Aktualisiert: "Gespenster sind nur da, wo wir sie glauben" --- Wenn AfD und Rechtsnationale medial gepuscht werden ...
Die Headline wurde neu und passender formuliert.
Von Stefan Weinert
Bei aller Liebe zum Journalismus und meiner wiederentdeckten Sympathie für die Redakteur/innen der hiesigen Zeitung (und das meine ich ernst): Aber so, wie es heute/gestern die "Schwäbische Zeitung" (online!!) tut *), sollte man/frau es meiner Meinung nach gerade nicht machen. Denn damit wird der AfD mit all ihren Verzweigungen im "Baum des Faschismus" weiter Tür und Tor geöffnet und sie erhält einen viel zu großen Raum der Aufmerksamkeit und wird quasi damit gepusht. Worum es geht, siehe weiter unten.
"Schwäbische Zeitung" vom 5.02.24 . online
*) in der heutigen Druckausgabe fehlt der Artikel jedoch ... online hier ...
Ich hoffe, meine Kritik wird nicht falsch verstanden, oder unter "nörgel, nörgel" eingeordnet. Es ist nach meinem Empfinden aber ein ähnlich gelagerter Fehler, wie ihn die deutschen TV-Kanäle ZDF und ARD durch ihre unsäglichen Talkrunden unter immer stärker werdender Beteiligung von Gaulands, Weidels und Chrupallas ab dem Herbst 2015 zu Hauf gemacht haben. Denn so konnte die AfD ungehindert - weil ja demokratisch gewählt und abgesegnet mit dem Grundgesetz - ihre unheilvollen Gedanken unters Volk streuen.
Worum es geht: Nun gibt es heute einen leider viel zu groß aufgemachten und mit prominenten Stimmen gefüllten Artikel online bei der "Schwäbischen Zeitung" in Sachen "AfD, Abschiebephantasien, Potsdamer Treffen, usw., in dem es gleich zu Beginn in der Headline heißt:
- Dass rechte Kreise rassistisch motivierte Vetreibungspläne hegen, macht auch der Firma Vetter Sorgen ... „Die Auswirkungen dieser rassistischen Idee wären für unsere Gesellschaft menschlich und wirtschaftlich verheerend.“ (Firma Vetter) Und einem Ladenbesitzer, dem schon der Hitlergruß gezeigt wurde. ... „Wir saßen oft in der Familie um den Tisch und haben überlegt, was wir tatsächlich machen, wenn es so weit kommen sollte.“ Er spricht über die Abschiebungs-Fantasien rechter Kreise, die bei einem Geheimtreffen in Potsdam besprochen wurden," lässt die Zeitung einen Ravensburger Geschäftsmann mit türkischen Werten zu Worte kommen. (Quelle)
Keinesfalls verharmlose ich dieses abscheuliche Gedankengut, oder rede die AfD + Co. klein, im Gegenteil, denn auch ich war bei der großen Demo am 27. Januar 2024 in Ravensburg dabei - und seit 2016/17 bin ich im Netz gegen Rechts unterwegs und streite seitdem für den Verbot der AfD.
Doch wir leben nicht am Vorabend des 30. Januars 1933. Denn so hört sich dieser oben wiedergegebene Passus fast an. Wir leben in der Bundesrepublik Deutschland anno 2024, wo zwar die Demokratie lahmt und in Teilen reanimiert werden muss; aber stabil genug ist, die AfD und andere Rechtpopulisten - einschließlich der Kaisertreuen - abzuwehren. Wir sind mit unseren Protesten und dem erwachten humanen Gewissen ein wenig spät dran, aber zu spät ist es keinesfalls. Und immerhin heißt es doch "Oberschwaben ist bunt". Was ist denn nun mit diesem Slogan?
Dass unsere Mitbürger/innen mit Migrationshintergrund sich grundsätzlich Gedanken um ihre Zukunft in Deutschland machen, ist nicht neu und ist auch sehr verständlich und berechtigt. Denn seit der Wiedervereinigung gibt und gab es sehr viele Anschläge gegen sie, bis hin zu vielfältigen Morden und abgebrannten Häusern durch Rechtsradikale. Aber sie sind nicht die einzigen, die mit Sorge in die Zukunft schauen ... Auch ich tue das - und mit mir viele, die eben keinen Migrationshintergrund haben.
Doch - wie gesagt - wird diesen "Afrika-Plänen" von Rechts ein viel zu hoher Stellen-Wert beigemessen, wenn es von Seiten der IHK heißt: "... die Ideen [Remigration] der rechten Kreise seien eine Gefahr für den Wohlstand in der Region." (Quelle siehe oben) Und wenn dann noch Herr Celik meint, "man fühlt sich abgestoßen, ausgeschlossen, obwohl man mitten drin ist,“ (dito) dann will dich dieses "Gefühl" nicht in Frage stellen, aber beide verkennen die Realität.
Denn die Realität in der Region ist, dass 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung die Menschen mit Migrationshintergrund (bis in die fünfte Generation) vorbehaltlos respektieren, akzeptieren, sie fördern und fordern und in ihre Gemeinschaft miteinschließen. AfD-Phantasien haben hier "null" Chancen, respektive werden sie - zumindest in unserer Region bei den Wahlen - weit unter der "Fünfprozenthürde" bleiben.
- Das gilt auch für den "Wohlstand" in der Region; keinesfalls ist der durch Rechtsnationale gefährdet. Sorry IHK, das ist Panikmache pur! Eher gefährdet unser Wohlstand die soziale Gerechtigkeit in Ravensburg und Oberschwaben, wie wir alle wissen. Das ist spürbare Realität pur!
Die Presse und alle anderen Schreibenden haben eine mehr oder weniger große Verantwortung in dem, was sie schreiben, wie sie es schreiben und ob sie es schreiben. Denn was soll der Artikel in der "Schwäbischen" bewirken, wenn nicht Angst vor dem Gespenst. Doch Gespenster sind nur da, wo wir sie glauben. (Mascha Kaleko)
Und mit "Gespenster" meine ich nicht die AfD + Co., sondern die Macht, die wir ihr durch das Mediale geben. Das jedenfalls ist meine persönliche Meinung.
wessen Meinung?!