🟡 Aktualisiert: Sozio-kulturelles PUK --- Wenn eine prima Idee durch Nachlässigkeit etwas Schaden nimmt
Aber geärgert habe ich mich schon - allerdings überwiegend mehr über mich selbst - dass ich wohl wichtige Kontakte vernachlässigt hatte, sonst ich informiert gewesen wäre.
In der Folge brachte ich dann hier einige sehr positiv formulierte Artikel über das PUK und seine Veranstaltungen und über die Tatsache, dass es so etwas in Ravensburg überhaupt gibt. Zum Beispiel den Abend mit Wolfram Frommlet und seiner Lesung von Kästner-Texten. Oder der Abend mit Frommlet und dem Frauenchor aus Bergstreute. Oder der über den Kurdischen Abend mit der berührenden a Capella Einlage einer jungen arabischen Frau im Rollstuhl. Und sofort . . . Alles hier auf diesem Blog nachzulesen.
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Nach dem ganz oben erwähnten Artikel 1, folgt eine von mir verfasste (überarbeitete) kritisch Bestandsaufnahme (2), die überwiegend, aber nicht nur, aufgrund persönlicher Erfahrungen zustande kam und daher auch subjektiv ist. Bei aller Kritik muss respektvoll anerkennen, dass es ein ziemlicher Organisationsaufwand gewesen sein muss, das Ganze Projekt für diesen Spätsommer und grundsätzlich auf die Beine zu stellen und am Laufen zu halten. Vielen Dank den Verantwortlichen dafür. Und Kultur wurde wirklich geboten. Doch gibt es auch Kritik, die ich im Artikel 2 hier schriftlich fixiere. man/frau muss diese Kritik nicht teilen, oder kann sie sogar explizit ablehnen; aber sie sich anhören und mit der eigenen Sicht abgleichen, sollte man/frau sie schon, oder?
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(1)
RAVENSBURG in Baden-Württemberg
Einwohner Ende 2022: 51.500
Womöglich erinnert sich der ein oder andere von uns daran, dass vor drei Jahren das Ravensburger Jugendinformationszentrum "aha" - einseitig beschlossen von der Stadtverwaltung und ohne Absprache mit der Kreisverwaltung - aus peanut-liken finanziellen Gründen, der Generationen X, Y und Z entzogen wurde. Bis heute! Damals gab es sogar eine Petition (s.o.) dagegen, die aber keine Wirkung zeigte und auf die auch keine einzige Gemeinderatsfraktion und schon gar nicht der Sozial- und Jugendbürgermeister eingingen.
Erinnern will ich an dieser Stelle auch, dass eben jene drei Generationen - das sind die jungen Menschen zwischen 13 und 33 Jahren - von eben jenen Damen und Herren in Verantwortung mit Unterstützung der Polizei, wegen ihres Feierbedürfnisses "herumgeschubst" wurden, weil sie einfach nur störten. Dass aber gleichzeitig - erst gestern wieder gesehen - die Außenbestuhlungen der Cafés und Kneipen auf dem mittleren Marienplatz und auch sonst überhandnehmen (das ist öffentlicher Raum!!), stört und kümmert nicht!! Ist ja auch kein Wunder, wenn Stadträte sich lieber vor Spanien vom Südwind treiben lassen, untereinander fraktionell zerstritten sind, und den unfähigen Sozial- und Jugendbürgermeister mit Begeisterung wiederwählen.
Es ist daher auch kaum zu erwarten, dass der Vorschlag, auf dem Gelände der ehemaligen traditionellen und letzten Getreidemühle ihrer Art im Schussental - nämlich der schulerischen "Mönchmühle" - unter Berücksichtigung des DENKMALSCHUTZES ein "Sozio-Kulturelles Zentrum" entstehen zu lassen. So etwa nach dem Vorbild der Stadt Görlitz oder auch anderer Städte. Und ein solches Zentrum wäre auch nicht nur der jungen Generation vorbehalten, sondern offen für ALLE.
Ravensburg selbst hat eine große Jugendszene respektive die von jungen Menschen über das Jugendalter hinaus. Ebenso gibt es hier viele Kultur schaffende. Dazu kommt die in der Nachbarschaft gelegene Studentenstadt Weingarten und die Tatsache, dass die Türmestadt so eine Art Magnet für Jung und Alt aus ganz Oberschwaben ist.
Vor allem junge Bürger/innen wollen sich entwickeln können, wollen eventuell Start-Ups gründen, Musik machen (Tonstudio, Proberäume), Kunst herstellen, oder sie ausstellen - statt der AfD hinter her zu laufen, Ballerspiele am PC zu glorifizieren, Häuserwände zu besprayen, oder sich aus Frust mit Hanf und Alkohol zu betäuben.
Doch dafür - das letzteres eben nicht geschieht - müsste der Wille bei den Stadtvätern und Stadtmüttern vorhanden sein - und natürlich das nötige "Kleingeld". Doch gerade daran wird es hapern - sowohl am Willen und am Geld. Denn der OB "will" eine Brücke an der "Wangener Straße", wofür Millionen von Geldstücken da sind. Und selbstverständlich geht ohne die bisherigen Eigentümer rein gar nichts.
Deshalb nahm ich den Telefonhörer und rief selbst bei der Mönchmühle an. Dort bin ich nun schon durch mehrere vorherigen Telefonate bekannt. Das Gespräch heute Morgen mit einem Mitglied der Mönchmühlenfamilie zeigt, dass man/frau dort selbst bisher noch nicht weiß, wie es weiter gehen könnte. Das Ganze müsse erst einmal verarbeitet werden. Zwar habe mal "jemand" von der Stadtverwaltung angerufen, aber nur um die Familie zum Weitermachen des Mühlenbetriebes zu bewegen, was diese ja aber schon ausgeschlossen habe. Und aus vorherigen Gesprächen weiß ich, dass daran definitiv nicht zu denken ist. Auf meine heutige Nachfrage, wann denn mit einer Art von Entscheidung über die Zukunft der Mühle zu rechnen sei, konnte mir nichts gesagt werden, weil man/frau es dort selbst noch nicht wisse. Es gäbe auch keine Pläne.
Was ist denn nun eigentlich ein Sozio-Kulturelles-Zentrum (SoKuZ)?
Unter einem SoKuZ muss man/frau sich einen Ort demokratischer, basisnaher Kulturarbeit vorstellen, die häufig aus alternativen Nutzungsoptionen für ursprüngliche Funktionsgebäude hervorgegangen sind, etwa Fabriken, Bahnhöfe, Lagerhallen oder eben eine ausrangierte Mühle. Es ist sozusagen ein Kontrast zu den herkömmlichen Orten der Kulturproduktion und -vermittlung (Kunstmuseum, Humpismuseum in Ravensburg etc.) und wertet damit den sogenannten "sozialen Nahraum" kulturell auf.
Eine Soziokulturelle Einrichtung vereinigt selbstorganisiert unterschiedliche Arbeitsbereiche unter einem Dach, vor allem aus den Politikfeldern Kunst/Kultur, Jugend, Bildung, Soziales, Siedlungsentwicklung und Umwelt. Sie verfügt über ein ausformuliertes Leitbild und Selbstverständnis. Dazu gehört, dass sie sowohl partizipations- als auch rezeptionsorientiert arbeitet, also Kurse und Kreativangebote vorhält, aber auch als Veranstalter auftritt.
Als Kultureinrichtung befasst sie sich mit mehreren künstlerischen Sparten, die sie in Beziehung setzt, vernetzt und fördert. Dabei spricht sie sowohl das professionelle als auch das Laienschaffen an. Sie arbeitet dicht an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger, verfolgt also einen engen Gemeinwesenbezug, und ist nichtkommerziell ausgerichtet. Vielfalt schlägt sich auch in ihren Arbeitsformen nieder.
Eine Soziokulturelle Einrichtung verfügt über wiederkehrende Aktionsbereiche, aber auch projektförmig angelegte, experimentelle Methoden, um zeitlich und thematisch eingegrenzt Vorhaben von großer Aktualität umzusetzen.
Sie begreift sich immer auch als Forum politischer Bildung und demokratischer Aktivierung, ohne parteipolitisch gebunden zu sein. Zur Umsetzung soziokultureller Arbeit nutzt die Einrichtung feste Räume, die sie auch für Initiativen, andere Vereine und sonstige Dritte, soweit sie den Charakter der Einrichtung nicht gefährden, zur Verfügung stellt.
Eine Soziokulturelle Einrichtung arbeitet mit öffentlichen Zuschüssen im Bereich ihrer Zweckbetriebe, erwirtschaftet aber auch Eigeneinnahmen, gegebenenfalls auch mit Hilfe wirtschaftlicher Geschäftsbetriebe (etwa Veranstaltungsbereich, Gastronomie, Start-Up).
Eine große Bedeutung kommt dem ehrenamtlichen/bürgerschaftlichen Engagement zu, das die Einrichtung ganz wesentlich trägt und ihrerseits fördert. Sie zielt im Sinne sozialer Kulturarbeit dabei nicht auf die Behebung von Defiziten einzelner Nutzerinnen und Nutzer, sondern schafft zunächst Räume für deren mögliche Selbstverwirklichung, Bildung und Kommunikation. In einem zweiten Schritt wendet sie sich auch der Integration Benachteiligter zu, da ihr niedrigschwelliger Anspruch auch den Umgang mit Defiziten einfordert.
Eine Soziokulturelle Einrichtung thematisiert in unterschiedlichen Bereichen gesellschaftliche Marginalisierungen, weil der Ansatz einer "Kultur für alle" einschließt, dass auch wirklich alle erreicht und mit ihren Bedürfnissen in den Blick genommen werden. Die Institutionalisierung der Soziokultur folgt dem Prinzip der Vielfalt.
Quelle: https://www.bpb.de/lernen/kulturelle-bildung/60034/soziokultur-und-kulturelle-bildung/
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Doch wie gesagt ist davon auszugehen, dass stattdessen irgendwann Pläne der städtischen bürgerfremden Selbstverwirklichung entrollt werden - und womöglich schon in den gedanklichen Regalen lagern. Denn komisch ist es schon, dass zwar von vielen Seiten Kommentare und Meinungen zu hören sind, sich aber weder die Stadtverwaltung noch der Stadtrat dazu äußern. Und Geld ist immer eine große Gefahr. Hoffen wir, dass auch die "Mühlenbetreiber" standhaft bleiben. Denen wünsche ich an dieser Stelle jedenfalls alles Gute mit dem Dank - sicher auch im Namen Tausender - für die in der Vergangenheit geleistete Versorgungsarbeit!
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(2)
Kritik des Bloggers
Im August/September 2023 war das Ravensburger „Sozio-Kulturelle-Zentrum“ PUK für sechs Wochen nicht nur online, sondern unter einem offenen Zeltdach zum Anfassen und miterleben - also in Präsenz - in der Ravensburger Nordstadt vor Ort. Ich selbst erfuhr eher durch Zufall, dass es schon seit 2018 überhaupt so ein Zentrum im Aufbau in Ravensburg gibt und ebenso von den Vor-Ort-Aktionswochen erfuhr ich in diesem Zusammenhang. Jeweils von Donnerstag bis Sonntag in den Abendstunden bis in die Nacht, waren hier zwischen zehn und 40 Menschen versammelt. Damals schrieb ich in einem Artikel begeistert, dass es so was doch eigentlich nur in Berlin gibt, und nun hier. Und dabei bleibe ich auch
Ich selbst war vom ersten Tag meiner Teilnahme immer Gast, wenn auch pro-aktiv, weil ich mich, wie eigentlich auch grundsätzlich bei PUK konzipiert, über das "Gastsein" hinaus engagieren wollte, wobei ich jedoch - so jedenfalls empfand ich es - auf unsichtbare mauern stieß. Vielleicht hätte ich genauso taxierend reagiert, wenn ich jahrelang etwas aufgebaut habe und nun jemand kommt, und durch sein versuchtes Engagement die Harmonie womöglich stört. Ich bin mir nicht sicher.
- "Jeder Mensch, jede Initiative, jede Organisation, jeder Verein, der die Inhalte des Zentrums für Politik und Kultur teilt und den Wunsch unterstützt, dass aus dem virtuellen Raum ein konkretes Projekt wird, kann ein Teil werden. Es genügt sich bei uns zu melden."
Auf der anderen Seite aber hatte ich den Eindruck, dass sich diejenigen, die das alles organisiert hatten und auch sonst als Protagonisten in Sachen Soziales und Umwelt in der Szene akzeptiert sind, sich gegenseitig auf die Schultern klatschten. Das Weihrauch des „inneren Kerns“ war deutlich zu spüren. Während dies durchaus mein subjektives Empfinden gewesen sein könnte, gab es Dinge, die objektiv inakzeptabel waren und auch nicht allein von mir (allerdings hinter vorgehaltener Hand) kritisiert wurden.
Wie schon erwähnt, handelte es sich um ein offenes Zelt und das in zweifacher Weise. Jeder und jede war eingeladen und das Zelt hatte keine Seitenwände. Dennoch fand ich es unangebracht, dass Abend für Abend von vielen Aktiven und Gästen geraucht wurde, ohne dass auf die Nichtraucher wie mich und andere Rücksicht genommen wurde. Es schritt auch niemand der Organisator/innen ein, um das zu beenden. Es wurde geraucht, als wenn nichts wäre. Selbst auf den offenen Bahnsteigen wie in Ravensburg, gibt es „Raucherzonen“. Darauf angesprochen, wurde ich von verantwortlicher Person sofort als „Meckerer“ bezeichnet, was mir nicht gefiel. Und die von mir und jemand anderem vorgeschlagene „Nichtraucherecke“ (eigentlich sollte es umgekehrt eine „Raucherecke“ abseits geben), wurde nie realisiert.
Und etwas unpassend fanden wir (also nicht ich alleine) auch, dass unangemessen viel Wein und Bier von einigen Verantwortlichen getrunken wurde, als sei man/frau in der „Räuberhöhle – nur zum halben Preis oder gegen Spende! Auch das habe ich in einem kleinen Kreis moniert, was man aber nicht auf sich sitzen lassen wollte.
Das Zentrum nennt sich „sozio-kulturell“, wurde diesem Anspruch aber leider nicht ganz gerecht. Kultur war geboten, ohne Frage. Aber als „sozial“ empfand ich so Manches nicht. Sozial bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt = teilen, teilhaben lassen, sich dem anderen mitteilen. Es bedeutet nicht „Almosen verteilen“, sondern das, was man (übrig) hat „fifty-fifty“ mit dem der nicht hat (Geld, Zeit, Interesse ...), zu teilen. Siehe die Legende vom Sankt Martin und seinem geteilten Gewand.
Es gab einen Abend, wo ein fremdes junges Ehepaar über eine Stunde alleine an einem Tisch saß, ohne dass jemand auf es zuging. Also tat ich es und begrüßte sie und fragte nach, woher sie kämen usw. Was eigentlich die Aufgabe anderer war, oder? Dass man mir dann auch noch den letzten Stuhl wegnehmen wollte (über 70 Jahre alt), weil andere Gäste offensichtlich wichtiger waren als ich - na ja ... wohl ein Versehen.
Für einen anderen Abend war ein bestimmter Film für etwas späterer Stunde (Dunkelheit) angekündigt. Der wurde aber dann nicht gezeigt, weil ihn unter den noch Anwesenden die Mehrheit schon kannte (es wurde abgestimmt) – und die extra dafür Gekommenen schauten in die „Sozio-Röhre“. Als dann auch noch ein Mitglied der „Scientists for Future“ mit einer "neuen Idee" glänzte und ich zu Hause bei meiner Recherche bemerkte, dass diese "neuen" Gedanken teilweise bereits ein viertel Jahrhundert alt sind, war es mir genug. Auch diese kritische Anmerkung von mir, wurde nicht ernst genommen und abgetan.
So beschloss ich zwei Wochen vor Ende der im Großen und Ganzen guten Aktion, von Donnerstag bis Sonntag die Abende nicht mehr nach dort zu gehen.
Zwar hätte ich an einer gemeinsamen Bestandsaufnahme über die Aktionswochen teilnehmen können, blieb zu Hause. Denn ich bin mir aufgrund des schon Erfahrenen sicher (?), dass meine Kritik und ich gleich mit, zerrissen worden wären. Ich gebe zu, dass ich davor (auch aus Erfahrung) Angst hatte. Obwohl ich mich grundsätzlich nicht fürchte, auch in einem größeren Kreis meine Meinung zu sagen, auch dann, wenn alle anderen „99“ und die Vorgesetzten (als ich noch jung war) anders denken. Vielleicht war es ein Fehler – aber nachher ist Mann immer klüger und vielleicht habe ich den Abend doch irgendwie für alle gerettet. Vielleicht.
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