Mahn- und Erinnerungsschild an der neuen Musikschule installieren ...
Ravensburg im September 2023
Mit Mühe und Not hatte sich die Stadtverwaltung Ravensburg dazu entschließen können, an der ehemaligen NSDAP-Zentrale Ravensburgs in der heutigen Seestraße 32 (Braune Villa) ein Gedenkschild anzubringen. Das war im Januar 2017. Auch an anderen Gebäuden und durch die "Stolpersteine", für die sich einst Stadtrat Wilfried Krauss eingesetzt hatte, wird an die Gräueltaten der Nazis respektive ihrer Herrschaft der Jahre 1933 bis 45 erinnert.
Nun wurde bei den aufwendigen Sanierungsarbeiten der ehemaligen "Bauhütte" am "Grünen Turm" eine Kartei gefunden, in der Mitglieder der NSDAP namentlich aufgeführt sind. Mich würden diese Namen interessieren - und vor allem würde ich gerne wissen, welche handschriftlichen oder Maschinen geschriebenen Untaten oder "Heldentaten", oder das Datum ihres späteren Todes an der Front dort vermerkt sind. Zwar mögen diese Menschen keine direkten Täter gewesen sein, aber durch ihre Zugehörigkeit zur "Partei des Grauens" haben sie das Nazitötungsregime gestützt. Außerdem haben sie die Umbenennung der "Judengasse" gleich nebenan in "Grüner-Turm-Straße" (die bis heute so heißt), mit möglich gemacht.
Nun ist heute (6.9.23) in der „Schwäbischen Zeitung“ dazu folgendes zu lesen: „ … wurden auch Teile der Mitgliederkartei der NSDAP-Ortsgruppe Ravensburg-Mitte entdeckt. Die Karteikarten steckten samt zugehörigem Stempel in einer Dachgaube. Laut Adressbuch der Stadt (hier ist nicht die Kartei gemeint) waren 1937 in der Bauhütte die Ortsgruppen Ravensburg-Kuppelnau und Ravensburg-Mitte sowie der HJ-Bann 124 Oberschwaben untergebracht.“
Genau das – eventuell noch konkreter verifiziert und ergänzt – sollte auf einem Mahn- und Erinnerungsschild stehen, welches an diesem Gebäude – für alle einsehbar – angebracht werden soll. Nun heiße ich weder Wilfried Krauss und bin ich auch nicht Rolf Engler, sondern – wie ich schon oft schrieb – ein Normalbürger mit Rechten und Pflichten, und habe daher wenig Hoffnung, dass mein Begehren erhört oder zumindest gehört wird.
Vermutlich werden die drei Bürgermeister eher beschließen, den Wasser speienden Frosch, welcher auch unter oder in der Bauhütte gefunden wurde, auf deren Vorplatz aufzustellen, um dort heile Welt zum Vergnügen der Vorbeiwandlenden zu spielen.
Stefan Weinert, Ravensburg