Zu den Namen "ISRAEL" und "JUDEN": Geschichts-, Völker- und Religionskunde ...
seit nun 10 Tagen brennt der Nahe Osten (wie wir zu sagen pflegen). Die Region zwischen dem Libanon und der Wüste Sinai - vom Mittelmeer bis zum Jordan - befindet sich im Krieg. In diesem Zusammenhang fallen immer wieder die beiden Begriffe "Juden" und "Israel". Viele Menschen im Westen und überhaupt außerhalb dieser Region, bringen da nicht nur viel durcheinander, sondern sehen beide Wörter auch als Synonyme und begehen daher in der Folge fatale Fehler.
In der Antike, etwa seit 1.000 vor Christus, galt der folgende Grundsatz:
- jeder Jude ist ein Israelit
- aber nicht jeder Israelit ist ein Jude
Wenn wir genau hinschauen, gilt das heute in etwa immer noch so. Wie das? Was sind die geschichtlichen Gründe?
Vor ca. 3.000 Jahren regierte König Salomo, der Sohn des legendären Goliath-Besiegers König David, über die zwölf Stämme Israels. Sie waren gleich den Nachkommen der zwölf Söhne Jakobs, der später den Namen Israel (der mit Gott streitet) erhielt. Damals wurde das Königreich Israel in zwei Häuser getrennt – und zwar
- im Süden in das “Haus Juda“ (mit den zwei Stämme Judah und Benjamin), und
- im Norden in das “Haus Israel“ (mit den zehn übrigen Stämmen).
Das hatte seinen Grund, der hier nachzulesen ist: 1. Buch der Könige, Kapitel 11, Verse 30ff (Altes Testament)
Beide "Häuser" führte seitdem immer wieder Krieg miteinander
Nachdem klar aufgezeigt wurde, dass es in der Antike eine Unterscheidung zwischen Israel und Juda gibt und diese Unterscheidung vor allem mit der Trennung in die beiden Königreiche begann, ist es sinnig, dass das Wort “Jude” (welches die Nachfahren des Hauses Juda, also der zwei Stämme im Südreich sind) erst nach diesem Ereignis auftaucht. Und genauso ist es im Talmud (Altes Testament) auch vorzufinden.
Ungefähr um das Jahr 700 vor Christus wird das Haus Israel (also alle zehn Stämme im Norden) durch das Reich Assyrien aus dem Land und in die Verbannung weggeführt und kehrte/n nie wieder in das gelobte Land zurück. Bis heute (2023) gelten sie als verschollen. Einer dieser zehn Stämme war der Stamm DAN. Es gibt Historiker, welche Dänemark (Danmark) mit diesem Stamm in Verbindung bringen.
Nur das südliche Haus Juda mit den beiden Stämmen Judah und Benjamin (also die Juden) sind zu diesem Zeitpunkt in der ursprünglichen Region (also im Süden) zurückgeblieben. Aber auch sie wurden Schritt für Schritt und endgültig 597 vor Christus in die Verbannung nach Babylonien durch den König Nebukadnezar weggeführt. Nach jüdischer Zeitrechnung war das das Jahr 3.023.
Nach einer gewissen - wenn auch sehr langen Zeit - bei den "Rivers of Babylon" Euphrat und Tigris, durften sie aber, also das Haus Juda, wieder zu den von der Gefangenschaft noch im Land übriggebliebenen Juden zurückkehren. Daher man/frau in diesem Zusammenhang beim Propheten Nehemia Kapitel 1 Vers 2 lesen: "Da kam Hanani, einer von meinen Brüdern, er und einige Männer aus Juda. Und ich fragte sie nach den Juden, den Entronnenen, die von der Gefangenschaft übriggeblieben waren."
Diese Rückkehr hielt aber nicht lange an und das Haus Juda, also die Juden, wurden erneut aus dem Land in alle vier Himmelsrichtungen zerstreut – dieses Mal für eine viel längere Zeit von ca. 2.000 Jahren, bis am 16. Mai 1948 der Staat ISRAEL gegründet wurde. Im Vorfeld der Staatsgründung - seit 1897, dem ersten "Zionistenkongress in Wien", gab es von der Weltgemeinschaft immer wieder Vorschläge, wo sich die Juden als Staat niederlassen könnten. Sogar die Insel Madagaskar oder ein Gebiet in Sibiriern wurden dafür vorgeschlagen. Doch das kam für die jüdische gemeinschaft nie in Frage.
Der große Unterschied - jetzt auch einmal aus zusätzlicher religiöser Sicht - zwischen den beiden Häusern Israel und Juda ist also: Juda ist ins verheißene Land zurückgekehrt – einmal zu Zeiten Esras und Nehemias und dann das zweite Mal 1948. Das Haus Israel (zehn nördlichen Stämme) ist nicht zurückgekehrt, nicht in der Antike und auch nicht in der Neuzeit – bis auf diesen Tag.
Die zurückgekehrten Juden, die sich heute in dem demokratischen “Staat Israel” befinden, sind hauptsächlich Nachfahren aus den zwei Stämmen des Hauses Juda, aber kaum aus den Nachfahren der restlichen zehn Stämmen Israels.
Wenn man/frau also heute, nach der Rückkehr der Juden von der Erfüllung biblischer Prophezeiungen spricht, sollte man unbedingt verstehen, dass nur ein Bruchteil der Nachfahren der zwölf Stämme (nämlich nur zwei von zwölf Stämmen) in das verheißene Land zurückgekehrt sind.