Der Abbau von Torf und der Schutz von Mooren muss gesetzlich geregelt werden!!
https://www.bund-niedersachsen.de/themen/natur-landwirtschaft/moore/fokusthemen/torfabbau-stoppen/
In Niedersachsen befinden sich rund 38 % der deutschen Moorböden. Das umfasst 70% aller Hoch- und 17% der Niedermoore - in unserem Bundesland eine Gesamtfläche von knapp 420.000 ha. Die Zahlen machen deutlich, welche besondere Verantwortung wir für diese Standorte haben.
Der BUND fordert deshalb:
- Stoppt den Torfabbau! Erhalt aller Moore als Naturschutzgebiete.
- Finanzielle Unterstützung der Wiedervernässung durch die Politik und gesicherte Kontrollen v.a. zum Wasserstand.
- Keine Acker- oder Weidenutzung auf Torfstandorten!
Für Natur und Klima
Moore haben eine wichtige Klimaschutzfunktion. Sie beherbergen große Mengen CO2 und nehmen zusätzlich etwa 7 t CO2 jährlich auf. Demgegenüber stehen natürliche Methan-Emission. Langfristig wirken Moore jedoch positiv auf das Klima, denn Methan hat eine verhältnismäßig kurze Verweildauer von etwa 12 Jahren in der Atmosphäre und wird dann abgebaut. Obwohl sie nur etwa 3 % der weltweiten Landfläche bedecken, binden Moore etwa 30 % des Bodenkohlenstoffs.
Werden Moore jedoch entwässert, also für die Landwirtschaft nutzbar gemacht oder Torfabbau betrieben, gelangt Sauerstoff an den gebunden Kohlenstoff und lässt ihn in die Atmosphäre entweichen. Die ursprünglichen Senken werden dann zu CO2-Quellen. Der Torfabbau ist für 7 % aller Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass er damit mit dem des Verkehrsaufkommens vergleichbar ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass durch den Torfabbau riesige Lebensräume zerstört werden. Gerade diese für Menschen unwirtlichen Gegenden bilden letzte Refugien für störungsempfindliche Arten. Tiere und Pflanzen, die in solch extremen Gebieten leben, bezeichnet man als Spezialisten. Dazu gehören einige Libellenarten wie die kleine Moosjungfer, die sich ausschließlich in Hochmooren fortpflanzen. Viele Pflanzen haben sich dadurch spezialisiert, dass sie sehr gut auf die Schwankungen zwischen Trockenheit und Nässe im oberen Bereich des Hochmoores angepasst sind. Dazu gehören die Glockenheide (Erica tetralix), die Moosbeere (Vaccinium oxycoccus) und die Rosmarinheide (Andromeda polifolia).
Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde Torf für den Hausbrand genutzt, da aufgrund schwindender Holzvorräte die Kohleversorgung mangelhaft war. Außerdem versprach man sich von der landwirtschaftlichen Nutzung der Moorstandorte ein großes Potenzial zur Beseitigung der Agrarkrise im frühen 19. Jahrhundert. Später fand die Industrie Gefallen an dem Rohstoff und produzierte bis in die 1950er Jahre u.a. Satteldecken, Lappen, Teppiche, Vorleger, (Pack-)papier, Torfwatte für medizinische Zwecke oder Isoliertorf.
Seitdem und bis heute wird hierzulande Torf gefördert. Vor allem im Gartenbau findet er wegen seiner beliebten Eigenschaften – Wasserspeicherkraft, gute Durchlüftung und gute Nährstoff- und Säureregulation – starken Absatz. Über die Hälfte (56 %) wird im Erwerbsgartenbau angewendet, vor allem für die Anzucht von Jungpflanzen: Fast jede Gemüsepflanze stand zumindest in ihrer Jugend in Torf. Etwa ebenso viel dient der Anzucht von Zierpflanzen, Obst, Pilzen oder den Kulturen von Baumschulen. Die restliche Torfanteil (44 %) wird von Hobbygärtnern eingesetzt: für die Anzucht von Pflanzen und zum Abdecken der Beete. Hier gibt es bereits gute Alternativen.
Derzeit werden in Deutschland rund 5,3 Mio. m³ Schwarztorf abgebaut. Hinzu kommt der Import von weiteren 2,7 Mio. m³ Weißtorf, vor allem aus baltischen Ländern. Weißtorf ist nicht so stark zersetzt wie Schwarztorf, die Vorräte in Niedersachsen sind weitestgehend erschöpft. Aus diesen insgesamt 8 Mio. m³ Torf werden in Deutschland etwa 9,5 Mio. m³ Blumenerde und Pflanzsubstrate hergestellt.
Quelle: Broschüre "Torffrei im Garten - Moor- und Klimaschutz durch den Einsatz von Torfersatzstoffen", Herausgeber BUND, Projekt "Terra Preta in Niedersachsen", 2016 (siehe unten folgend)
Bis vor 50 Jahren hatte der Naturschutz nur einen geringen Einfluss auf Moore und Torf. Nach altem Moorschutzgesetz wurde abgebaut und melioriert. Die kleineren Hochmoore, in denen bis in die 1950er Jahre Brenntorf für den Hausgebrauch per Handtorfstich gewonnen wurde, blieben sich selbst überlassen. Ihre Entwässerung wurde nicht aufgehoben. Damit war ihre Degeneration, ihre Entwicklung zu Moorwäldern vorprogrammiert. Mit dem ersten europäischen Naturschutzjahr (1970) und dem damit verbundenen wachsenden Umweltbewusstsein gelangten auch in Niedersachsen die verbliebenen Moore in den Fokus von Politik und einer größeren Öffentlichkeit. Das Bodenabbaugesetz von 1972 und die Moorschutzprogramme von 1981 und 1986 brachten wichtige Regelungen für den Torfabbau und den Naturschutz. Die landwirtschaftliche Nutzung auf Torf stand damals nicht zur Disposition. Erst mit Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der Umstand diskutiert, dass mit der Zersetzung von Torfen ein Klimaproblem verbunden ist. In Niedersachsen gehen 12 % der Treibhausgase auf die Oxidation von Torfen zurück. Moore müssen ihre Funktion als Kohlenstoffsenke zurückerhalten und damit schnellstmöglich wieder vernässt werden. Im Einzelnen würde das für unsere Moore bedeuten: q Handtorfstichmoore müssten zeitnah vernässt werden. q für die Landwirtschaft auf Torf müssten durch Forschung (sozialverträgliche) Wege gefunden werden mit dem Ziel, herauszufinden was auf nassem Torf mit zurückerhaltener Stoffsenkenfunktion an der Oberfläche wirtschaftlich machbar ist, z.B. Paludikulturen. Auch die Verwendung von Torf für die Substratherstellung insbesondere im Erwerbsgartenbau müsste noch mehr eingeschränkt werden. Es zeichnen sich bereits heute durch das Torfmoosfarming Alternativen ab, den Torfverbrauch in absehbarer Zeit deutlich weiter einzuschränken. Die Suche nach alternativen Substraten für den Gartenbau ist aus Klimaschutzgründen unerlässlich und hier kommt Terra Preta eine besondere Rolle zu.
Hier die 24-seitigen Broschüre des BUND herunterladen und spannend und informativ weiterlesen ...