Ravensburg: Rumpf-BfR sollte sich der AfD anschließen ... Wenn Stadträte keine Ahnung haben ...
bekanntlich werden die "Bürger für Ravensburg" (BfR) bei den kommenden Kommunalwahlen im Juni 2024 nicht mehr antreten. Einige Menschen der Türmestadt bedauern das sehr, anderen ist es egal, wiederum A(fD)ndere begrüßen es sehr. Mir selbst - das ist zwar traurig, aber wahr - ist das egal. Denn seit der Ravensburger Gemeinderat Simon Blümcke als Ersten Bürgermeister wiedergewählt hat - ist für mich (und übrigens auch andere) niemand aus dem Gemeinderat mehr wählbar. Dabei war das mit der "Wiederwahl" lediglich der "Tropfen" welcher das Fass zum Überlaufen brachte. Natürlich werde ich meinen Stimmen nicht verschenken und der Wahl fernbleiben ...
Doch, wie ich auch schon erwähnte, wird das Wegbleiben der vier Herren Pensionäre eine Lücke für die AfD aufmachen, zumal diese Recht-Populisten und Holocaust-Verharmloser zur Kommunalwahl 2024 auch in Ravensburg antreten wollen.
Heute hat es bei mir da noch einmal eine nicht unerhebliche Meinungsänderung und erschreckende Erkenntnis gegeben. Denn der Stadtrat der früheren SPD und spätere Fraktionsführer der BfR, jener, der dafür sorgte, dass die "Stolpersteine" auch in Ravensburg gegen den Willen der Oberen verlegt wurden, hat in der heutigen Ausgabe der "Schwäbischen Zeitung" ausgepackt. Dazu ist unter anderem Folgendes zu lesen:
- Der frühere Gymnasiallehrer Krauss meint, seine Kollegen mit Ausnahme von Ulrich Höflacher hätten keine Ahnung von der Geschichte des Dritten Reichs und wären genervt von seinen unermüdlichen Versuchen, die Erinnerung an diese dunkle Zeit aufrechtzuerhalten. Für seinen Vorschlag, Straßen im geplanten Neubaugebiet Andermannsberg nach ermordeten Juden zu benennen, habe er sogar regelrechte Ablehnung aus den eigenen Reihen erfahren. Die Bürger wollten nicht immer an die Nazizeit erinnert werden – zumal die heutige Generation völlig unschuldig am Holocaust sei, hieß es sinngemäß in Mails an ihn, die der „Schwäbischen Zeitung“ vorliegen. Die Leute würden schon fragen, ob die BfR keine wichtigeren Themen hätten.
Das, liebe Leser/innen muss man/frau sich bitter auf der Zunge zergehen lassen - Wort für Wort! Dazu muss ich das Folgende bemerken.
1. Der von mir fest unterlegte Passus (welcher den Sinn er an Krauss geschickten Mails zusammenfasst) enthält eine klare und nachweisbare Unwahrheit. Gerade die jungen Menschen hören zu, wenn heute Überlebende des KZ-Aufenthalts respektive -Aufenthalte (Plural des Grauens) berichten. Vor Schulklassen und anderen Veranstaltungen. Gruppen junger Menschen fahren nach Dachau, Ravensbrück, Auschwitz und Treblinka, um sich vor Ort über die dunkle deutsche Vergangenheit zu informieren.
In einem Bericht der ARD-Tagesschau vom 25. Januar 2022 heißt es:
Jugendliche interessieren sich laut einer neuen Studie wieder stärker für die Zeit des Nationalsozialismus. Drei Viertel der befragten 19- bis 25-Jährigen bekunden Interesse. In der Elterngeneration sind es nur 66 Prozent.
Fast acht Jahrzehnte liegt der Nationalsozialismus nun zurück. Die meisten Jugendlichen haben keinen persönlichen Berührungspunkt mehr zu dieser Zeit, nur die wenigsten haben noch Kontakt zu Zeitzeugen. Damit entfallen auch Diskussionen in der Familie. Doch all das scheint bei der Generation Z, den heute 19- bis 25-Jährigen, nicht zu einem schwindenden Interesse an den Gräueln der Nazi-Zeit zu führen. Im Gegenteil.
"Gerade in der Corona-Pandemie jetzt gibt es viele Vergleiche mit der NS-Zeit", sagt Marita Risse, "da ist es doch wichtig, dass man das auch einordnen kann." In einer Projektwoche ihrer Schule im nordhessischen Bad Arolsen hat sich die 18-Jährige vor kurzem mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Die Beschäftigung damit auch nach so langer Zeit findet sie äußerst wichtig.
So wie Risse geht es einer ganzen Generation. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. "Dieses Ergebnis ist nur auf den ersten Blick überraschend", sagt Psychologe Stephan Grünewald, Leiter des Rheingold-Instituts, das diese Studie erstellte. Gerade weil familiäre Verstrickungen und damit die Frage persönlicher Schuld nicht mehr im Vordergrund stehen, eröffnet das den Jugendlichen ein größeres Maß an Offenheit für das Thema, so die Macher der Studie.
Eine Mischung aus Faszination und Erschrecken
Der Umgang mit der NS-Zeit sei für viele aus der Gen Z eine Art Mutprobe. So wie sich die Jugendlichen mit True-Crime- Formaten auseinandersetzten, so näherten sie sich jetzt auch dem Nationalsozialismus. Mit einer Mischung aus Faszination und Erschrecken über dessen Monstrosität.
Auch wenn die Erzählungen von Zeitzeugen in der eigenen Familie oder der Schule kaum noch eine Rolle spielten, hätten die Jugendlichen doch zahlreiche Anknüpfungspunkte aus dem eigenen Alltag. So seien sie hochgradig sensibilisiert für Verschwörungstheorien, Fake News, Rassismus und Ausgrenzung. Die gesellschaftliche Debatte über diese Themen hat offenbar auch das Interesse der Generation Z am Nationalsozialismus neu entfacht.
Vor allem im Umgang mit Rassismus zeigt sich die größte Veränderung zur Elterngeneration. So schätzen 39 Prozent der Generation Z-Befragten Rassismus als relevantes Thema in ihrem eigenen Leben ein, im Vergleich zu 14 Prozent in der Generation der Eltern. Etwa ein Viertel der Generation Z hat einen Migrationshintergrund - für diese Gruppe sind Rassismus-Erfahrungen noch gegenwärtiger.
2. Zu den angeblichen(?) Anfragen aus der Bevölkerung an die BfR-Kollegen des Stadtrats Krauss, ob die BfR nicht wichtigere Themen als die Nazivergangenheit Deutschlands habe ist zu bemerken: ES GIBT KEIN WICHTIGERES THEMA ALS DAS DES GRAUENS IN DEUTSCHLAND VON 1933 bis 1945, DESSEN GEDANKENGUT BIS HEUTE IMMER NOCH IN VIELEN DEUTSCHEN HIRNEN SPUKT!
3. Das von mir Gekennzeichnete im "Schwäbischen" Artikel ist pure AfD-Tonalität- erschreckend, dass so etwas im Ravensburger Gemeinderat schon vor einem eventuellen Einzug der AfD in den GR vorhanden ist. Da will ich gar nicht wissen, was diesbezüglich womöglich die CDU-Stadträt/innen oder auch andere heimlich denken. Oder will ich es doch wissen? Die Gedanken sind frei - aber sie zu äußern (mündlich oder schriftlich), Bedarf vorheriger Klugheit ...
In summa: Die AfD sitzt mit zumindest einem Teil ihres Gedankenguts praktisch also schon im Ravensburger Stadtrat - und sie, die "Alternative", lacht sich dermaßen mit Vorfreude ins Fäustchen, bald auch physisch dabei sein zu können. Und man/frau merkt, dass Winfried Krauss im Recht ist, wenn er meint, seine Kollegen hätten keine Ahnung von der Geschichte des "Dritten Reichs". Und ich füge hinzu: Sie haben auch keine Ahnung von dem, was heute in unserer Gesellschaft Themen sind, und welche nicht. Uns so was "regiert" uns. Ein echter Skandal.