(2) Von der KOMMUNIKATION zur 👉 KOOPERATION ... und bis zur Konvergenz und Vertiefung ...
Von Stefan Weinert, *)
Wenn sich jemand als Moderator/in, Gesprächsleiter/in oder Vermittler/in mit verschiedenen Parteien zusammensetzt, ist es zunächst einmal wichtig, dass er/sie versucht, sich in den jeweiligen Beteiligten eines Runden Tisches hineinzuversetzen. Wie denkt und "tickt" jemand, unter welchem Druck steht er/sie, gibt es Anweisungen von Oben. Dies ist vor allem wichtig, wenn Behörden und Institutionen mit im Boot sind, oder sein müssen. Um das aber einigermaßen wissen zu können, braucht es eventuell auch abseits der "Runden" Einzelgespräche oder solche in kleinen Gruppen un grundsätzliches Fachwissen. Ansonsten müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass es zu großen Reibungsverlusten kommen kann und/oder unlösbare Konflikte vorprogrammiert sind.
Es reicht übrigens nicht, dass ein Vermittler in Streitfragen neutral ist - das wäre aber das Mindeste - sondern er/sie muss allparteilich sein!
Einer guten und reibungslosen Zusammenarbeit verschiedener Akteure können einerseits die „subjektiven Faktoren“ im Wege stehen. Das sind
- fehlende Initiative,
- Misstrauen,
- Neid,
- Überlastung,
- Unsicherheit,
- fehlende Phantasie und
- verschiedene Auslegung von Begrifflichkeiten.
Kurz gesagt: Die „Chemie“ stimmt nicht. Gegensteuern kann man hier mit Mediation, informellen Treffen, „Runden Tischen“ und - wenn gewollt - mit Supervision. (Sieh oben)
Dann gibt es die Faktoren der „Organisatorischen Einbindung“:
- unzureichende Kenntnis über den anderen (Partner),
- Konkurrenz,
- Schuldzuweisungen,
- Ressourcen- und Ressortkonkurrenz,
- fehlende Fachkompetenz,
- Unzuständigkeitserklärungen,
- Angst vor Fehlern,
- Kompetenzstreitigkeiten,
- unterschiedliche Zielvorstellungen).
Kurz gesagt: Es gibt Irrationalitäten. Zu beheben sind diese eigentlich nur durch Interventionen und Veränderungen bei und auf höheren Ebenen (Gespräche auf Leitungsebene, Organisationsentwicklung usw.) Je nachdem, wer die Beteiligten des Runden Tisches sind
Beim dritten Bereich handelt es sich um die „Strukturellen Faktoren“, wie da sind:
- Datenschutz,
- Ressourcenknappheit,
- konkurrierende Dienste oder Unternehmen,
- unterschiedliche Aufgabenbereiche - und vor allem
- historisch gewachsene Entwicklungen mit teilweisem Nebeneinander, Nacheinander und "Chaos".
Eine vernünftige, sachliche und auf die Bedürfnisse der anderen eingehende Kommunikation in der Runde ist Voraussetzung für alles Weitere.
Grafik: Stefan Weinert (c), 2009
Man/frau könnte hier folgende Stufen und Intensitäten benennen (vom Minus zum Plus):
Kommunikation = reiner Informationsaustausch;
Kooperation = gegenseitige Unterstützung;
Koordination = gemeinsame Aktivitäten;
Zusammenarbeit = Teil der Eigenständigkeit wird zugunsten gemeinsamer Ziele aufgegeben;
Konvergenz (Annäherung) = Neustrukturierung der Angebote, der Zielstellungen und der Konzepte;
Vertiefung = Zusammenführung von Diensten, Individualität tritt zugunsten gemeinsamer Identität in den Hintergrund.
Wenn - das wäre natürlich der Optimalfall - alle diese Dinge berücksichtigt würden (Konjunktiv), erreichen wir womöglich, dass alle Akteure an einem Strang ziehen. Ein oder zwei oder auch drei Versuche wären es wert, oder?
*) Quelle: Stefan Weinert (c), 2009: "Der Case Manager als Experte und Insider" - Ein Plädoyer für das perspektivische Case Management (Eigenverlag)