Tödlicher Glaube - "Religionen sind wohl das Gefährlichste, was es auf der Welt gibt." - Wenn die 'Extremen' die 'Friedlichen' aufhetzen ...
Dieser Satz stammt von einem Theologiestudenten, dessen Name nicht bekannt ist, dem ich aber in dieser seiner Aussage zustimmen muss. Das einst britische Indien wurde aus religiösen Gründen in Pakistan und Indien und später Bangladesch (Ostpakistan) aufgeteilt. Muslime und Hindu bekämpften sich und die Minderheit der Muslime fühlte sich grundsätzlich benachteiligt. Bis heute schwelen hier die Konflikte - auch wegen der verschiedenen Ethnien.
Merkwürdig allerdings sind die religiösen und tödlichen Konflikte zwischen Juden, Christen und Moslems. Denn alle drei berufen sich auf Abraham als ihren Stammvater. Abraham aber stammt von SEM, einem der Söhne des die Sintflut überlebenden NOAH ab. Somit - und das muss mal deutlich gesagt werden - sind sie alle Semiten. Wenn also das Wort "Antisemitismus" auf den Judenhass, den es leider weltweit immer noch gibt, und auch (fälschlicher Weise) auf den Israel-Hass "begrenzt" wird, ist das sowohl theologisch als auch historisch der falsche Begriff.
Allerdings haben sich die "Christen" hier insofern abgesetzt, weil sie behaupten, Jesus von Nazareth sei nicht nur ein Prophet (wie ihn der Islam und Koran sehen), sondern Gott in seiner dritten Person persönlich. Ja, die Christen werfen den Juden gar vor, sie hätten durch die Kreuzigung dieses Jesus, auch Gott ermordet (obwohl man einen Gott nicht töten kann). Offiziell bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Die Muslime ihrerseits werfen den Christen Vielgötterei vor, weil sei aus dem "Einen" gleich drei gemacht haben, was in der Tat berechtigt fraglich ist. Die Dreieinigkeit Gottes ist ein Konstrukt der christlichen Kirche, den sie aus dem großen Zusammenhang von Alten und Neuen Testament ableitet. Aber selbst Paulus streitet nicht ab, dass das Christentum seine Wurzel im Judentum hat.
Dennoch haben Judentum und der Islam seit dem 6. Jahrhundert nach Jesus, mehr gemeinsam, als mit den Christen. Denn beide halten an dem EINEN Gott fest, auch wenn er scheinbar zwei verschiedene Namen hat. "ALLAH" und "ELOHIM" haben ein und dieselbe Wurzel. Allah = deutsch: Gott; Elohim = Götter (Plural, der aber nichts mit der christlichen Dreieinigkeit zu tun hat und eines extra Exkurses bedarf). Sowohl die Araber (die später zum Islam konvertierten) als auch die Hebräer (Juden) schreiben von rechts nach links, und beide Religionen beschneiden ihre männlichen Nachkommen. Interessant auch, dass beide Religionen in ihren heiligen Schriften Talmud und Koran viele Gemeinsamkeiten haben.
Zunächst war Mohammed, der Prophet des Islam (etwa 570-632), mit jüdischen Händlern befreundet. Allerdings wollten die jüdischen Stämme um Medina nicht der neuen Religion beitreten – was Mohammed von ihnen erwartete. Die Juden, die sich nicht zum Islam bekehrten, wurden getötet. Doch die gemeinsamen Glaubensgrundsätze (siehe oben) erlaubten in der Folgezeit eine friedliche Koexistenz zwischen Juden und Muslimen. Als ein Volk der "Besitzer der Schriften" waren die Juden Schutzbefohlene, "dhimmi"*) auf Arabisch. Diese mussten zwar eine Reihe von Verboten und Einschränkungen erdulden, waren aber keiner Gefahr an Eigentum und Leben ausgesetzt.
*) Sure 2, 256: „In der Religion gibt es keinen Zwang.“ - „Schutzbefohlener“ (Dhimmi) kann jeder erwachsene, freie Angehörige einer Buchreligion sein, der Verstand besitzt, zum Kampf fähig ist und die Kopfsteuer (Dschisya) zu zahlen vermag. Kinder, Frauen, arbeitsunfähige Männer und Personen, die kein Einkommen haben, brauchen keine Kopfsteuer zu bezahlen.
Solange die „Schutzbefohlenen“ nicht bereit sind, den Islam anzunehmen (Sure 3,19 und 3,110), muss ihnen die Unterlegenheit ihres Glaubens immer wieder vor Augen geführt werden. Den Nichtmuslimen soll ein Leben im Rahmen der islamischen Gesellschaft ermöglicht werden, damit sie schließlich die Vorzüge der Scharia erkennen und sich zum Islam bekehren. Weder aus dem Koran noch aus dem Beispiel Mohammeds oder der ersten Kalifen lassen sich völlig einheitliche Bestimmungen für den Umgang mit den „Schutzbefohlenen“ ableiten. Der „Schutzvertrag“ soll für die ganze Lebenszeit gelten.
So heißt es im Koran bis heute: "Wer einen dhimmi verletzt, hat mich verletzt, und wer mich verletzt, hat Allah verletzt." Allerdings durften die Juden keine Synagogen bauen, Pferde und Kamele reiten oder mit Muslimen zusammen baden. Und sie mussten sich kennzeichnen, um eine von beiden Seiten unerwünschte Vermischung zu verhindern. Die Kennzeichnung der Juden begann in muslimischen Ländern im 9. Jahrhundert. Um 807 verfügte der Abbasiden-Kalif Harun Al-Raschid, dass Juden gelbe Gürtel zu tragen hätten. Gelbe Kapuzen wurden in den folgenden 50 Jahren zur Pflicht. Um 1005 dienten die Kennzeichnungsvorschriften zunehmend der Demütigung. In Ägypten verordnete der Kalif, dass Juden Glocken an ihrem Gürtel befestigen und eine hölzerne Kalbsfigur (zur Erinnerung an das Vergehen des Goldenen Kalbes) beim Baden um den Hals zu tragen hätten.
Die Besiedelung von Israel beziehungsweise Palästina seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erzeugte eine Wende im Verhältnis der Juden und Muslime im Nahen Osten. Freundlich am Anfang und freudig über nahenden Fortschritt, kippten die Emotionen bald in existentielle Angst auf beiden Seiten und in verbreiteten Hass. Der Gründung des politischen Staates Israel 1948 - zudem nicht nur Juden, sondern auch Muslime und Christen und Angehörige anderer Religionen und Atheisten gehören - folgte ein Angriff der arabischen Nachbarländer. Während viele Juden und Araber miteinander auszukommen versuchen, nutzen radikale Gruppen die angespannte Lage aus. Sie schüren die Ängste, um politische Ziele zu erreichen. Diese Aktionen finden oft unter dem Mantel des Glaubens und der Religion statt. Obwohl Islam und Judentum vieles gemeinsam haben und friedlich nebeneinander existieren könnten, werden auf diese Weise Muslime und Juden gegeneinander aufgehetzt. Die religiös begründeten Drohungen schieben einen Keil zwischen die Religionen und die Menschen.
Beide, Juden und Muslime, erheben aufgrund der Historie (Israel und Palästinenser) Gebietsansprüche auf das land am Jordan. Und gewiss gäbe es eine friedliche Koexistenz, würden man/frau die jeweilige Form und Auslegung des Glaubens des Anderen an doch ein und denselben Gott respektieren!
Quellen: verschiedene und eigene
https://www.planet-wissen.de/kultur/voelker/geschichte_des_juedischen_volkes/pwiejudenundmuslime100.html
https://www.planet-wissen.de/kultur/voelker/geschichte_des_juedischen_volkes/pwiejudenundmuslime100.html
https://germanblogs.de/warum-sind-religionen-haeufig-ursache-fuer-krieg-und-konflikte/
https://www.orientierung-m.de/muslime-verstehen/minikurs/schutzbefohlene/