Zukunft "Mönchmühle" RAVE: Sozio-Kulturelles Zentrum? Bisheriger Betreiber/in der Mühle hat noch keine Pläne ...
RAVENSBURG in Baden-Württemberg
Einwohner Ende 2022: 51.500
Womöglich erinnert sich der ein oder andere von uns daran, dass vor drei Jahren das Ravensburger Jugendinformationszentrum "aha" - einseitig beschlossen von der Stadtverwaltung und ohne Absprache mit der Kreisverwaltung - aus peanut-liken finanziellen Gründen, der Generationen X, Y und Z entzogen wurde. Bis heute! Damals gab es sogar eine Petition (s.o.) dagegen, die aber keine Wirkung zeigte und auf die auch keine einzige Gemeinderatsfraktion und schon gar nicht der Sozial- und Jugendbürgermeister eingingen.
Erinnern will ich an dieser Stelle auch, dass eben jene drei Generationen - das sind die jungen Menschen zwischen 13 und 33 Jahren - von eben jenen Damen und Herren in Verantwortung mit Unterstützung der Polizei, wegen ihres Feierbedürfnisses "herumgeschubst" wurden, weil sie einfach nur störten. Dass aber gleichzeitig - erst gestern wieder gesehen - die Aussenbestuhlungen der Cafés und Kneipen auf dem mittleren Marienplatz und auch sonst überhandnehmen (das ist öffentlicher Raum!!), stört und kümmert nicht!! Ist ja auch kein Wunder, wenn Stadträte sich lieber vor Spanien vom Südwind treiben lassen, untereinander fraktionell zerstritten sind, und den unfähigen Sozial- und Jugendbürgermeister mit Begeisterung wiederwählen.
Es ist daher auch kaum zu erwarten, dass der Vorschlag, auf dem Gelände der ehemaligen traditionellen und letzten Getreidemühle ihrer Art im Schussental - nämlich der schulerischen "Mönchmühle" - unter Berücksichtigung des DENKMALSCHUTZES ein "Sozio-Kulturelles Zentrum" entstehen zu lassen. So etwa nach dem Vorbild der Stadt Görlitz oder auch anderer Städte. Und ein solches Zentrum wäre auch nicht nur der jungen Generation vorbehalten, sondern offen für ALLE.
Ravensburg selbst hat eine große Jugendszene respektive die von jungen Menschen über das Jugendalter hinaus. Ebenso gibt es hier viele Kultur schaffende. Dazu kommt die in der Nachbarschaft gelegene Studentenstadt Weingarten und die Tatsache, dass die Türmestadt so eine Art Magnet für Jung und Alt aus ganz Oberschwaben ist.
Vor allem junge Bürger/innen wollen sich entwickeln können, wollen eventuell Start-Ups gründen, Musik machen (Tonstudio, Proberäume), Kunst herstellen, oder sie ausstellen - statt der AfD hinter her zu laufen, Ballerspiele am PC zu glorifizieren, Häuserwände zu besprayen, oder sich aus Frust mit Hanf und Alkohol zu betäuben.
Doch dafür - das letzteres eben nicht geschieht - müsste der Wille bei den Stadtvätern und Stadtmüttern vorhanden sein - und natürlich das nötige "Kleingeld". Doch gerade daran wird es hapern - sowohl am Willen und am Geld. Denn der OB "will" eine Brücke an der "Wangener Straße", wofür Millionen von Geldstücken da sind. Und selbstverständlich geht ohne die bisherigen Eigentümer rein gar nichts.
Deshalb nahm ich den Telefonhörer und rief selbst bei der Möchmühle an. Dort bin ich nun schon durch mehrere vorherigen Telefonate bekannt. Das Gespräch heute Morgen mit einem Mitglied der Mönchmühlenfamilie zeigt, dass man/frau dort selbst bisher noch nicht weiß, wie es weiter gehen könnte. Das Ganze müsse erst einmal verarbeitet werden. Zwar habe mal "jemand" von der Stadtverwaltung angerufen, aber nur um die Familie zum Weitermachen des Mühlenbetriebes zu bewegen, was diese ja aber schon ausgeschlossen habe. Und aus vorherigen Gesprächen weiß ich, dass daran definitiv nicht zu denken ist. Auf meine heutige Nachfrage, wann denn mit einer Art von Entscheidung über die Zukunft der Mühle zu rechnen sei, konnte mir nichts gesagt werden, weil man/frau es dort selbst noch nicht wisse. Es gäbe auch keine Pläne.
Was ist denn nun eigentlich ein Sozio-Kulturelles-Zentrum (SoKuZ)?
Unter einem SoKuZ muss man/frau sich einen Ort demokratischer, basisnaher Kulturarbeit vorstellen, die häufig aus alternativen Nutzungsoptionen für ursprüngliche Funktionsgebäude hervorgegangen sind, etwa Fabriken, Bahnhöfe, Lagerhallen oder eben eine ausrangierte Mühle. Es ist sozusagen ein Kontrast zu den herkömmlichen Orten der Kulturproduktion und -vermittlung (Kunstmuseum, Humpismuseum in Ravensburg etc.) und wertet damit den sogenannten "sozialen Nahraum" kulturell auf.
Eine Soziokulturelle Einrichtung vereinigt selbstorganisiert unterschiedliche Arbeitsbereiche unter einem Dach, vor allem aus den Politikfeldern Kunst/Kultur, Jugend, Bildung, Soziales, Siedlungsentwicklung und Umwelt. Sie verfügt über ein ausformuliertes Leitbild und Selbstverständnis. Dazu gehört, dass sie sowohl partizipations- als auch rezeptionsorientiert arbeitet, also Kurse und Kreativangebote vorhält, aber auch als Veranstalter auftritt.
Als Kultureinrichtung befasst sie sich mit mehreren künstlerischen Sparten, die sie in Beziehung setzt, vernetzt und fördert. Dabei spricht sie sowohl das professionelle als auch das Laienschaffen an. Sie arbeitet dicht an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger, verfolgt also einen engen Gemeinwesenbezug, und ist nichtkommerziell ausgerichtet. Vielfalt schlägt sich auch in ihren Arbeitsformen nieder.
Eine Soziokulturelle Einrichtung verfügt über wiederkehrende Aktionsbereiche, aber auch projektförmig angelegte, experimentelle Methoden, um zeitlich und thematisch eingegrenzt Vorhaben von großer Aktualität umzusetzen.
Sie begreift sich immer auch als Forum politischer Bildung und demokratischer Aktivierung, ohne parteipolitisch gebunden zu sein. Zur Umsetzung soziokultureller Arbeit nutzt die Einrichtung feste Räume, die sie auch für Initiativen, andere Vereine und sonstige Dritte, soweit sie den Charakter der Einrichtung nicht gefährden, zur Verfügung stellt.
Eine Soziokulturelle Einrichtung arbeitet mit öffentlichen Zuschüssen im Bereich ihrer Zweckbetriebe, erwirtschaftet aber auch Eigeneinnahmen, gegebenenfalls auch mit Hilfe wirtschaftlicher Geschäftsbetriebe (etwa Veranstaltungsbereich, Gastronomie, Start-Up).
Eine große Bedeutung kommt dem ehrenamtlichen/bürgerschaftlichen Engagement zu, das die Einrichtung ganz wesentlich trägt und ihrerseits fördert. Sie zielt im Sinne sozialer Kulturarbeit dabei nicht auf die Behebung von Defiziten einzelner Nutzerinnen und Nutzer, sondern schafft zunächst Räume für deren mögliche Selbstverwirklichung, Bildung und Kommunikation. In einem zweiten Schritt wendet sie sich auch der Integration Benachteiligter zu, da ihr niedrigschwelliger Anspruch auch den Umgang mit Defiziten einfordert.
Eine Soziokulturelle Einrichtung thematisiert in unterschiedlichen Bereichen gesellschaftliche Marginalisierungen, weil der Ansatz einer "Kultur für alle" einschließt, dass auch wirklich alle erreicht und mit ihren Bedürfnissen in den Blick genommen werden. Die Institutionalisierung der Soziokultur folgt dem Prinzip der Vielfalt.
Quelle: https://www.bpb.de/lernen/kulturelle-bildung/60034/soziokultur-und-kulturelle-bildung/
-----------------------------
Doch wie gesagt ist davon auszugehen, dass stattdessen irgendwann Pläne der städtischen bürgerfremden Selbstverwirklichung entrollt werden - und womöglich schon in den gedanklichen Regalen lagern. Denn komisch ist es schon, dass zwar von vielen Seiten Kommentare und Meinungen zu hören sind, sich aber weder die Stadtverwaltung noch der Stadtrat dazu äußern. Und Geld ist immer eine große Gefahr. Hoffen wir, dass auch die "Mühlenbetreiber" standhaft bleiben. Denen wünsche ich an dieser Stelle jedenfalls alles Gute mit dem Dank - sicher auch im Namen Tausender - für die in der Vergangenheit geleistete Versorgungsarbeit!