Bewusstsein über den Tod hinaus? - Nahtoderfahrungen zeigen, worauf es in diesem Leben ankommt: Licht- und Liebesenergie -- statt Geld, Ruhm und Erfolg!
Nahtoderfahrungen sind am rätselhaftesten, wenn das Herz stillsteht, und das Gehirn nachweislich nicht mehr arbeitet, der Mensch also tief bewusstlos ist. Hier stellt sich die Frage nach dem Bewusstsein, das diese Erlebnisse ermöglicht. Experte Wolfgang Knüll liefert spannende Antworten.
Warum wird allgemein angenommen, dass Nahtoderfahrungen im Gehirn entstehen?Im Rahmen der Entwicklung der klassischen, materialistisch orientierten Naturwissenschaft hat sich eine Denkweise herausgebildet, die sich alle Phänomene der Natur für erklärbar hält. Also können Nahtoderfahrungen nur im Gehirn entstehen, weil das Gehirn ja notwendigerweise Bewusstsein produziert. Aber tatsächlich haben wir absolut keine Ahnung, was Bewusstsein eigentlich ist und wo im Kopf es verortet werden könnte. Da sind wir immer noch bei Descartes. Die Ansicht, dass Nahtoderfahrungen im Gehirn entstehen, beruht also keineswegs auf gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnis. Und was ist eine solche Annahme wert, wenn das Herz stillsteht, das Gehirn in Bewusstlosigkeit nicht mehr arbeitet? Dann muss man diese Erklärung endgültig beiseitelegen. Es ist, frei nach Thomas Huxley, die Erledigung einer schönen Theorie durch eine hässliche Tatsache.
Welche Rolle spielt die Wissenschaft bei der Deutung von Nahtoderfahrungen?Schon seit Beginn der Nahtodforschung in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, hat die Naturwissenschaft das Feld zunächst der Psychologie und der Medizin sowie einigen Neurowissenschaftlern überlassen. Zu sehr fürchtete man einerseits die Nähe zur Esoterik und andererseits die drohende Abkehr von vielen liebgewonnenen Überzeugungen, wenn Nahtoderfahrungen doch nicht hirnbedingt sind. Die etablierte klassische Naturwissenschaft hält sich deshalb leider aus der Forschung ziemlich heraus, abgesehen von ein paar Versuchen, die elektromagnetischen Entladungen des Gehirns beim Sterbeprozess zu Nahtoderfahrungen umzudeuten. Aber Elektromagnetismus erklärt keine Nahtoderfahrung. Es wäre so, als wollte man mit der Entladung eines Blitzes den Regenbogen beweisen. Außerdem bekommt man keine Forschungsgelder, weil mit Nahtodforschung nichts zu verdienen ist.
Um das zu beantworten, muss man wissen, was erlebt wird. Die Nahtoderfahrenden nach Herzstillstand und Bewusstlosigkeit sagen, dass sie tot waren. Denn ein Mensch ist de facto tot, wenn das Herz nicht mehr schlägt und das Gehirn infolge Sauerstoffmangels nach 20–30 Sek. ausgeschaltet ist. Und wenn niemand eingreift, bleibt der Mensch tot. So war es früher immer. Das haben wir verdrängt, weil man heute eingreifen kann, mit Intensivmedizin. Bestenfalls dauert es 30 Sekunden bis 1 Minute, bevor jemand mit Wiederbelebung beginnt, meist jedoch viel länger. Für kurze Zeit ist der durch Sauerstoffmangel einsetzende Zelltod zu stoppen. Das nennt die Medizin den klinischen Tod. Der Einwand, da könnte es nach oft etlichen Minuten ohne Sauerstoff noch unmessbare Hirnströme geben, halte ich für Unfug. Die Zellaktivität ist nämlich eigentlich die gleiche wie bei der Diagnose des Hirntodes. Niemand kommt bei Hirntod – Bedingung für Organtransplantation – auf die Idee, dass da irgendetwas Unmessbares sein könnte, das eine Nahtoderfahrung macht.
Genau in dieser Zeit, wenn die Anatomie sich verabschiedet hat, findet die Nahtoderfahrung statt, und zwar in einem über jedes menschliche Maß hinaus erweiterten Bewusstseinszustand. Man sieht und hört alles, samt den Gedanken aller, durch Wände hindurch und über Kontinente hinweg, evtl. mit abgedeckten Augen unter Laken im Operationssaal oder eingeklemmt in einem Autowrack. Dafür gibt es unbestechliche Zeugen, nämlich Professoren, Ärzte, Krankenhauspersonal, Angehörige – und es werden dank moderner Medizin immer mehr. Nicht selten wird ein Lebenspanorama erlebt, manchmal gefühlt wie im Zeitraffer, aber meist dauert alles genauso lang, wie es in Echtzeit dauerte. Jahrzehnte finden ggf. in ein paar Minuten statt. Länger dauert eine Nahtoderfahrung ja real nicht. Das ist von größter Bedeutung, denn das ist nur außerhalb unseres Raumzeitgefüges vorstellbar.
Die Quantenmechanik kennt das Phänomen und nennt es Nichtlokalität. Am meisten beeindruckt Nahtoderfahrende die unvorstellbare, bedingungslose Licht-Liebesenergie. Das hinterlässt einen unauslöschlichen Eindruck in ihrer Seele. Diese Liebe bestimmt ab sofort ihr gesamtes Leben.
Welchen Einfluss haben Nahtoderfahrungen auf die allgemeine Gesundheit?Auf die Gesundheit zunächst die, dass die Nahtoderfahrenden ja überleben. Oft werden sie sogar zurückgeschickt mit dem Hinweis, dass auf Erden noch eine Aufgabe auf sie warte. Da gefällt mir der Umkehrschluss: Wenn die Rückkehrer alle eine Aufgabe haben, was ist mit uns, die wir hier sind? Haben wir auch alle eine Aufgabe? Es ist vermutlich die gleiche wie die der Nahtoderfahrenden: Das Menschliche zählt. Was die Welt für wichtig hält, Geld, Ruhm und Erfolg sind uninteressant. Viele Nahtoderfahrende gehen in soziale Berufe. Sie erkennen die im Nahtoderlebnis aufleuchtende Liebe als ultimatives Prinzip, als Lebenszweck und Lebensziel. Insofern muss man die allgemeine Gesundheit im Kontext mit einem zufriedenen, sinnvollen Leben sehen, in dem es keine Angst vor dem Tod besteht mehr gibt.
Was können wir aus Nahtoderfahrungen lernen?Wenn wir akzeptierten, was die Nahtoderfahrenden wissen, dass das Lebendige nicht stirbt, sondern sich im Moment des anatomischen Todes in einem erweiterten Bewusstsein voll entfaltet, das nicht hirngebunden ist, dann bekäme das Erdenleben einen neuen Sinn. Schließlich ist der sogenannte Fortschritt aktuell erfolgreich damit beschäftigt, den Homo sapiens zu einem Konsumidioten, einem Konsumo debilis zu degenerieren. Fröhlich twitternd hält er Vitalität für Leben und Individualität für Persönlichkeit und ist mangels transzendenter Perspektive auf dem besten Weg, die Erde samt Menschheit ganz nebenbei zu zerstören.
Wenn aber Vorher, Jetzt, Nachher zusammenhängen, wenn jeder Gedanke zählt, dann erscheinen Ausbeutung der Erde, Kriege noch absurder, denn wir kämpfen ja immer nur gegen uns selbst. Bedingungslose Liebe als Essenz machte jede Gewalt unsinnig. Der Wert des Lebens müsste an Ewigkeit und nicht an Gegenwart gemessen werden. Materialismus, Körperoptimierung, Konsum um jeden Preis wären erwiesenermaßen ohne irgendeinen Sinn. Und welche Macht hätten die Mächtigen dann noch über uns? Dass uns ausgerechnet in einem aufgeklärten Zeitalter, mit anscheinend menschlicher Allwissenheit und schier unbeschränkten Möglichkeiten, durch die Nahtoderfahrung ein Fenster zu einer erweiterten Einsicht geöffnet wird, halte ich keineswegs für Zufall. Aber das wäre ein anderes Thema.
Eine Nahtoderfahrung ist jedenfalls ganz einfach und vollständig zu erklären, wenn Bewusstsein kein Hirnprodukt darstellt.