Vesperkirche statt "Christkindlesmarkt" - Der "Armutsschere" entgegenwirken und nicht "nur" Symptome behandeln ...
Laut den Statistiken ist in Ravensburg jede/ elfte (11.te) Bürger/in von Armut betroffen. Wobei Armut und Armut zwei ganz verschiedene Dinge sind. Denn wer 1.250 Euro im Monat zur Verfügung hat (die offizielle Schwelle zwischen "arm" und "nicht arm"), steht noch ganz gut da demgegenüber, der/die mit 600 Euro oder noch weniger auskommen muss. Die Vesperkirche, die Tafel und andere Einrichtungen, die sich der Diakonie (diakonos = Diener, Helfer) am Notleidenden verpflichtet wissen, tun gut daran, die Symptome der Armut abzumildern und zu behandeln. Ohne Frage. Auch ich war diesmal in der Vesperkirche, um dort einen Kaffee zu trinken, Gespräche zu führen und mich als "Scheinwerfer" zu betätigen.
Doch jeder Arzt würde bei einem Besuch beim Patienten oder dessen Konsultierung seines "Doktors" versuchen herauszubekommen, wo der Herd der jeweiligen Erkrankung liegt. Kann er das nicht, dann er ihn/sie zu einem Spezialisten.
Und so, wie in Sachen "Flüchtlinge" gefordert wird, vor allem die Fluchtursachen (wirtschaftliche und politische) zu bekämpfen, damit Hilfebedürftige in ihrer Heimat Hilfe erfahren, so ist es auch im Falle der "Armut im Lande" wichtig, die Ursachen dieses menschenunwürdigen Zustandes zu bekämpfen.
Doch leider tut unsere Gesellschaft - auch Du und ich - und tun wir alle alles dafür, damit die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Ist doch so, oder? Das Ziel einer "Vesperkirche" überflüssig zu machen und die "Tafeln" schließen zu können, kann nur von allen gesellschaftlichen Kräften und Schichten gemeinsam erreicht werden.
Deswegen schlage ich für die Region Ravensburg vor, statt des üblichen "Christkindlesmarktes" jeweils von Ende November bis kurz vor Heilig Abend die Vesperkirche mit Unterstützung der Stadtverwaltung und des Wirtschaftsforums" durchzuführen. Es wäre dann nicht nur eine Vesper-KIRCHE, sondern auch ein Vesper-Markt, = die "Ravensburger Weihnachtsvesper", die zwar vorweihnachtlich geschmückt sein kann, aber eben das Gegenteil von ...
... den Konsumauswüchsen, Glühweinorgien und Profitwünschen des bisherigen Christkindles-Events sind. Denn so etwas rein wirtschaftlich und auf Gewinn ausgerichtetes "Gerummel" trägt wesentlich zum Aufklaffen der (un)sozialen Schere bei. So etwas sollte es auf keinen Fall - auch nicht am Rande einer Weihnachtsvesper geben. Außerdem wäre eine solche, den Zeiten angemessene Veranstaltung, genau das richtige Signal, den nicht so begüterten Bürger/innen und der gesamten Gesellschaft zu zeigen, worum es an Weihnachten und der Zeit davor wirklich geht!
Der Begriff "Vesper" ist kirchlich gesehen, eine liturgische Veranstaltung am Vorabend eines besonderen Festes oder Anlasses am dann folgenden Sonntag. Schwäbisch meint "Vesper" als eine Art Zwischenmahlzeit am Vor- und am Nachmittag. Von diesem ursprünglichen Pausenbrot sich das Vesper zu einer vollwertigen Mahlzeit emanzipiert, wie die Vesperkarten gutbürgerlicher schwäbischer Wirtschaften beweisen. Es passt also für eine zukünftige "Weihnachtsvesper" beides zusammen.
Am besten gleich in diesem Jahr damit anfangen! Wer nun aber "die Angst des Torwarts vor dem Elfmeter" hat dem sei gesagt: Ein Glühwein getränkter Weihnachtsmarkt ist immer ein Eigentor - und die Letzten werden immer noch die Ersten sein. Denken Sie an Paris, das nicht untergehen wird, nur weil SUV samt "Personal" aus der Stadt vertrieben werden. Weniger ist immer "mehr"!