Dreikönig: Sternendeuter aus Babylonien (Irak) schenken dem "Ländle" und den Bayern einen Feiertag
Nach der biblischen Überlieferung des Evangelisten Matthäus - einst war der ein Kollaborateur und arbeitet als Zöllner für die römischen Besatzer - kamen damals drei Könige aus dem Morgenland nach Bethlehem, um den neu geborenen Messias anzubeten. Denn ein neuer Stern am Himmel hatte immer eine tiefere Bedeutung für die Menschheit. "Morgenland" hieß es, weil es von Palästina aus gesehen im Osten lag - heute der Irak (Babylon). Aber weder waren diese Männer Könige, noch waren sie "heilig", da sie nie zur Katholischen Kirche gehörten und auch nie getauft wurden. Die Taufe wurde nämlich erst rund 30 Jahre später eingeführt. Und dass es drei waren, ist auch nicht gewiss, und schon gar nicht ihre Namen stimmen. Die sind im Laufe der Kirchengeschichte ausgedacht worden. Und doch ist an der Geschichte Wahres dran.
Als jene Karawane aufbrach, wussten die Teilnehmer nicht, welches Ziel es genau sein würde, dass zu erreichen war und vor allem, wie lange man unterwegs sein würde. Es gab nur einen Hinweis und die ungefähre Richtung. Das war ein von ihnen neu entdeckter Stern im Südwesten, ein Stern, der heller schien als all die anderen. Vermutlich war dieser "Stern" das scheinbare Zusammentreffen mehrerer Planeten unseres Sonnensystems, oder es handelte sich um einen Kometen.
Daher könnte diese Geschichte wahr sein. Im griechischen Urtext des Neuen Testaments ist nämlich von "Magiern" die Rede = Weise und Sternendeuter, also waren sie - so etwas wie Astrologen. Dass es drei gewesen sein sollen, folgerten Theologen erst im 3. Jahrhundert aus der Zahl ihrer Gaben - sie brachten Weihrauch, Myrrhe und Gold. Als Namen kommen in der lateinischen Tradition ab dem 7. Jahrhundert Variationen von Caspar, Melchior und Balthasar vor. Bei den Syrern heißen sie Larvandad, Hormisdas und Gushnasaph, bei den Armeniern Kagba und Badadilma. Unter dem Eindruck der Kreuzzüge wurde Caspar schließlich noch zum "Mohren", einer verballhornten Form des nordafrikanischen Mauren.
Dass es Sternendeuter zu dieser Zeit im Orient gab, ist erwiesen. 1925 fanden Archäologen im Irak eine Keilschrifttafel, auf der astronomische Ereignisse des Jahres 7 v. Chr. vorausberechnet sind. Dies ist eines der möglichen Geburtsjahre des historischen Jesus (siehe aber auch weiter unten). Die Tafel sagt ein nahes Zusammenstehen der Planeten Jupiter und Saturn voraus. Die sogenannte dreifache Jupiter-Saturn Konjunktion am 27. Mai, 6. Oktober und 1. Dezember im Jahr 7 v. Chr. (von heute aus zurück gerechnet), die die Forscher inzwischen für den biblischen "Stern von Bethlehem" halten, passt gut in die Erzählung von Matthäus.
Es könnte aber - nach einer anderen Theorie - auch ein Komet gewesen sein. Im Jahr 1986 - ich war damals Pastoralreferent am Niederrhein - erschien im Februar der Halleysche Komet am Nachthimmel. Das macht er seit den Aufzeichnungen und Berechnungen alle 74 bis 79 Jahre. Mit einer Geschwindigkeit von 54,5 Kilometer pro Sekunde rast er durch das All und dringt im Mittel alle 75,3 Jahre in unser Sonnensystem ein.
Das war zum Beispiel auch im April 1910 der Fall und - nach heutigen Erkenntnissen zurück gerechnet - auch im Oktober des Jahres 12 vor Christus der Fall. Das macht zwar eine Differenz von fünf Jahren zu "Jupiter-Saturn" aus (siehe oben), aber die Chronologie des Matthäus-Evangeliums stimmt eh mit der wahren Historie der damaligen Geschichtsschreiber und der heutigen Forschung nachgewiesener Weise nicht überein. Diese Differenz von fünf Jahren könnte sich aber durch den Erscheinung-Rhythmus 74/79 Jahre wieder ausgleichen. Im Dezember diesen Jahres hat der Komet seinen sonnenfernsten Punkt (Aphel) erreicht.
Das (scheinbare, aus dem Blickwinkel der Erde gesehene) Zusammentreffen der beiden Gasriesen Jupiter und Saturn ist übrigens keine Seltenheit und ereignet sich regelmäßig alles 20 Jahre. Für einen Menschen also bis zu viermal in seinem Leben zu beobachten, während der Halleysche Komet doch nur einmal(ig) zu beobachten ist.