RAVE: "Komm herein, wenn's kein Schneider ist." - Mittelalter und "Lex Ravensburgis", statt Demokratie ...
manchmal lohnt es sich, in den Archiven der Ravensburger Vergangenheit zu blättern, wobei auch "drei Jahre zurück" - grammatikalisch und zeitlich-topografisch gesehen - mit "Vergangenheit" zu bezeichnen sind. Fündig kann man/frau werden, wenn gezielt nach etwas gesucht wird, oder es einem bei der Recherche zu einem ganz anderen Thema, zufällig (?) in die Hände gerät. Letzteres ist mir nämlich heute Morgen widerfahren, auf der Suche nach Zeitungsberichten bzw. Interneteinträgen zum Thema "Ravensburger Eschersteg".
Am Ende eines Berichtes der "Schwäbischen Zeitung" vom 19. Januar 2022 zur Causa "Eschersteg" *), hieß es - wohl als "Dämpfer der Freude" impliziert -, dass Vater und Sohn Schneider aus dem Ravensburger Haldenweg zwar mit ihrer Petition zum Wiederaufbau des Industriedenkmales erfolgreich waren, aber mit Petitionen zu anderen Ravensburger Themen "scheiterten". Im Nachherein - aus der Sicht von heute, war dies aber - dokumentarisch gesehen - sehr wertvoll. dies schriftlich zu fixieren. Warum?
Lesen Sie zunächst den Abschnitt des oben verlinkten Artikels der "SchwäZ", dort heißt es (die Aufzählungsformatierung ist von mir, Text unverändert):
*) "Aber auch die „Freunde des Escherstegs“ um Alfred und Winfried Schneider haben nicht nur Grund zur Freude. Denn auch sämtliche Punkte einer Petition ihrer „Bürgergruppe Ravensburg“ scheiterten vor dem Landtag. Dabei ging es um die aus ihrer Sicht „sinnlose Ausschüttung von Fördermitteln“ für verschiedene Vorhaben und Sanierungsmaßnahmen in der Stadt Ravensburg. Als da wären (unter anderem)
- die Sanierung des Gespinstmarktes,
- der Umbau der alten Bauhütte am nördlichen Marienplatz zur neuen Musikschule,
- die Herstellung eines Parks an der Schussen,
- die geplante Fußgängerüberführung an der Wangener Straße oder
- die Sanierung des Bahnhofsvorplatzes."
"Wow," entfuhr es mir beim Lesen. "Wau," hätte mein Hund gebellt, wenn ich noch einen hätte. Denn all diese fünf Punkte haben es - wie gesagt aus der Sicht von heute - in sich. Denn sie alle sind entweder bei ihrer Realisierung entweder total misslungen (Gespinstmarkt, Bahnhofvorplatz), hoch überteuert von statten gegangen (Bauhütte/Musikschule), respektive bereits bei ihrer Planung und noch nicht einmal begonnenen Realisierung, hochgradig fragwürdig.
Tja, hätte die Handvoll "mündiger Bürger Ravensburg", welche damals gegen den Weideraufbau des Escherstegs petitioniert hatten, es gegen diese fünf Projekte getan, wer weiß, was uns Bürger/innen alles Schlimme an Unfug eventuell erspart geblieben wäre? Denn ein Petitionsausschuss des Landtages fragt immer bei den entsprechenden Kommunen an, was sie zu den beanstandeten Punkten zu sagen hat.
Aber es waren eben nicht die "mündigen Bürger", sondern die von den entscheidenden Ravensburger Institutionen mundtot gemachten Schneiders (so sehe ich das jedenfalls persönlich und das ist meine Meinung), die diese absolut unsinnigen Projekte + ihre Fördergelder in Frage gestellt haben.
"Herein -wenn's keine Schneider ist," hieß es im Mittelalter. In der modernen Demokratie sollte es das aber nicht mehr geben - es sei denn - es gilt immer noch die "Lex Ravensburgis".