🕊PFINGSTEN🕊 - Der Wind, der nicht nur Räder und Mühlen, sondern vor allem die Menschen selbst antreibt und bewegt ...
Von Stefan Weinert (c) 2023
Während meines Theologiestudium Anfang der 1980er Jahre, fragte ein Kommilitone den Dozenten, ob es sein könne, dass es vor der aktuellen Schöpfung der Erde schon einmal eine andere gegeben habe, die aber - wodurch auch immer - zerstört wurde, und von der nichts mehr übrig blieb als eben das dort beschriebene Chaos. Erstaunt frage der Lehrer, wie er, der Schüler, denn darauf komme. Volker, so hieß mein Studienkollege, verwies auf den zweiten Satz der Genesis (1. Buch Mose) wo zu lesen ist: "Und die Erde war (kann auch mit "wurde" übersetzt werden) wüst und leer und Finsternis war über der Tiefe ("Flut")." Das, so meinte mein Mitstudent, klänge nach einer vorherigen Erde, die zerstört worden wäre.Natürlich wiegelte unser Dozent ab. Und wird alle anderen gleich mit. Denn das passte nicht in die allgemeine Theologie der Akademie, auf der wir studierten. Mich allerdings hat dieser Gedanke später in meinem Leben wieder eingeholt, und nie so richtig losgelassen. Denn bekanntlich steht im hebräischen Urtext bei "wüst/öde und leer" das schon sprichwörtlich gewordene tōhū wā-ḇōhū, was soviel wie "heilloses Durcheinander, Chaos, Wirrnis, Irrnis" bedeuten kann. Und seit den 1990er Jahren ist mir bewusst, dass es - durch Menschen gemacht - wieder soweit kommen kann.
Da bereits in Vers 1 des ersten Kapitel der Genesis (Geschichte von den Menschen-Generationen) berichtet wird, dass Gott die Erde schuf, sahen und sehen mein damaliger Dozent und die traditionelle Auslegungen bis heute hier einen Beweis für die so genannte "creatio ex nihilo", die Gottes Schöpfung aus dem Nichts: Gott (in der Genesis steht Gott im Plural; Elohim = die Götter), so sagen sie, habe aus dem Nichts das Chaos geschaffen, um es dann zu ordnen. Andere, moderne und liberale Theologen, haben diese Vorstellung aufgegeben. Heute gilt unter ihnen als Konsens, dass das tōhū wā-ḇōhū eine vorgegebene Größe war, an der Gott erschaffend handelte. - Vorgeben oder hervorgerufen durch ...? Das ist die Frage.
Je mehr ich mich als Kriegsgegner (schon immer) und Umweltschützer (seit 1994) entwickelt habe und sehe - und mich auch oute, um so mehr ist mir bewusst, dass diese Erde sich einem "TOHU WA BOHU 2.0" nähert und unser Planet, wie am Beginn der ersten (?) Erdgeschichte, zu einem Chaos in völliger Dunkelheit wird, wo aber auch rein gar nichts überleben kann.
Und das nicht durch einen Kometen a la Armageddon, sondern durch amerikanische, russische und chinesische Atombomben, deutschem und europäischem Kriegsgebaren --- oder eben den völligen und totalen menschengemachten Klimakollaps. Dann ist es vorbei mit der Genesis - mit der Geschichte der Generationen - dann ist es wirklich bald die letzte Generation auf Erden - und vielleicht, wenn Gott oder die Götter es wollen, entsteht nach weiteren Milliarden Jahren eine neue Schöpfung.
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Doch es gibt Hoffnung. Da heißt es nämlich auf der ersten Seite der Genesis - gleich nach dem "Chaos auf Erden", dass der Geist Gottes über dem ganzen zerstörten und/oder wüsten/öden Planeten schwebt. Das hebräische Wort im Urtext der Genesis heißt hier RUACH und wird auch mit Hauch, Wind oder Atem übersetzt. Übrigens ist RUACH ein weiblicher Begriff.
Sogar Professor Harald Lesch, der nun wirklich kein frömmelnder Theologe ist, bezieht sich auf die ersten Verse der Genesis - und zwar konkret auf den unserem Text folgenden Satz: "Und Gott sprach: Es werde Licht - und es wurde Licht." Lesch, der die Urknalltheorie vertritt (wie es auch Einstein nach vorherigem Widerstand tat) weist darauf hin, dass am "Beginn" sämtliche damals vorhandene Elemente (es waren noch nicht 92, die entstanden erst im Laufe der Zeit) in einem einzigen winzigen Punkt konzentriert waren, dessen Masse so dicht und die Anziehung so stark war, dass kein Licht von ihm entweichen konnte. Erst nach rund 370.000 Jahren seit dem " Big Bang" und dem entsprechenden Zeitraum der Expansion, konnte sich das Licht "frei machen" und entfalten. Wobei wir uns klar machen müssen, das Licht = Energie von Beginn an galt und bis heute gilt: Es werde Energie frei - so könnten wir modern gesprochen, Gottes ersten Worte übersetzen. Und ohne Energie, ohne Licht - gibt es kein Leben!
Eine Seite weiter in der Bibel wird berichtet, dass der Schöpfer aus dem "Staub des Erdbodens" den Menschen bildete. Wenn man's wörtlich nimmt, stimmt das chemisch und physikalisch und biologisch sogar, denn der Verwesungsprozess des Menschen (wenn er nicht verbrannt wird) endet mit und in "Staub und Erde".
Adam = hebräisch: Mensch; und Adama (Erdboden); und Dam (Blut) zeigen, worum es geht und wie hier die Zusammenhänge sind. Doch in diesem Stadium war der Mensch noch nicht MENSCH. Denn auch die Tiere sind aus dem selben Material geschaffen, wie der Mensch = aus Staub! Gott/die Götter hauchten diesem Gebilde aus Staub der Erde, seinen/ihren Geist (ruach) ein - und es heißt in dem Text: "So wurde der Mensch eine lebendige Seele."
So jedenfalls haben Luther und eigentlich alle anderen es übersetzt. Doch dort wo wir heute "Seele" lesen, ist nicht das gemeint, was heute allgemein unter diesem Begriff - Psyche - zu verstehen ist. Das hebräische Wort "nefesch", das Luther und andere mit "Seele" wiedergeben, hat im Deutschen keine wirkliche Wort-Entsprechung. Nefesch bedeutet: Vitalität, sprudelnde Lebensenergie, Leidenschaftlichkeit. Und da dies die Auswirkung des Gottesgeistes sind, muss auch Gott voller Vitalität, sprudelnde Lebensenergie, Leidenschaftlichkeit sein.
Im Akkadischen (eine ausgestorbene semitische Sprache) bedeutet das mit nefesch verwandte napištu sowohl „Kehle“ als auch „Leben“; arabisch nafs bedeutet „Seele, Leben, Person“ und, reflexiv gebraucht, „sich selbst.“ In der ugaritischen Sprache (alte, semitische Sprache um 1300 vor unserer Zeitrechnung) hat das Lexem (Bedeutungseinheit) npš folgende Bedeutungen: 1. Kehle, Schlund; 2. Appetit, Sehnen; 3. Atem, Kraft; 4. Lebensgeist; 5. Bevölkerung; 6. inneres Organ oder Organe. Vieles davon begegnet uns im Bibelhebräischen wieder.
Wer also vom Geist des Schöpfergottes angehaucht oder sogar gefüllt, erfüllt ist, wird alles andere tun, als Leben zu zerstören und die Grundlage des Lebens, die Natur, ins Chaos zu stürzen. Es ist nicht Gott, der Kriege anzettelt, der die Natur zerstört - WIR sind es, wobei in diesen Fällen das Wort "Mensch" unangebracht ist. So jedenfalls verstehe ich das.
- Solange wir aneinander betrügen, benachteiligen, ausschließen, übervorteilen, Kriege anzetteln oder unterstützen, uns gegenseitig verletzen und töten, solange wir Raubbau an der Natur betreiben, sind wir Menschen ohne den Geist des Schöpfers, sind wir letztlich animalisch, ja schlimmer. Denn Tiere tun nicht, was Menschen sich und der Natur antun, oder?
PFINGSTEN, der fünfzigste (griech.: = pente) Tag nach Ostern, ist für alle da. Denn an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, nicht an der Kirchenzugehörigkeit, dem Parteinamen oder dem Glaubensbekenntnis.
Wer aber den Geist Gottes - und damit Gott gleich inklusive - für sich und/oder seine Glaubensgemeinschaft vereinnahmt, wie es beispielsweise die so genannten Charismatiker und/oder andere fundamentalistische Glaubensgemeinschaften tun, der lebt in einer großen Täuschung. Ruach ist nicht ohne Grund auch mit "Wind" zu übersetzen. Und der - ob nun in der Natur oder metaphysisch gesehen - weht wo er will.
Das ist übrigens ein Satz, den der historische Jesus in einem Gespräch mit einem jüdischen Gelehrten ausspricht. Der hieß Nikodemus und war ein heimlicher Verehrer Jesu. In diesem Gespräch geht es genau um das Thema "Pfingsten". Nämlich um die Frage, wer von dem Geist Gottes "begeistert" ist - und wer nicht. Wer die Bibel nicht als staubige und überflüssige Patina, sondern als den "Einblick in das menschliche Leben" betrachtet, weiß warum es geht.
All das "fleischliche" Streben nach vergänglichen Dingen (Geld, Macht, Sex, Besitz, Reichtum, ...) und den damit oft verbundenen Zerstörungen von Mitmenschen und Natur, sind nicht Kennzeichen von "Geist Gottes" (das, was ewig Bestand hat), sondern werden mit dem Menschen im Grab vermodern. Deshalb "bläut" der einfache Zimmermann aus Nazareth dem hoch Studierten folgendes ein:
- Was vom Fleisch (Staub und Erde) geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist (Gottes) geboren wird, das ist Geist. Wunder dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Genauso ist jede/r, der/die aus dem Geist geboren ist. (Johannes, Kapitel 3)
Das haben wohl einige überlesen, überhört oder ignoriert, jene, welche einen Absolutheitsanspruch auf Gottes Geist erheben - und das ist (siehe oben) nicht nur die Römische Kirche - und jene (und davon gibt es viele) die meinen, sie handeln "christlich" oder "biblisch" oder im Sinne irgendeines Gottes (Jahwe, Allah ...) oder eines von Gott Gesandten (Mose, Jesus, Mohammed ...) --- und zerstören doch sich selbst, den Mitmenschen und die Natur. Gott - wenn es ihn den gibt, oder die Götter - kann niemand a) vereinnahmen, und auch nicht b) berechnen und in ein festes Schema einordnen (was die Kirchen gerne tun).
PFINGSTEN 2023 heißt für mich: FRIEDEN ohne Waffen, Schonung der Umwelt durch Einfachheit und Verzicht, bereit zur Versöhnung und der ausgestreckten Hand. Und da muss auch der Blogger sich jeden Tag überprüfen ...
ICH WÜNSCHE MEINEN LESERN DEN WIND GOTTES, DER UNS ANTREIBT, UM DIE ENERGIE ZU ERZEUGEN, DIE DAS EIGENE LEBEN UND DAS DES/DER ANDEREN UND DIE NATUR ERHÄLT!