(1) RAVER 👉WOCHEN👉MARKT und darüber hinaus: Kommunikation im Rahmen eines Findungsprozesses zur Problemlösung ...
Von Stefan Weinert *)
Kommunikation im Rahmen eines Findungsprozesses zur Problemlösung (inklusive „interkulturelle Kompetenz“ und „Verhandeln“)
Bezüglich der Kommunikation respektive dem verbalen und nonverbalen Umgang miteinander, hier der Interaktion am Runden Tisch und/oder eines Findungsprozesses zur Problemlösung - sind entscheidend,
a) wer mit wem spricht/verhandelt/umgeht und
b) wer mit wem nicht spricht/verhandelt/umgeht und
c) wer mit wem wie spricht/verhandelt/umgeht.
Wenn alle Beteiligten im Kommunikations - Prozess am gemeinsamen Ziel orientiert sind (= das Beste, das Nachhaltigste, das Effizienteste und das Effektivste für alle zu erreichen = respektive Ergebnisse, mit denen alle Beteiligten zufrieden sind), statt an einer Person oder Einrichtung oder bestimmten Vorstellung (es muss so laufen wie A, oder B, oder C es will) festzuhalten. Denn
- a) dann werden die vorhandenen Potentiale und versteckten Ressourcen genutzt, und
- b) dann ist bei allen Beteiligten eine hohe Motivation vorhanden,
- c) dann sind die Entscheidungen auch tragfähig.
Mal eben was aus dem Hut zaubern oder sich die Sachen oberflächlich angucken - ist nicht! Auch faule Kompromisse und solche aus Angst vor Verprellen anderer, werden nicht helfen.
Jeder Beteiligte einer Diskussionsrunde sollte wissen, dass sich menschliche Strukturen - wie es auch in der Natur usus ist - selbst schaffen, und zwar vom Chaos zur Gesetzmäßigkeit - und keinen Schöpfer haben, wobei soziale Systeme relativ konservativ sind (das haben wir schon immer so gemacht).
Deshalb ist eine intelligente (sozial und emotional) Steuerung eines Runden Tisches und/ oder eines Findungsprozesses durch den/die Moderator/in von hoher Wichtigkeit. Nicht zu vergessen, die oft unberechenbare Gruppendynamik.
- a) Keine einsamen Entscheidungen durchsetzen, sondern das Finden eines Konsenses, was beim Vorhandensein von Konfliktpotentialen und Machtkämpfen, versteckten Ressourcen, Empfindlichkeiten und Vorbehalte in einer Gruppe von Menschen, nicht so einfach sein dürfte.
- b) Dazu kommen vorgegebene Rahmenbedingungen, gesetzliche oder behördliche Vorschriften und entsprechende Handlungsspielräume. Nicht bei „Schwarz“ oder „Weiß“ liegen die Lösungen, sondern meist sind es die Grautöne, die uns weiterhelfen.
Geht es in einer Diskussionsrunde und/oder in einem Findungsprozess zur Problemlösung von Menschen mit Migrationshintergrund, dann sei unbedingt auf folgendes hingewiesen: Interkulturelle Kommunikation wird bestimmt durch Machtasymmetrien, Kollektiv-Erfahrungen, Fremdbilder und Differenz der Kulturmuster. Probleme bei Sachfragen entstehen, wenn z.B. das sprachliche Repertoire unzureichend ist. Die Beziehungsebene wird gestört, wenn kulturelle Missverständnisse vorliegen. Die Kommunikation auf der so genannten Metaebene ist teilweise unmöglich oder können eben zu diesen Missverständnissen führen.
„… schwierig mutet es uns oft an, den Gemütszustand von Menschen anderer Kulturen und anderer Rassen zu begreifen. Ein Grund dafür liegt bereits an der unterschiedlichen Gesichtsform - betreffend vor allem Stirn, Augen, Nase und Mund; doch wichtiger noch sind die kulturellen Divergenzen (Anmerkung: Auseinanderentwicklungen) bezüglich der Inhalte, mit denen bestimmte Emotionen verknüpft werden, sowie der Weise und Anlässe, in denen Gefühle gezeigt werden. So sind zum Beispiel Westeuropäer mit ihrer starken Betonung individueller Interessen und Befindlichkeiten nicht ohne weiteres darauf vorbereitet, in Ostasien einer Schamkultur zu begegnen, für die der ‚Gesichtsverlust’ - das Zeigen persönlichen Leids oder persönlicher Schwächen - als eine Schmach empfunden wird, die es um jeden Preis zu vermeiden gilt … Da Emotionen stets Bewertungen von Erfahrungsinhalten ausdrücken, können unterschiedliche, ja, gegensätzliche Gefühle bei gleichen Inhalten leicht zu Missverständnissen, wo nicht Feindschaften aller Art Anlass geben …“ [Eugen Drewermann „Glauben in Freiheit“, Band 3/IV,1, S.565 f]
Laut Watzlawick liegt die Störungsquelle der interkulturellen Kommunikation vor allem nicht auf der Inhaltsebene, sondern auf der Beziehungsebene. Wenn sich alle Beteiligten im Findungs-Prozess als Fremdgruppe („Out-Group“) sehen (die außerhalb der Wertvorstellungen des jeweils anderen liegt), kann es zu einer guten Kommunikation und guten Zusammenarbeit kommen.
Im Rahmen eines Runden Tisches, eines Findungsprozesses oder einer Problemlösung, muss auch immer wieder verhandelt werden). Ein guter Gesprächsführer oder Moderator versucht durch Kommunikation und Analyse herauszufinden, welche Interessen (Bedürfnisse, Wünsche, Ängste, Sorgen, Zukunftspläne) hinter den vertretenden Positionen des/der anderen Beteiligten verborgen sind. Er sollte sich aber auch über seine eigenen Interessen im Klaren sein. Dabei kann er zu dem Ergebnis kommen, dass nicht jede gegensätzliche Position (die geprägt sein kann von: Angst vor Entscheidungen, Imponiergehabe, Vorgaben von höherer Stelle, Arbeitsphilosophie, Verletztheit, Machtausspielung, Angst vor Machtverlust usw.) auch ein gegensätzliches Interesse zugrunde liegt.
Wichtig ist es ja, Lösungen zu finden, die die Interessen aller abdecken und mit denen alle Beteiligten zufrieden sein können. Dazu könnte im Rahmen einer kreativen Phase beispielsweise ein eingeschobenes Brainstorming sehr nützlich sein. Man/frau könnte nach der von E. de Bono entwickelten PMI - Methode verfahren, in der positive Gesichtspunkte, negative Gesichtspunkte und interessante Gesichtspunkte eruiert werden.
„Konstruktives Verhandeln geschieht nicht nach dem Motto‚ 'wir haben uns alle lieb’, sondern aus der Einsicht heraus, dass Lösungen, die auch Beziehungsebenen berücksichtigen, optimal sind, um die eigenen Interessen zu wahren. Deshalb ist es notwendig, dass man/frau seine Handlungsmöglichkeiten außerhalb des Verhandlungsprozesses kennt. Dies verhindert, manipuliert zu werden und einem Ergebnis zuzustimmen, das eigentlich nicht gewollt ist“. [Christel Michel, mediators ravensburg, 2006]Der Mensch ist keine triviale Maschine, die bei Betätigung bestimmter Knöpfe auch das tut, was laut Bedienungsanleitung geschehen muss (Beispiel: Waschprogramme der Waschmaschine). Ein von außen gegebenem Impuls wird in jedem Menschen anders (individuell) verarbeitet und/oder umgeleitet. Das Ergebnis ist also nicht berechenbar, weil es für den Menschen keine in Buchstaben fixierbare „Bedienungsanleitung“ gibt. Stattdessen gilt der Respekt vor der Individualität und vor der Freiheit.
*) Quelle: Stefan Weinert (c), 2009: "Der Case Manager als Experte und Insider" - Ein Plädoyer für das perspektivische Case Management (Eigenverlag)