürlich wiegelte unser Dozent ab. Und wird alle anderen gleich mit. Denn das passte nicht in die allgemeine Theologie der Akademie, auf der wir studierten. Mich allerdings hat dieser Gedanke später in meinem Leben wieder eingeholt, und nie so richtig losgelassen. Denn bekanntlich steht im hebräischen Urtext bei "wüst/öde und leer" das schon sprichwörtlich gewordene tōhū wā-ḇōhū, was soviel wie "heilloses Durcheinander, Chaos, Wirrnis, Irrnis" bedeuten kann. Und seit den 1990er Jahren ist mir bewusst, dass es - durch Menschen gemacht - wieder soweit kommen kann.
Da bereits in Vers 1 des ersten Kapitel der Genesis (Geschichte von den Menschen-Generationen) berichtet wird, dass Gott die Erde schuf, sahen und sehen mein damaliger Dozent und die traditionelle Auslegungen bis heute hier einen Beweis für die so genannte "creatio ex nihilo", die Gottes Schöpfung aus dem Nichts: Gott (in der Genesis steht Gott im Plural; Elohim = die Götter), so sagen sie, habe aus dem Nichts das Chaos geschaffen, um es dann zu ordnen. Andere, moderne und liberale Theologen, haben diese Vorstellung aufgegeben. Heute gilt unter ihnen als Konsens, dass das tōhū wā-ḇōhū eine vorgegebene Größe war, an der Gott erschaffend handelte. - Vorgeben oder hervorgerufen durch ...? Das ist die Frage.
Je mehr ich mich als Kriegsgegner (schon immer) und Umweltschützer (seit 1994) entwickelt habe und sehe - und mich auch oute, um so mehr ist mir bewusst, dass diese Erde sich einem "TOHU WA BOHU 2.0" nähert und unser Planet, wie am Beginn der ersten (?) Erdgeschichte, zu einem Chaos in völliger Dunkelheit wird, wo aber auch rein gar nichts überleben kann.
Und das nicht durch einen Kometen a la Armageddon, sondern durch amerikanische, russische und chinesische Atombomben, deutschem und europäischem Kriegsgebaren --- oder eben den völligen und totalen menschengemachten Klimakollaps. Dann ist es vorbei mit der Genesis - mit der Geschichte der Generationen - dann ist es wirklich bald die letzte Generation auf Erden - und vielleicht, wenn Gott oder die Götter es wollen, entsteht nach weiteren Milliarden Jahren eine neue Schöpfung.
https://th.bing.com/th/id/OIP.SSbHzz86cPoMZPfZDv_OiwHaFa?w=247&h=180&c=7&r=0&o=5&pid=1.7
Doch es gibt Hoffnung. Da heißt es nämlich auf der ersten Seite der Genesis - gleich nach dem "Chaos auf Erden", dass der Geist Gottes über dem ganzen zerstörten und/oder wüsten/öden Planeten schwebt. Das hebräische Wort im Urtext der Genesis heißt hier RUACH und wird auch mit Hauch, Wind oder Atem übersetzt. Übrigens ist RUACH ein weiblicher Begriff.
Sogar Professor Harald Lesch, der nun wirklich kein frömmelnder Theologe ist, bezieht sich auf die ersten Verse der Genesis - und zwar konkret auf den unserem Text folgenden Satz: "Und Gott sprach: Es werde Licht - und es wurde Licht." Lesch, der die Urknalltheorie vertritt (wie es auch Einstein nach vorherigem Widerstand tat) weist darauf hin, dass am "Beginn" sämtliche damals vorhandene Elemente (es waren noch nicht 92, die entstanden erst im Laufe der Zeit) in einem einzigen winzigen Punkt konzentriert waren, dessen Masse so dicht und die Anziehung so stark war, dass kein Licht von ihm entweichen konnte. Erst nach rund 370.000 Jahren seit dem " Big Bang" und dem entsprechenden Zeitraum der Expansion, konnte sich das Licht "frei machen" und entfalten. Wobei wir uns klar machen müssen, das Licht = Energie von Beginn an galt und bis heute gilt: Es werde Energie frei - so könnten wir modern gesprochen, Gottes ersten Worte übersetzen. Und ohne Energie, ohne Licht - gibt es kein Leben!
Eine Seite weiter in der Bibel wird berichtet, dass der Schöpfer aus dem "Staub des Erdbodens" den Menschen bildete. Wenn man's wörtlich nimmt, stimmt das chemisch und physikalisch und biologisch sogar, denn der Verwesungsprozess des Menschen (wenn er nicht verbrannt wird) endet mit und in "Staub und Erde".
Adam = hebräisch: Mensch; und Adama (Erdboden); und Dam (Blut) zeigen, worum es geht und wie hier die Zusammenhänge sind. Doch in diesem Stadium war der Mensch noch nicht MENSCH. Denn auch die Tiere sind aus dem selben Material geschaffen, wie der Mensch = aus Staub! Gott/die Götter hauchten diesem Gebilde aus Staub der Erde, seinen/ihren Geist (ruach) ein - und es heißt in dem Text: "So wurde der Mensch eine lebendige Seele."
So jedenfalls haben Luther und eigentlich alle anderen es übersetzt. Doch dort wo wir heute "Seele" lesen, ist nicht das gemeint, was heute allgemein unter diesem Begriff - Psyche - zu verstehen ist. Das hebräische Wort "nefesch", das Luther und andere mit "Seele" wiedergeben, hat im Deutschen keine wirkliche Wort-Entsprechung. Nefesch bedeutet: Vitalität, sprudelnde Lebensenergie, Leidenschaftlichkeit. Und da dies die Auswirkung des Gottesgeistes sind, muss auch Gott voller Vitalität, sprudelnde Lebensenergie, Leidenschaftlichkeit sein.
Im Akkadischen (eine ausgestorbene semitische Sprache) bedeutet das mit nefesch verwandte napištu sowohl „Kehle“ als auch „Leben“; arabisch nafs bedeutet „Seele, Leben, Person“ und, reflexiv gebraucht, „sich selbst.“ In der ugaritischen Sprache (alte, semitische Sprache um 1300 vor unserer Zeitrechnung) hat das Lexem (Bedeutungseinheit) npš folgende Bedeutungen: 1. Kehle, Schlund; 2. Appetit, Sehnen; 3. Atem, Kraft; 4. Lebensgeist; 5. Bevölkerung; 6. inneres Organ oder Organe. Vieles davon begegnet uns im Bibelhebräischen wieder.
Wer also vom Geist des Schöpfergottes angehaucht oder sogar gefüllt, erfüllt ist, wird alles andere tun, als Leben zu zerstören und die Grundlage des Lebens, die Natur, ins Chaos zu stürzen. Es ist nicht Gott, der Kriege anzettelt, der die Natur zerstört - WIR sind es, wobei in diesen Fällen das Wort "Mensch" unangebracht ist. So jedenfalls verstehe ich das.
- Solange wir aneinander betrügen, benachteiligen, ausschließen, übervorteilen, Kriege anzetteln oder unterstützen, uns gegenseitig verletzen und töten, solange wir Raubbau an der Natur betreiben, sind wir Menschen ohne den Geist des Schöpfers, sind wir letztlich animalisch, ja schlimmer. Denn Tiere tun nicht, was Menschen sich und der Natur antun, oder?
PFINGSTEN, der fünfzigste (griech.: = pente) Tag nach Ostern, ist für alle da. Denn an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, nicht an der Kirchenzugehörigkeit, dem Parteinamen oder dem Glaubensbekenntnis.
Wer aber den Geist Gottes - und damit Gott gleich inklusive - für sich und/oder seine Glaubensgemeinschaft vereinnahmt, wie es beispielsweise die so genannten Charismatiker und/oder andere fundamentalistische Glaubensgemeinschaften tun, der lebt in einer großen Täuschung. Ruach ist nicht ohne Grund auch mit "Wind" zu übersetzen. Und der - ob nun in der Natur oder metaphysisch gesehen - weht wo er will.
Das ist übrigens ein Satz, den der historische Jesus in einem Gespräch mit einem jüdischen Gelehrten ausspricht. Der hieß Nikodemus und war ein heimlicher Verehrer Jesu. In diesem Gespräch geht es genau um das Thema "Pfingsten". Nämlich um die Frage, wer von dem Geist Gottes "begeistert" ist - und wer nicht. Wer die Bibel nicht als staubige und überflüssige Patina, sondern als den "Einblick in das menschliche Leben" betrachtet, weiß warum es geht.
All das "fleischliche" Streben nach vergänglichen Dingen (Geld, Macht, Sex, Besitz, Reichtum, ...) und den damit oft verbundenen Zerstörungen von Mitmenschen und Natur, sind nicht Kennzeichen von "Geist Gottes" (das, was ewig Bestand hat), sondern werden mit dem Menschen im Grab vermodern. Deshalb "bläut" der einfache Zimmermann aus Nazareth dem hoch Studierten folgendes ein:
- Was vom Fleisch (Staub und Erde) geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist (Gottes) geboren wird, das ist Geist. Wunder dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Genauso ist jede/r, der/die aus dem Geist geboren ist. (Johannes, Kapitel 3)
Das haben wohl einige überlesen, überhört oder ignoriert, jene, welche einen Absolutheitsanspruch auf Gottes Geist erheben - und das ist (siehe oben) nicht nur die Römische Kirche - und jene (und davon gibt es viele) die meinen, sie handeln "christlich" oder "biblisch" oder im Sinne irgendeines Gottes (Jahwe, Allah ...) oder eines von Gott Gesandten (Mose, Jesus, Mohammed ...) --- und zerstören doch sich selbst, den Mitmenschen und die Natur. Gott - wenn es ihn den gibt, oder die Götter - kann niemand a) vereinnahmen, und auch nicht b) berechnen und in ein festes Schema einordnen (was die Kirchen gerne tun).
PFINGSTEN 2023 heißt für mich: FRIEDEN ohne Waffen, Schonung der Umwelt durch Einfachheit und Verzicht, bereit zur Versöhnung und der ausgestreckten Hand. Und da muss auch der Blogger sich jeden Tag überprüfen ...
ICH WÜNSCHE MEINEN LESERN DEN WIND GOTTES, DER UNS ANTREIBT, UM DIE ENERGIE ZU ERZEUGEN, DIE DAS EIGENE LEBEN UND DAS DES/DER ANDEREN UND DIE NATUR ERHÄLT!
FRIEDEN - Vorbedingung für Gerechtigkeit aller Werte, z. B. wie wirtschaftlicher Aufschwung und Wohlstand und für die Befriedigung eines elementaren Sicherheitsbedürfnisses des Menschen.
Dritter Beitrag
Frieden kann als die stabile Abwesenheit von Krieg und – allgemeiner – von Gewalt verstanden werden. Dies kann allerdings nur eine erste Annäherung sein. Niemand wird sagen wollen, dass bereits die Existenz von einigen wenigen gewaltsamen Einbrüchen pro Jahr den Frieden einer Gesellschaft unterminieren würde. Frieden kann deswegen nicht die vollständige, sondern nur die weitgehende stabile Abwesenheit von Gewalt verlangen. Der Friedensbegriff ist insofern ein vager Begriff mit unscharfen Grenzen. Ob diese Grenzen überschritten werden, hängt nicht nur davon ab, wie häufig und in welcher Intensität Gewalt vorkommt, sondern auch davon, ob es ein „Klima der Gewalt“ gibt, d.h. wie sehr das Thema der Gewalt das Denken und Leben in einer Gesellschaft bestimmt.
Wie ist das Verhältnis zwischen Frieden und Gerechtigkeit zu sehen? Manche Politologen scheinen der Auffassung zu sein, dass Frieden in einem engen kausalen Zusammenhang zu Gerechtigkeit steht. Sie gehen davon aus, dass die Verwirklichung von Gerechtigkeit eine notwendige Vorbedingung für die Realisierung von stabilem Frieden ist: Erst wenn soziale Gerechtigkeit herrscht und historisches Unrecht aufgearbeitet ist, kann eine Gesellschaft wirklich zu Frieden finden. Obwohl diese Auffassung bestimmt einige Plausibilität für sich beanspruchen kann, ist sie letztlich nicht überzeugend. Erstens gibt es neben der Gerechtigkeit viele weitere Faktoren, die über die Möglichkeit und Stabilität von Frieden entscheiden: Klug gestaltete Institutionen mit funktionierenden checks and balances, ökonomische und kulturelle Faktoren dürften mindestens ebenso wichtig sein. Gerechtigkeit mag eine Rolle spielen, aber nur als ein Faktor neben anderen.
Zweitens trägt Gerechtigkeit nur dann zur Möglichkeit und Stabilität von Frieden bei, wenn die relevanten Gruppierungen sich einig darüber sind, was Gerechtigkeit ist. Und dies ist natürlich bei den meisten Konflikten dieser Welt nicht der Fall. In einem Konflikt wie dem zwischen Israel und den Palästinensern wird man kaum dadurch zu Frieden kommen, dass man eine umstrittene Vorstellung von Gerechtigkeit zu realisieren versucht. Das Streben nach Gerechtigkeit kann hier vielmehr die Erreichbarkeit von Frieden erschweren. Gerechtigkeit ist deshalb nicht als kausal notwendige Vorbedingung für stabilen Frieden zu sehen.
Manche Philosophen stellen auf eine andere Art und Weise einen engen Zusammenhang zwischen Frieden und Gerechtigkeit her. Sie sehen Frieden umgekehrt als bloße Vorbedingung für die Realisierbarkeit von Gerechtigkeit und leugnen deshalb, dass Frieden ein eigenständiger Wert ist. Stattdessen hat Frieden aus ihrer Perspektive nur instrumentellen Wert als Mittel zur Realisierung von Gerechtigkeit. Diese Auffassung scheint jedoch unhaltbar: Frieden ist nicht nur eine Vorbedingung für Gerechtigkeit, sondern eine Vorbedingung für die Realisierung fast aller Werte, für wirtschaftlichen Aufschwung und Wohlstand, und für die Befriedigung eines elementaren Sicherheitsbedürfnisses des Menschen. Es wäre merkwürdig zu behaupten, dass alle diese Dinge wiederum nur Mittel für die Realisierung von Gerechtigkeit sein sollen, weswegen Frieden instrumentellen Wert auch unabhängig von Gerechtigkeit hat. Frieden kann darüber hinaus natürlich als an sich („intrinsisch“) wertvoll angesehen werden. Und insofern Frieden einen von Gerechtigkeit unabhängigen instrumentellen und intrinsischen Wert hat, ist Frieden ein eigenständiger Wert.
Dass Frieden und Gerechtigkeit eigenständige Werte sind, sollte man bei vielen konkreteren politischen Fragen im Blick behalten. Als Beispiel möge die derzeit aktuelle Frage der Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien, Irak und Afghanistan dienen. Schon aus Gerechtigkeitsperspektive ist dies ein komplexes Thema. So scheint etwa innergesellschaftliche soziale Gerechtigkeit, zumindest insofern sie durch Maßnahmen wie Mindestlöhne geschützt wird, in einem Spannungsverhältnis zu globaler Migrationsgerechtigkeit zu stehen. (Wobei man m.E. überzeugend argumentieren kann, dass das Bewahren innergesellschaftlicher Gerechtigkeit nicht auf Kosten der Ärmsten der Welt gehen sollte). Zumindest jedoch scheint klar und weitgehend konsensfähig, dass es ein Gebot der Gerechtigkeit ist, Flüchtlinge, die vor Krieg und politischer Verfolgung fliehen, nicht abzuweisen. Mein Punkt nun ist, dass man nicht nur über die Gerechtigkeit der Aufnahme von Flüchtlingen nachdenken muss, sondern auch über die Folgen für den gesellschaftlichen Frieden. Ich will damit nicht sagen, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in der gegenwärtig in Deutschland praktizierten Form eine gravierende Bedrohung für den Frieden darstellt. Im Gegenteil, viele scheinen mir die den mittelfristig zu erwartenden Nutzen und die Chancen zu unterschätzen. Doch falls es gut begründete Sorge geben sollte, dass die Migrationspolitik zu einer Bedrohung für den inneren Frieden werden kann, dann ist dies unabhängig von Gerechtigkeitserwägungen zu bedenken.
Zum einen müssen der Zulauf zu rechtsextremen Gruppierungen und ihre Gewaltbereitschaft beobachtet werden. Zum anderen gilt es zu verhindern, dass wie in Brüssel Viertel entstehen, die einen Nährboden nicht nur für Kriminalität, sondern auch für Terrorismus darstellen. Dies spricht jedoch zunächst und in erster Linie für eine Politik, die es Immigranten ermöglicht, rasch ein Teil der Gesellschaft zu werden, nicht für eine ungerechte Migrationspolitik.
Literatur:
Czempiel, Ernst-Otto 2006: Der Friedensbegriff der Friedensforschung. In A. Sahm, M. Sapper und V. Weichsel (Hg.): Die Zukunft des Friedens: Eine Bilanz der Friedens- und Konfliktforschung (S. 83-93). Wiesbaden: VS Verlag.
Forst, Rainer 2013: The Normative Order of Justice and Peace. In G. Hellmann (Hg.): Justice and Peace: Interdisciplinary Perspectives on a Contested Relationship (S. 69-89). Frankfurt a.M.: Campus.
Kukathas, Chandran 2006: The Mirage of Global Justice. Social Philosophy and Policy 23: 1-28.
Margalit, Avishai 2010: On Compromise and Rotten Compromises. Princeton: Princeton University Press.
Wendt, Fabian 2016: Compromise, Peace and Public Justification: Political Morality beyond Justice. London: Palgrave Macmillan (im Erscheinen).
FRIEDENSFORUM (2): Kann die Bösartigkeit der menschlichen Natur überhaupt Frieden schaffen? Kant und Freud über "Natur" und "Todestrieb" ...
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Zweiter Beitrag
https://www.deutschlandfunkkultur.de/frieden-krieg-immanuel-kant-100.html
Unser moderner Begriff von Frieden geht nicht zuletzt auf eine Schrift von Immanuel Kant von 1795 zurück. Der Titel setzt sich gleich fest. Er klingt nach einem süßen Traum. Und in diesen Tagen wie blanker Hohn: „Zum ewigen Frieden“.
Es bedurfte eines Wirtshausschildes, dessen Bild Kant entdeckte, mit dem Schriftzug „Zum ewigen Frieden“, um dem Philosophen diese Idee einzugeben. Der ewige Friede ist also nur ein Wirtshausname. Und, ironischer Coup: Das Bild unter dem Schriftzug zeigte einen Friedhof.
FRIEDENS-FORUM // Beiträge zum Thema "Frieden" - Der Sinn einer Rechtsordnung ist, „Frieden und einen Geist der Freundschaft“ zu kultivieren.
Erster Beitrag
Eine Rede wider den Krieg
von Dr. phil. Christoph Quarch, freischaffender Philosoph und Autor. Er lehrt an verschiedenen Hochschulen und veranstaltet philosophische Reisen, u.a. mit ZEIT-Reisen. www.christophquarch.de
https://ethik-heute.org/die-macht-des-friedens/
Krieg und Herrschaft zerstören alles Lebendige und ersetzen Politik durch Gewalt. Russlands Krieg in der Ukraine ist unbedingt abzulehnen. Der Philosoph Christoph Quarch fordert den Westen auf, sich von der Illusion zu verabschieden, dass alles von allein gut wird. Wir müssen Europa einen und das Politische stärken.
„Der Krieg ist der Vater aller Dinge.“ Der Denker, der das sagte, war kein Kriegstreiber und auch kein Militarist. Im Gegenteil: Heraklit von Ephesos (545-475 v.Chr.) war ein Philosoph der Harmonie. Die stimmige Einheit in der Vielheit war sein großes Thema. Doch sah er, was der Krieg bewirkt: „Die einen macht er zu Sklaven, die anderen zu Herren.“ Der Krieg bestimmt die menschlichen Verhältnisse. Er macht klar Tisch. Und er macht Ernst. Unbedingt.
Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Kriege immer noch so viele Menschen faszinieren. Auch jetzt, da in der Ukraine Krieg ist. Niemand spricht es deutlich aus, doch schwingt in der Berichterstattung eine sonderbare Saite mit: eine Faszination für das existenzielle Entweder-Oder, das auch bei Heraklit anklingt.
Vielleicht ist es auch ein – unsanftes – Erwachen aus einer Trance des „Alles wird gut“, in die sich so viele Menschen in der Postmoderne eingerichtet haben. Der Krieg in der Ukraine und die russische Drohung einer nuklearen Eskalation führen uns in aller Schonungslosigkeit vor Augen: Nein. Es wird nicht alles gut. Und in der Ukraine schon mal gar nicht.
Der Krieg wischt auch die liebste unserer Illusionen fort: den Glauben daran, dass der Markt die Politik ersetzen kann. Der Markt, der nach dem neoliberalen Dogma die regulatorische Kraft par excellence ist, versagt angesichts der kriegerischen Gewaltentfesselung komplett. Er kann selbst zur Waffe werden, aber damit wird er der Logik des Krieges unterworfen.
Es scheint, als brächte uns der Krieg zurück, was wir im Westen ganz vergessen hatten: den Ernst des Politischen – den Ernst eines Politischen, das seinerseits ein Kind des Krieges ist, wie es der nationalsozialistische Jurist Carl Schmitt in seiner Abhandlung über den „Begriff des Politischen“ von 1932 behauptet hatte. – Der Krieg ist der Vater aller Dinge.
Putin wird Herrschaft bekommen, aber keine MachtGleichwohl ist er unbedingt abzulehnen. Mag der Krieg der Vater von Ordnungen und Verhältnissen sein. Er ist ganz sicher nicht der Vater des Lebendigen. Im Gegenteil: Er ist ein Schlächter, der das Leben überall zerstört: das menschliche Leben sowieso, aber auch das Leben der Natur. Auch das muss angesichts eines inakzeptablen Krieges im 21. Jahrhundert gesagt werden. Wer heute bombt und Panzerdivisionen auf die Reise schickt, begeht nicht nur ein Verbrechen an der Menschheit, sondern auch ein Verbrechen an der Erde.
Aber selbst wenn der Krieg nicht millionenweise Leben kosten würde, ist er unbedingt abzulehnen. Auch wenn kein einziger Schuss fallen würde und alleine Worte, Cyber-Attacken oder Drohungen als Waffen zum Einsatz kämen, wäre er auf keine Weise akzeptabel. Schon gar nicht als ein Instrument der Politik.
Denn der Krieg macht Politik unmöglich. Er ersetzt Politik durch Gewalt – und Gewalt ist etwas anderes als Politik. Niemand hat diesen Gedanken so pointiert vorgetragen wie die Philosophin Hannah Arendt.
Sie hat gezeigt, dass sich Gewalt einer durch und durch unpolitischen Logik verdankt: einer Logik, die nie das Gemeinwesen – die Polis – und dessen Wohlergehen vor Augen hat, sondern lediglich die Herrschaft über Menschen. Hinter Gewalt und Krieg steht nie das Leben, sondern immer nur der Willen; genauer, mit Friedrich Nietzsche, der Willen zur Macht.
Krieg und Gewalt folgen der instrumentellen, nicht der politischen Vernunft. Sie gehören in die Welt der Technik, die Methoden und Instrumente ersinnt, um zu bekommen, was man will. Gewalt, so Hannah Arendt, ist immer instrumentell. Ein Instrument, das seine Legitimität allenfalls aus den Zwecken bezieht, die mit ihm verfolgt werden. Deshalb muss selbst Putin irgendwelche Zwecke imaginieren, die die von ihm entfesselte Gewalt legitimieren sollten. Er könnte es sich sparen, denn die ganze Welt weiß, dass es ihm allein um Herrschaft geht – um Herrschaft und um Macht.
Erstere wird er bekommen. Letztere nicht. Denn, auch diese Einsicht verdanken wir Hannah Arendt, Macht ist auf dem Wege der Gewalt nicht zu gewinnen.
Macht wächst nur auf dem Boden der FreiheitPutin wird nicht anders können, als eine auf Dauer gestellte Gewaltherrschaft in der Ukraine zu implementieren – und in seinem eigenen Land. Die Gewaltmittel dazu hat er. Das ist das Verstörende.
Macht über die Menschen aber wird er nicht bekommen. Macht entsteht aus der freien Zustimmung der Menschen, nicht aus ihrer Unterdrückung. Anders als Gewalt wächst Macht nur auf dem Boden der Freiheit bzw. im Raum des Politischen, der es Menschen erlaubt, sich zusammenzuschließen und als Gemeinwesen zu handeln. Macht ist eine Frucht der Politik, nicht das Produkt von Gewalt.
Deshalb wurzelt das Politische niemals im Krieg. Wer wie Putin Kriege führt, treibt keine Politik, sondern nutzt Gewalt als Instrument einer Technik des Beherrschens, die das Politische und damit auch Freiheit und Lebendigkeit zerstört.
Deshalb ist der Krieg selbst da abzulehnen, wo er „kalt“ bleibt und nur durch Drohungen geführt wird. Auch Drohungen sind Gewalt. Er zerstört das Menschliche. Dem Menschlichen dient nur die Politik bzw. die Diplomatie.
In einem der ältesten politiktheoretischen Diskurse der europäischen Kultur geht es um die Frage, wie Menschen und Staaten auf sinnvolle Weise miteinander umgehen können.
In seinem Dialog „Die Gesetz“ (gr. Nomoi) lässt Platon einen der Gesprächspartner behaupten, alles staatliche Handeln müsse darauf angelegt sein, Macht zu generieren und im Kriegsfall zu obsiegen; „weil nichts anderes, weder Besitztümer noch Einrichtungen, irgendeinen Nutzen gewähren, sofern man nicht im Kriege den Sieg davontrage“ (Lg. 626a+b). Der Sinn einer Rechtsordnung sei daher, ausreichend Gewalt mobilisieren zu können, um erfolgreich im Krieg bestehen zu können.
Dem lässt Platon einen namenlosen Athener – in dem viele Interpreten die Stimme des Autors selbst vermuten – entgegnen: Der Sinn einer Rechtsordnung könne immer nur sein, „Frieden und einen Geist der Freundschaft“ zu kultivieren.
Denn nur auf dem Fundament des Friedens kann ein Haus des Politischen errichtet werden, in dem Menschen mit der Macht der Gemeinsamkeit in Freiheit handeln. Politik, die wirklich ihren Namen verdient, kann niemals eine Technik der Gewalt bzw. des Krieges sein, sondern immer nur eine Kunst bzw. Kultur des Friedens. Und sie ist das Einzige, mit dem man der Gewalt des Krieges dauerhaft begegnen kann.
Der Westen muss die Macht des Politischen wieder stärkenDer Westen – das ist die schmerzliche Lektion, die wir jetzt lernen müssen – hat es in den letzten Jahren versäumt, die Kunst des Friedens mit Russland zu praktizieren. Es war nicht gut und auch nicht wahr, Russland als „Regionalmacht“ (Barak Obama) zu diffamieren. Und es war töricht zu glauben, mit Hilfe des Marktes und der Wirtschaft (die ebenfalls der instrumentellen Vernunft folgen) Russland unter Kontrolle zu halten.
Auf diese Weise konnte kein auf Dauer friedliches, spannungsvolles, aber stimmiges Verhältnis zu Russland geschaffen werden. Für die Rettung der Ukraine ist es nun zu spät. Für die Rettung Europas – hoffentlich – noch nicht.
Das Gebot der Stunde kann nur eines sein: Der Westen darf sich nicht der Logik der Gewalt unterwerfen. Er muss, im Gegenteil, die Macht des Politischen wiederentdecken und so schnell es geht entfesseln. Und das heißt zweierlei.
Erstens: Das Ökonomische muss hinter das Politische zurücktreten. Der Markt hat schon in der Pandemie versagt, und er versagt noch mehr im Krieg. Der Neoliberalismus ist nicht unsere größte Stärke, sondern im Gegenüber zu einer aggressiven Atommacht unsere größte Schwäche.
Zweitens: Wir müssen als politische Einheit zusammenfinden. Wir, das ist vor allem die Europäische Union. Sie muss dringend zu einem politischen Raum Europas ausgebaut werden, der mit einer kraftvollen Stimme gegenüber Russland sprechen kann.
Solange es hier Polen, Ungarn, Tschechien und dergleichen gibt, wird der russische Hunger nach diesen Nationen bleiben. Deshalb: Schluss mit dem nationalstaatlichen Denken! Ein einiges Europa, besser heute als morgen. Nutzen wir die Ungunst dieser Stunde dazu, endlich das Notwendige zu tun! Machen wir Ernst!
Nutzen wir den Frieden im Bereich der Europäischen Union, um in ihr eine menschliche und lebensdienliche politische Macht zu erzeugen. Üben wir die Kunst des Friedens für ein machtvolles politisches Europa, das in nicht mehr allzu ferner Zukunft auch mit Russland koexistieren kann.
Üben wir die Kunst des Friedens, denn allein der Frieden ist es, der das Leben und das Menschseins möglich macht. Mag der Krieg der Vater aller Dinge sein: Der Frieden ist die Mutter allen Lebens.