"Wollt ihr den totalen Krieg?" (19. Febr. 1943, Goebbels) -/- "Zusammen bis zum Sieg." (19. Febr. 2024, Agnes Strack-Zimmermann)
Sehr geehrte Damen und Herren in der Region und in der Republik!
Sehr geehrte Politiker/innen!
Als ich das gestern (19. Februar 2024) von der "Berliner Zeitung" veröffentlichte Foto von der FDP-Politikerin Frau Agnes Strack-Zimmermann sah dachte ich, was auch sicher (hoffentlich) die meisten so oder so ähnlich denken:
"Ich bin fassungslos! Jetzt ist die von ihrer FDP zur Eurofighterin ernannte Speerspitze der Kriegstreiber und Chef-Lobbyistin der deutschen Rüstungsindustrie - endgültig durchgeknallt. Absolut kriegsgeil, absolut zynisch und menschenfeindlich ist sie, denn das Kanonenfutter sind ja andere."
Das Foto zeigt Frau Strack-Zimmermann mit einem Pullover, auf dem doch tatsächlich steht: "Taurus für die Ukraine - Zusammen bis zum Sieg". Dazwischen der schnaubende Stier "Taurus". *) Der Passus "bis zum Sieg" erinnert an das "bis zur letzten Patrone" und leider auch an das verbrannte Wort "Endsieg". Dadurch wird Strack-Zimmermanns Pullover-Parole - aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht - für den/die Rezipienten/in nazistisch aufgeladen.
*) - Geschichte des Taurus: Minos, ein Sohn des Zeus und der Europa, der auf der Insel Kreta wohnte, bat seinen Onkel, den Meeresgott Poseidon, ihm zur Erlangung der Königswürde und Abschreckung anderer Thronanwärter ein Wunder zu gewähren. Er gelobte, was immer dem Meer entsteigen würde, dem Gott zu opfern. Poseidon sandte ihm daraufhin einen prächtigen Stier, und Minos wurde König von Kreta. Der Stier gefiel ihm jedoch so gut, dass er ihn in seine Herde aufnahm und stattdessen ein minderwertiges Tier opferte. (Quelle: wikipedia)
"Beliner Zeitung" am 19. Februar 2024
Insgesamt gesehen - auch unter Einbeziehung des Datums - kann demnach der Parolen-Pullover der FDP-Politikerin nicht anderes assoziieren, als der Ruf in die Menge: "Wollt ihr den totalen Krieg?", den vor exakt 81 Jahren Reichs-Propagandaminister Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast dem deutschen Volk entgegenschmetterte!! Ja, es war der 19. Februar 1943!! Und es war eigentlich keine Frage, sondern eine demagogische Aufforderung - eingekleidet in ein kleines "?" = Fragezeichen.
Wer mir nun unterstellt, ich würde hier einen völlig unzulässigen "Vergleich" anstellen, hat insofern Recht (aber nur "insofern"), als dass das Deutsche Volk von "damals" völlig anders reagierte, als das Volk der Bundesrepublik von heute. Auch ansonsten aber stelle ich keinen direkten Vergleich her, sondern ich stelle nur fest, was die Aufschrift auf dem Pullover der Politikerin bei Kennern der Geschichte auslösen wird.
Denn: Wer das historische Weltwissen nicht ausblendet und die Macht der Worte nicht unterschätzt, der kann nicht umhin, den Kotext von 1943 und die Aussagen von 2024 zu re-kontextualisieren! Zumal Tages- und Monatsdatum von damals und heute identisch ist. Dadurch wird Strack-Zimmermanns Spruch auf dem Pullover brisant geschichtlich aufgeladen.
Aber wie gesagt: Die Reaktionen der Menschen in einem freien Deutschland von 2024, mit einer großen jüdischen Gemeinde, mit Millionen von Bürgern mit Migrationshintergrund, mit Christen, Muslimen und Zeugen Jehovas, mit Menschen der verschiedensten sexuellen Orientierung und mit den verschiedensten Farben der Politik, ist völlig anders, als vor 81 Jahren.
Hören wir zunächst mal rein in die fürchterliche Rede von Joseph Goebbels und die Reaktion des Publikums respektive des Volkes:
"Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?
Fünftens: Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat sein Vertrauen zum Führer verloren.
Ich frage euch: Ist euer Vertrauen zum Führer heute größer, gläubiger und unerschütterlicher denn je? Ist eure Bereitschaft, ihm auf allen seinen Wegen zu folgen und alles zu tun, was nötig ist, um den Krieg zum siegreichen Ende zu führen, eine absolute und uneingeschränkte?
(Die Menge erhebt sich wie ein Mann. Die Begeisterung der Masse entlädt sich in einer Kundgebung nicht dagewesenen Ausmaßes. Vieltausendstimmige Sprechchöre brausen durch die Halle: „Führer befiehl, wir folgen!“ Eine nicht abebbende Woge von Heilrufen auf den Führer braust auf. Wie auf ein Kommando erheben sich nun die Fahnen und Standarten, höchster Ausdruck des weihevollen Augenblicks, in dem die Masse dem Führer huldigt.)"
Quelle: https://www.1000dokumente.de/index.html?
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Was daraus wurde, zeigen uns heute viele TV-Kanäle mit Dokumentationen, Zeugenberichten Überlebender und Spielfilmen. Aber erinnern reicht nicht - wir sollten aus dem Vergangenen lernen ...
Doch seit nun - auch fast genau auf den Tag - zwei Jahren, beteiligt sich Deutschland durch eine Zeitenwende wieder an einem "Krieg gegen Russland" (Baerbock) - und es gibt von Regierungsseite und der CDU/CSU "tausend" Argumente dafür. Olaf Scholz aber hat keine Ahnung, was Zeitenwende am Ende (!) wirklich bedeuten wird.
Doch nun hören wir, was Frau Strack Zimmermann zu ihrem Kriegspullover noch zu sagen hat:
„Deutschland macht im Kreise der europäischen Staaten am meisten [für die Ukraine], aber richtig ist, dass die [russischen] Angriffe massiv sind und dass wir offensichtlich Angst vor unserer eigenen Courage haben, gemeinsam mit den Partnern noch deutlich mehr zu machen. Dazu gehört der Taurus-Marschflugkörper. Wir dürfen nicht nachlassen, die Ukraine zu unterstützen, mit allem, was wir tun können. Die Ukraine benötigt mehr Munition, mehr Ersatzteile und der Taurus muss sofort auf den Weg gebracht werden, um endlich den russischen Nachschub zu erschweren.“
Seit zwei Jahren reagiert das heutige deutsche Volk ganz anders als "damals". Es gibt jede Menge an Petitionen (auch eine aus Ravensburg mit immerhin 1.700 Unterschriften) gegen diesen "Krieg mit Russland" (Baerbock). Es gibt und gab Demos und andere Veranstaltungen, die Deutschland auf das "Nie wieder" verpflichtet sehen. Es ist erwiesen, dass es im Deutschland von heute keine eindeutige Mehrheit für das Vorgehen seiner eigenen Regierung gibt.
Würde also heute Frau Strack-Zimmermann das deutsche Volk im Berliner Olympiastadion fragen, oder besser noch in Dortmund, wo 81.365 Menschen Platz finden, ob die deutsche Beteiligung und/oder Unterstützung im Krieg zwischen Russland und Ukraine gewollt ist, würde es mindestens 42.000 Rote Karten und ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert geben. Und bei einer bundesweiten Umfrage würde die Ampel aufhören zu leuchten - für immer!!
Wetten, dass ...?
Stefan Weinert, Ravensburg