The Kinks - eine legendäre Band wird "sechzig" (60) !
The Kinks - “The Journey“: Die Perversen werden sechzig (fr.de)
Hätte es die Beatles nie gegeben, da sind sich Kinks-Enthusiasten und auch Kinks-Enthusiastinnen einig, dann wären die Kinks die Beatles geworden. Also berühmt wie die Beatles. Und wie die Rolling Stones und The Who zusammen. Außerdem wären sie ohne Neil Armstrong als Erste auf dem Mond gelandet, ohne Geoff Hurst wären sie es gewesen, die das 3:2 im WM-Finale von Wembley 1966 (nicht) geschossen hätten, und ohne Elizabeth II. und Charles wären sie König von England bis heute.
Denn auch wenn man nicht mehr viel davon mitbekommt: Die Kinks – deutsch etwa: die Schrulligen, die Ausgeflippten, die Perversen – gibt es offiziell immer noch. Zum Sechzigsten gönnt ihnen das Plattenlabel BMG zwei aufwändige Geburtstagsausgaben mit ihren wichtigsten Songs.
(5) The Kinks - Mr. Pleasant (1967) - YouTube
„The Journey – Part 1“ erscheint an diesem Freitag als schön gestaltete Doppel-LP, Doppel-CD, als Download und in HD. Angemessen kratzig und krachig klingt das natürlich trotzdem, selbst in der 2023 remasterten Digitalversion, wenn es losgeht mit „You Really Got Me“ aus dem Jahr 1964, dem ersten Nummer-1-Hit, dem internationalen Durchbruch der Londoner Combo. „Ich habe mit einer R’n’B-Band in einem Club in Soho gespielt“, erzählt Sänger, Gitarrist, Komponist, Ritter und Sir Ray Davies, „und sah dieses wunderschöne Mädchen im Publikum tanzen. In der Pause wollte ich ihr von diesem Lied erzählen, das ich gerade geschrieben hatte, aber sie war verschwunden. Seither suche ich sie.“
Wo erzählt der 78-Jährige das? In einem Booklet, das der LP- und der CD-Variante der Jubiläumskompilation beiliegt. Darin sagen Ray, sein Bruder Dave Davies (76) und Schlagzeuger Mick Avory (79) ein paar Sätze zu jedem Song. Großartig. Während Ray abgedrehte Kurzgeschichten von sich gibt, wirft Dave Geistesblitze in die Manege wie ein verrückter Künstler: „The excitement of a new age of music and social awareness!“ – „A celebration of a new era of music and art.“ – „It came about through a wistful consideration of the future.“ Höchstwahrscheinlich haben die Davies-Brüder getrennt voneinander ihre Assoziationen zu Protokoll gegeben. Sie sind zerstritten, ungefähr seit es die Kinks gibt. Deshalb haben sie auch seit fast 30 Jahren nichts mehr zusammen gemacht. Erstaunlich, dass es überhaupt gemeinsame Musik gibt. Und so gute. Und so viel.
Drummer Avory verrät, dass nur ein einziger Mensch bei der Plattenfirma den Song „You Really Got Me“ veröffentlichen wollte, die anderen waren skeptisch. „Der Rest ist Geschichte.“ Ebenso legendär wie etwa das herrlich verträumte „Tired Of Waiting For You“. Ray: „Müde vom Warten auf den 102er Bus, bevor ich mir ein Taxi leisten konnte.“ Ebenso ein Filetstück wie „Where Have All The Good Times Gone“, das Ray Davies mit 21 schrieb. Der Tourmanager sei verblüfft gewesen, weil ja schon der Titel klingt wie ein Altmännersong. Ray: „Schätze, ich war schon immer alt.“
Das Gitarrensolo in „All Day And All Of The Night“ ist zugegebenermaßen immer noch ein schlechter Scherz. Aber hey, 1964. Und immer, wenn du mal schaust, was die Kinks alles geschaffen haben, stößt du auf Perlen und staunst wieder über die vielen Hits. „Waterloo Sunset“, Prädikat unsterbliches Lieblingslied, ist auf der LP (Ray: „Der Text dürfte genug sagen, aber wenn ich ins Detail ginge, würde das dein Herz brechen“), „Death Of A Clown“ (nein, Ray wird jetzt nicht zu jedem Lied zitiert, auch wenn es diesen Text veredeln würde), „Days“, „Stop Your Sobbing“, alles Legenden. Das spätere, atmosphärisch reife „No More Looking Back“. Fotos von einst mit witzigen bis lässigen Frisuren und schicken Jacketts und historischen Albumcovers sind auch drin im Booklet und im Faltumschlag.
Aber vor allem die Musik, Stücke von 1964 bis 1975. Auf der ersten Plattenseite: Lieder darüber, ein Mann zu werden, Abenteuer zu suchen und ein Girl zu finden. Auf Seite zwei: Lieder über den bitteren Geschmack des Erfolgs und die Vergangenheit, die zurückkommt und dich in den Hintern beißt. Die Vorspänne zu den Seiten drei und vier werden hier noch nicht verraten. „Dandy“ ist nur in der digitalen Version der Jubiläumsausgabe dabei. Weitere Welthits wie „Lola“, „Sunny Afternoon“ oder „Apeman“ fehlen ganz. Die kommen dann gewiss auf „The Journey – Part 2“, der im Lauf des Jahres erscheinen soll, ebenso wie weitere Veranstaltungen zum Sechzigsten der Kinks. Wir gratulieren schon mal.
Blogger: Nicht zu vergessen "Mr. Plesant" mein Lieblingsstück von den Kinks.