đđ Die Welt ist wesentlich queerer als wir wohl alle dachten ... "Es sind nicht unsere Unterschiede, die uns trennen. Es ist unsere UnfĂ€higkeit, diese Unterschiede zu erkennen, zu akzeptieren und zu feiern."

Queere Tiere & Queere Befreiung â Eine Einleitung
(This is the German translation of the English post, which you can find here.)
Gefunden vom Blogger hier: https://www.the-vegan-rainbow-project.org/post/queere-tiere-queere-befreiung und leicht gekĂŒrzt ( ... )
>>> Die Welt ist voller queerer Tiere. Mittlerweile haben wohl viele von uns ErzĂ€hlungen von gleichgeschlechtliche Pinguinpaare gehört, wissen, dass einige Fische ihr biologisches Geschlecht wechseln können, oder haben vielleicht mitbekommen, dass es eine in New Mexiko lebende Spezies âlesbischer Eidechsenâ gibt, die nur aus weiblichen Eidechsen besteht. Und schlieĂlich sind auch Menschen queere Tiere.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich Menschen immer mehr fĂŒr queere nichtmenschliche Tiere interessiert. Dies hat mitunter zu hitzigen politischen Debatten gefĂŒhrt, da tierliche âQueernessâ unweigerlich auch viele (westliche) gesellschaftliche Annahmen ĂŒber SexualitĂ€t, Geschlecht und Reproduktion in Frage stellt.
Studien und Debatten ĂŒber queere (nichtmenschliche) Tiere reichen von biologischen Beschreibungen, wie z.B. in den BĂŒchern Biological exuberance: Animal homosexuality and natural diversity von Bruce Bagemihl [...] Es ist wohl naheliegend, dass queere Tiere auch in der LGBTIQ*-Bewegung viel diskutiert werden. [...] Schwule Pinguine sind mittlerweile sogar so beliebt, dass ein in diesem Jahr veröffentlichter Imagefilm der Stadt Köln â auch bekannt als die Deutschlands LGBTIQ+ Hauptstadt â eine kurze Sequenz von zwei Pinguinen mit Fliege vor einer Regenbogenflagge enthĂ€lt.
[...]
Queere Tiere in Wissenschaft & ForschungAls Bruce Bagemihl im Jahr 1999 sein Buch Biological Exuberance veröffentlichte, war gleichgeschlechtliches Sexualverhalten bereits bei mehr als 450 Arten von SĂ€ugetieren, Vögeln, Reptilien, Insekten und anderen Tieren wissenschaftlich dokumentiert. Als das Naturhistorische Museum von Oslo im Jahr 2006 die Ausstellung âGegen die Natur? - Eine Ausstellung ĂŒber TierhomosexualitĂ€t â eröffnete, lag diese Zahl bereits bei ĂŒber 1000. Die Ausstellung war die erste ihrer Art, die dem gleichgeschlechtlichen Verhalten von nichtmenschlichen Tieren gewidmet war. Gleichgeschlechtliche sexuelle Verhaltensweisen sind also alles andere als âunnatĂŒrlichâ und spielen sogar eine wichtige Rolle in Evolutionsprozessen. Sexuelle Interaktionen zwischen verschiedenen (zwei oder mehr) Geschlechtern einer Spezies sind mitunter fĂŒr die Evolution einer Spezies nicht einmal erforderlich, wie eine in New Mexico lebende Eidechsenart zeigt, bei der alle Eidechsen dasselbe Geschlecht haben.
âHomosexualitĂ€t als âunnatĂŒrlichâ zu charakterisieren schadet sowohl Tieren als auch schwulen und lesbischen Menschen. Indem geleugnet wird, dass Tiere zum VergnĂŒgen Sex haben oder Paarbindungen eingehen, bei denen es nicht um Fortpflanzung geht, ist es leichter, zu behaupten, dass Tiere gefĂŒhlslose Automaten und keine empfindungsfĂ€higen Individuen sind.â â pattrice jonesQueere DiversitĂ€t beschrĂ€nkt sich jedoch nicht nur auf sexuelles Verhalten. Ein mĂ€nnlicher Clownfisch kann sein Geschlecht Ă€ndern, wenn das Weibchen der Gruppe stirbt, einige Spezies haben nur ein Geschlecht, andere sind Zwitter, und wieder andere haben drei Geschlechter. Die Natur ist also wirklich ziemlich âqueerâ.
Trotz dieser Vielfalt und DiversitĂ€t sind viele biologische Studien von menschlichen, heteronormativen und geschlechtsbasierten Verzerrungen geprĂ€gt. Dies ist vielleicht nicht sonderlich ĂŒberraschend, wenn bedacht wird, dass die âQueernessâ von Tieren wirklich anzuerkennen, auch weit verbreitete Vorstellungen von SexualitĂ€t, Geschlecht, und Reproduktion in Frage stellt.
[...]Studien zu gleichgeschlechtlichen sexuellen Verhaltensweisen hatten dabei jedoch nicht nur das Ziel, die Auswirkungen gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens auf die Evolution nichtmenschlicher Tiere zu verstehen. Einige Studien beschÀftigten sich explizit damit, Einblicke in menschliches Verhalten zu gewinnen. Dabei ist auffallend, dass sich viele dieser (unter anderem von Jennifer Terry beschriebenen) Studien mit mÀnnlicher, weniger jedoch mit weiblicher HomosexualitÀt beschÀftigten.
Im Jahr 1995 sorge ein in der Times publizierter Artikel fĂŒr Aufsehen, welcher einer Studie ĂŒber âhomosexuelle Geneâ bei Fruchtfliegen vorstellte. Die Wissenschaftler Oldenwald und Zhang hatten bei den Fliegen genetische Strukturen verĂ€ndert, die dazu fĂŒhrten, dass die mĂ€nnlichen Fliegen homosexuelles Verhalten zeigten. Obwohl die Wissenschaftler nicht behaupteten, dass ein einzelnes Gen HomosexualitĂ€t hervorrufen könnte, so wurde jedoch angemerkt, dass Menschen Ă€hnliche Genstrukturen hĂ€tten. Somit fĂŒhrte die Studie schnell zu Diskussionen ĂŒber âhomosexuelle Geneâ bei Menschen. Diese Diskussionen fĂŒhrten zu hitzigen Debatten zwischen der LGBTIQ+ Community und homophoben Gruppen, die implizierten, dass HomosexualitĂ€t ein genetischer Defekt sei, der âgeheiltâ werden könnte. (Um dies kurz klar zu stellen: HomosexualitĂ€t ist kein Defekt und nichts, was geheilt werden könnte oder sollte.)
Jedoch dienen nicht alle wissenschaftlichen Untersuchungen homosexuellen Verhaltens nichtmenschlicher Tiere dazu, menschliche HomosexualitĂ€t besser zu verstehen. Einige widmen sich aus reinem Interesse dem Verhalten nichtmenschlicher Tiere und wieder andere, aus einem bestimmten (wirtschaftlichen) Zweck. In den 90er Jahren untersuchten die beiden Forscher Perkins und Fitzgerald Schafe, die sie als "mĂ€nnlich-orientierte Widder" bezeichneten. Ziel ihrer Untersuchung war es, diese âschwulenâ Widder zu identifizieren, da diese fĂŒr die Zucht weniger effektiv seien und somit zu wirtschaftlichen Verlusten fĂŒhren wĂŒrden. Obwohl diese Studien in den 90er Jahren durchgefĂŒhrt wurden, sind sie noch immer sinnbildlich dafĂŒr, wie nichtmenschliche Tiere in der Tierindustrie als reine Objekte zur Gewinnerzielung angesehen werden. Das homosexuelle Verhalten der Widder war aus ökonomischer Sicht unerwĂŒnscht, da dieses angeblich eine maximal effiziente Fortpflanzung verhinderte. (Anmerkung: Ă€hnliche â wenn auch unterschiedlich motivierte â Argumente wurden und werden ĂŒbrigens auch bei der Verfolgung von Homosexuellen angebracht. So galt HomosexualitĂ€t beispielsweise unter dem deutschen NS-Regime als Bedrohung fĂŒr die ânationalen FortpflanzungsfĂ€higkeitâ, die es zu beseitigen galt.
Zusammenfassend scheint es viele verschiedene GrĂŒnde zu geben, warum Menschen das BedĂŒrfnis haben, andere queere Tiere wissenschaftlich zu untersuchen. Keiner dieser GrĂŒnde rechtfertigt es jedoch, nichtmenschliche Tiere in KĂ€figen einzusperren, zu untersuchen, genetisch zu verĂ€ndern, zu töten und zu sezieren. Es gibt keinen Grund, dafĂŒr, nichtmenschliche Tiere fĂŒr besseren VerstĂ€ndnis queerer Menschen heran zu ziehen und noch weniger, aus reinem Interesse Experimente an ihnen durchzufĂŒhren.
[...]Indem wir nichtmenschliche Tiere in Zoos in KĂ€fige setzen, die ihren ânatĂŒrlichen Lebensraumâ reprĂ€sentieren sollen, erzĂ€hlen wir eine bestimmte Geschichte ĂŒber sie. Und manchmal verwenden wir sie, um Geschichten ĂŒber uns selbst zu erzĂ€hlen
âOhne es zu wissen, helfen uns Tiere dabei, Geschichten ĂŒber uns selbst zu erzĂ€hlen, insbesondere, wenn es um SexualitĂ€t geht.â - Jennifer Terry, âUnnatural Actsâ in Nature, S.151Insbesondere schwule Pinguine werden in den gĂ€ngigen Medien oft dafĂŒr genutzt, Geschichten ĂŒber Regenbogenfamilien zu erzĂ€hlen. (Die Begriffe âschwulâ oder âlesbischâ werden hier genutzt um Pinguinbeziehungen zwischen zwei mĂ€nnlichen und zwei weiblichen Pinguinen zu beschreiben. Da diese Begriffe jedoch menschliche IdentitĂ€ten abbilden, sollten sie nicht einfach so auf andere Tiere ĂŒbertragen werden). Die Geschichte der beiden Pinguine Roy and Silo, zwei mĂ€nnlichen ZĂŒgelpinguinen im New Yorker Central Park Zoo, wurde dabei sogar so populĂ€r, dass zwei KinderbĂŒcher ĂŒber sie geschrieben wurden. Die BĂŒcher erzĂ€hlen die Geschichte von Roy and Silo, die ein Ei ausbrĂŒten, als die Geschichte einer glĂŒcklichen Regenbogenfamilie. (Mittlerweile gibt es sogar ein weiteres Buch ĂŒber ein mĂ€nnliches Pinguinpaar, die sich ein Kind wĂŒnschen, diesmal zum GlĂŒck auĂerhalb des Zoos).
WĂ€hrend die Geschichte von Roy und Silo, die ein Ei ausbrĂŒten und das KĂŒken Tango als Kind erziehen, eine schöne Geschichte fĂŒr Regenbogenfamilien ist, ist es problematisch, sie zu der einzigen Geschichte zu machen, die wir ĂŒber sie erzĂ€hlen. Es ist problematisch, weil es normalisiert, dass Pinguine in Zoos gefangen gehalten werden, und weil dies impliziert, dass diese schwulen Pinguine âgute Schwuleâ sind, weil sie als monogames Paar leben, die Kinder groĂziehen. An dieser Lebensweise ist zwar nichts auszusetzen, jedoch ist es nicht die einzige Möglichkeit, in âgutenâ gleichgeschlechtlichen Beziehungen zu leben, weder fĂŒr Pinguine noch fĂŒr Menschen.
Im Bestreben Geschichten ĂŒber schwule Pinguine die (in Gefangenschaft) ihre groĂe Liebe finden und bis ans Lebensende glĂŒcklich mit ihrem Partner leben, wurden sogar bereits Pinguinhochzeiten abgehalten. Im Jahr 2019 wurden die beiden Pinguine Ferrari und Pringle bei einer von Menschen organisierten Hochzeitszeremonie âverheiratetâ â es gibt sogar ein Hochzeitsvideo. Dies war nicht die erste âPinguinhochzeitâ und es wird vermutlich leider auch nicht die letzte Veranstaltung ihrer Art sein, bei der menschliche BrĂ€uche und Rituale auf andere Tiere projiziert werden. Warum wĂŒrden Pinguine je nach menschlicher Konvention heiraten wollen?
Wir werden nie wissen, was diese Pinguine wirklich denken oder fĂŒhlen, mit welcher sexuellen und geschlechtlichen IdentitĂ€t sie sich identifizieren, oder wie sie ihre Beziehungen gerne fĂŒhren wĂŒrden. In dem wir sie verheiraten implizieren wir, dass sie âgenau wie wirâ sind, und benutzen sie gleichzeitig zur menschlichen Belustigung. Wessen Geschichte erzĂ€hlen wir also wirklich, wenn wir diese âverliebten Vögelâ verheiraten?
Was jedoch stets auffÀllt ist, dass die LebensumstÀnde der einzelnen Pinguine in diesen Geschichten nicht weiter thematisiert werden. Pinguine in KÀfigen sind niemals frei, aber dennoch nutzen sie als Statisten in der ErzÀhlung Geschichten sexueller Freiheit. Wie können wir jedoch sexuelle Vielfalt und Freiheit feiern, wenn wir nicht in Frage stellen, dass diejenigen, die den Kern dieser Geschichte bilden, in KÀfigen leben?
Warum Tierbefreiung ein queeres Thema istDie Beziehung zwischen queeren Menschen und nichtmenschlichen Tieren hat jedoch auch eine ganz andere Seite. Schon lange setzen sich queere Menschen fĂŒr die Rechte anderer Tiere ein. Eine erste Einleitung zu den Themen âqueere Tierbefreiungâ oder âwarum Tierrechte auch ein queeres Thema sindâ waren fĂŒr mich VortrĂ€ge wie Queering Animal Liberation von pattrice jones and Queering Animal Liberation: Why Animal Rights is a Queer Issue von Christopher-Sebastian McJetters sowie dieses Interview ĂŒber Human-Animals Studies und Queeraktivismus mit Swetlana Hildebrandt. Die Verbindungen zwischen diesen Themen sind jedoch keine neue Entwicklung und reichen schon lange zurĂŒck.
Insbesondere Lesben wurden und werden nach wie vor eng mit Vegetarismus in Verbindung gebracht. FĂŒr einige geht diese Verbindung sogar soweit, dass sie annehmen, dass lesbisch sein eben auch bedeutet, vegetarisch zu leben. Letzteres wurde bereits in mehreren Filmen aufgegriffen, wie zum Beispiel dem Klassiker Weil ich ein MĂ€dchen bin (Original: But Iâm a Cheerleader), oder dem Film Pride aus dem Jahr 2014. In Weil ich ein MĂ€dchen bin wird die Geschichte von Megan erzĂ€hlt, deren Eltern sie aufgrund des Verdachts ihrer HomosexualitĂ€t in ein Konversationstherapie-Lager schicken. Obwohl Megan selbst zu diesem Zeitpunkt noch denkt, dass sie Hetera sei, sind ihre Eltern und Freund:innen der festen Ăberzeugung, dass sie âhomosexuelle Tendenzenâ hat; unter anderem, weil sie sich fĂŒr Vegetarismus interessiert. Dass sie ihrer Familie Tofu vorsetzt wird somit genutzt, um sie als Lesbe zu âĂŒberfĂŒhrenâ.
Vegetarismus wird im Film Pride in einem kurzen GesprĂ€ch zwischen einer der Frauen aus dem Dorf der streikenden Bergarbeiter und dem lesbischen Paar von Lesbians and Gay Men Support the Miners (deutsch: Lesben und Schwule unterstĂŒtzen die Bergarbeiter; spĂ€ter sind sie Teil von Lesbians Against Pit Closures) thematisiert. Die beiden werden gefragt, ob es stimme, dass alle Lesben Vegetarierinnen seien, worauf sie mit âWir sind Veganerinnenâ antworten.
Die Vegan Society hat Veganismus als âeine Philosophie und Lebensart, die â so weit wie möglich und praktisch durchfĂŒhrbar â alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren fĂŒr Essen, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden sucht und darĂŒber hinaus die Entwicklung tierfreier Alternativen zum Vorteil von Tieren, Menschen und Umwelt fördert. In der ErnĂ€hrung bedeutet dies den Verzicht auf alle ganz oder zu Teilen vom Tier gewonnenen Produkte.â
Im Gegensatz zu sexueller Orientierung oder geschlechtlicher IdentitĂ€t, ist vegan zu leben fĂŒr die meisten von uns eine freie Entscheidung (und eine, die nicht zu systematischer UnterdrĂŒckung fĂŒhrt), aber dennoch gibt es hier viele Verbindungen; sowohl im Hinblick auf die Infragestellung gesellschaftlicher Normen als auch in Bezug auf den Kampf fĂŒr soziale Gerechtigkeit.
âVeganismus stell vorgefasste Meinungen davon, was eine ârichtigeâ ErnĂ€hrung ist, und wie das Leben in heutigen westlichen liberalen Gesellschaften richtig gelebt wird in Frage.â - Rasmus Simonsen, ĂŒbersetzt aus: A Queer Vegan Manifesto, S.52.Viele queere Veganer:innen haben angemerkt, dass sowohl queer zu sein, als auch vegan zu leben oft einen Coming-Out Prozess beinhaltet. Manche entscheiden sich sogar dafĂŒr, beides fĂŒr sich zu behalten da sie nicht stigmatisiert oder angefeindet werden wollen. (hier hat Leah Kirts einige Anekdoten und ErzĂ€hlungen von queeren Veganer:innen zusammengetragen (in englischer Sprache) und hier berichtet Lovis Cassaris ĂŒber Veganismus als zweites Coming-Out).
In der heutigen westlichen Gesellschaft wird gehört, queer zu sein oder vegan zu leben nicht zur âNormâ. Dabei stellt Veganismus nicht nur ârichtigeâ ErnĂ€hrungsweisen in Frage, sondern lehnt auch die weitverbreitete Annahme ab, dass Fleisch essen mĂ€nnlich sei. Wie Carol J. Adams in The Sexual Politics of Meat beschreibt, beinhaltet die Ablehnung von Fleisch auch, eine klare Stellung gegen die patriarchalische Kultur einzunehmen; eine Kultur, die sowohl queere als auch nichtmenschliche Tiere unterdrĂŒckt (sowie viele weitere Gruppen und die Natur).
Das Patriarchat schafft Hierarchien der UnterdrĂŒckung, die weiĂe, heterosexuelle cis-MĂ€nner an die Spitze der Pyramide stellen und damit notwendigerweise jeden anderen als âandersâ und âminderwertigâ definieren.
Blogger: "cis-" bedeutet: die GeschlechtsidentitĂ€t und das biologische Geschlecht einer Person stimmen ĂŒberein. Ein Cis-Mann ist also eine Person, bei der das biologische Geschlecht als auch die GeschlechtsidentitĂ€t mĂ€nnlich sind.
Dabei werden nicht nur viele Gruppen von Menschen, sondern auch nichtmenschliche Tiere unter dem imperialistischen, vom weiĂen Ăberlegenheitsdenken geprĂ€gten kapitalistischen Patriarchat unterdrĂŒckt (wie es bell hooks beschreiben wĂŒrde). Wie wir, sollten auch nichtmenschliche Tiere selbst ĂŒber ihren eigenen Körper, ihr Leben, und ihre Sexualpartner:innen bestimmen dĂŒrfen. All dies sind Grundrechte, fĂŒr die auch wir kĂ€mpfen.
Tierbefreiung ist Ă€hnlich wie LBGTIQ+ Befreiung auch ein Kampf fĂŒr soziale Gerechtigkeit. Ethischer Veganismus ist dabei ein Ausdruck dieses Kampfes und ein Akt der SolidaritĂ€t mit anderen unterdrĂŒckten Tieren. Ethischer Veganismus bedeutet dabei nicht nur, keine Produkte zu konsumieren, die aus der Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere stammen, sondern beinhaltet auch, sich in anderen Bereichen fĂŒr (Nahrungsmittel-)Gerechtigkeit einzusetzen. Dies bedeutet unter anderem den Boykott oder die faire Produktion von Produkten, von denen wir wissen, dass sie anderen Menschen groĂen Schaden zufĂŒgen (Projekte wie das Food Empowerment Project, A Well-Fed World, Chilis on Wheels, or Food Not Bombs zeigen zum Beispiel, wie wir Nahrungsmittelgerechtigkeit erreichen können).
Als Community mĂŒssen wir erkennen, dass UnterdrĂŒckungsmechanismen wie Homophobie, Transphobie, Sexismus, Rassismus, Ableism, Ageismus, Klassismus und Speziesismus auf Ă€hnliche Weise funktionieren, miteinander verbunden sind und daher gemeinsam bekĂ€mpft werden mĂŒssen. Viele queere Veganer:innen setzen sich bereits dafĂŒr ein, die Befreiung nichtmenschlicher Tiere auch in unseren eigenen Kampf fĂŒr LGBTIQ+ Rechte einzubeziehen. Dies zeigen auch BĂŒcher wie das Anfang des Jahres erschienene Queer and Trans Voices: Achieving Liberation Through Consistent Anti-Oppression von Julia Feliz Brueck und Zoie Zane McNeill. (Mehr Informationen ĂŒber Consistent Anti-Oppression gibt es hier, oder in unserem Interview mit Julia Feliz.) Hoffnung auf eine Welt, in der alle Lebewesen frei von Diskriminierung leben dĂŒrfen, verbreiten auch viele von queeren Menschen geleitete Lebenshöfe (hier haben wir eine Liste zusammengetragen).
AbschlieĂende WorteZiel dieses Textes war es, einen kleinen Einblick in das Leben queerer Tiere sowie einen Ăberblick einiger Debatten, die wir Menschen ĂŒber sie fĂŒhren, zu geben. Es gibt nach wie vor noch viel zu sagen, insbesondere in Bezug auf die Verbindungen zu anderen Formen der UnterdrĂŒckung wie Rassismus, Sexismus oder Ableismus, die zu Vorurteilen gegenĂŒber anderen Tieren und Menschen fĂŒhren. Dies schlieĂt auch die HeteronormativitĂ€t ein, mit der mitunter auch queere Veganer:innen andere Tiere betrachten.
Dies wird unter anderem im Vortrag Queering Animal Liberation von pattrice jones deutlich, im Laufe dessen sie eine Anekdote ĂŒber zwei der Enten, um die sich im VINE Sanctuary kĂŒmmerte, erzĂ€hlt. pattrice erzĂ€hlt von zwei Erpeln (mĂ€nnlichen Enten), die sie im Glauben, dass die zwei miteinander kĂ€mpften, immer wieder trennte. Die zwei schafften es jedoch immer wieder verschiedenste ZĂ€une zu umgehen, um zueinander zu finden, und irgendwann erkannte pattrice, dass es sich bei den beiden nicht etwa Rivalen, sondern um Sexualpartner handelte.
Diese Geschichte zeigt deutlich, wie stark so viele von uns HeteronormativitĂ€t internalisiert haben und wie sehr wir anderen schaden können, indem wir diese auf sie projizieren. Diese Geschichte kann aber auch eine Erinnerung dafĂŒr sein, ĂŒber das, was wir fĂŒr offensichtlich halten, hinaus zu schauen, und wieder mehr zu beobachten, denn: wenn wir Geschichten ĂŒber andere erzĂ€hlen mĂŒssen wir nicht nur bereit dazu sein, zu reden, sondern auch zuzuhören. Dabei sollten wir insbesondere anderen Tieren zuhören, obwohl â oder genau aus dem Grund, dass â wir eine andere Sprache sprechen. Dies sollte uns jedoch nicht davon abhalten ihre Geschichten zu teilen. Ăber queere nichtmenschliche Tiere oder ihre Verhaltensweisen zu sprechen ist nicht nur ein Weg, ĂŒber DiversitĂ€t zu sprechen, sondern gibt auch Einblicke in das Leben derer, die wir so oft als âandersâ wahrnehmen.
Dabei sollten wir uns jedoch auch darĂŒber bewusst sein, dass ErzĂ€hlungen (auch dieser Post) niemals neutral sein können, und kritisch ĂŒber unsere vorgefassten Annahmen reflektieren. Die Ăberwindung dieser Vorurteile kann uns jedoch dabei helfen, andere besser zu verstehen und Vielfalt mit Empathie anzunehmen. Und dies wĂ€re eine wertvolle Lektion fĂŒr alle Lebewesen. Um mit den Worten von Audre Lorde, ihrer Selbstbeschreibung nach "Schwarz, Lesbe, Mutter, Dichterin, Kriegerin", zu schlieĂen: "Es sind nicht unsere Unterschiede, die uns trennen. Es ist unsere UnfĂ€higkeit, diese Unterschiede zu erkennen, zu akzeptieren und zu feiern."