Bei seinen Recherchen fand Zimmermann auch heute noch in kirchlichen Archiven Abwiegelung, Ausflüchte und nicht selten verschlossene Türen ... Ernüchternd, nicht ohne Leiden, ohne Wut und Empörung geschrieben, das Schlusskapitel über die Entnazifizierung. Fast keiner der Täter (die männliche Form überwiegt) wurde verurteilt, auch nicht die meisten der Euthanasie-Mediziner. Oft wurden die alten die neuen Funktionäre und Beamten. Er weiß, dass bei dieser "Politik" das christliche C eine entscheidende Rolle spielte, beginnend mit Konrad Adenauers "Entnazifizierung" von führenden Nazis wie Hans Globke, Reinhard Gehlen oder Theodor Oberländer.
🚩▶🚩 Wie aus dem "Schwur von Buchenwald" die deutsche offiziell a) offene und b) unterschwellige Verharmlosung der Nazi-Verbrechen wurde ...
4. Februar, 2024 um 11:09 Uhr,
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Sehr geehrte Leser und Leserinnen,
das Deutsche Strafgesetzbuch erkennt die Verharmlosung der Nazi-Gräueltaten oder gar deren Leugnung der Jahre 1933 bis 1945 als einen Straftatbestand an. Man/frau denke da an Bodo Schiffmann, der ungestört 2020 seine schlimmen Thesen in Ravensburg unter Duldung eines der angesehensten Bürger der Türmestadt verbreiten durfte und später verurteilt wurde. Oder an die Trägerin des gelben Judensterns zu Coronazeiten (dito). Oder denken wir an Björn Höcke von der AfD.
Liest man/frau sich das entscheidende Dokument der Häftlinge von Buchenwald (das war ein schreckliches Konzentrationslager der Nazis) mit ihren Forderungen und Statements gründlich durch, dann muss festgestellt werden, dass es in Wahrheit und im Alltag der nachfolgenden BRD, alles andere respektvoll mit den Opfern des Nationalismus zuging. Gedenktafeln, ja! Gedenkveranstaltungen, ja!!
Doch im gesellschaftlichen und noch erschreckender im politischen Alltag, war genau das Gegenteil der Fall. Und es war nicht nur Buchenwald; es waren Ausschwitz, Ravensbrück, Dachau, Treblinka, Theresienstadt ...
Denken wir nur daran, wie viele Nazischergen - bei laissez fairer Entnazifizierung - in den Schuldienst, ins Richteramt, in Polizeibehörde und bis ins Kanzleramt gehievt wurden!! Oder der politische (CDU) Widerstand gegen die "Nürnberger Prozesse". Und das alles mit Auswirkungen bis in die Gegenwart mit den politischen Widerständen gegen eine Aufarbeitung vor Ort - bis in die Gegenwart.
Eigentlich ist das ein so spaltungsirres Verhalten und absurdes Umgehen mit dem, was in den tausenden KZs geschah, dass es für den braunen Nährboden in Deutschland keine Entschuldigung gibt. Der Staat selbst hat dies zu verantworten - seit 1949! Niemand sagt es - aber getan wird es.
Sehr gut beschrieben haben das bereits 1967 Alexander und Margarete Mitschlich in ihrem sehr aufschlussreichen Buch "Die Unfähigkeit zu trauern."
In einer Rezension zu dem Buch heißt es: "In seinem (sic.) Buch „Die Unfähigkeit zu trauern: Grundlagen kollektiven Verhaltens“ schrieb das Psychoanalytiker-Paar Margarete und Alexander Mitscherlich 1967, dass die Verbrechen der NS-Zeit kollektiv verdrängt worden seien. Die Deutschen hätten sich selbst als Opfer empfunden: Hitlers Opfer. Und sie hätten die schmerzhafte Erkenntnis, kein Herrenvolk zu sein, geschickt kompensiert: mit einem unbedingten Willen zum Wirtschaftswunder. Nach dem Motto: Wer zu so einem Aufschwung fähig ist, der muss eben doch etwas Besonderes sein. Sind Scham und Trauer passé? Heute beklagen Politiker der AfD den „Gemütszustand eines total besiegten Volkes“ (Höcke) und beanspruchen „das Recht, stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“ (Gauland). Sind Scham und Trauer angesichts der deutschen Verbrechen wieder passé?" (Quelle)
Ich frage allerdings: Waren und sind Scham und Trauer angesichts der deutschen Verbrechen 1933 bis 45 in dem Maße überhaupt je vorhanden und vorhanden gewesen, damit das, was bis heute in der deutschen Politik und Gesellschaft offen brennt und wie im Unterholz schwelend, sein Unwesen treibt? Ich meine; nein!
Im Auftrag des Lagerkomitees organisierte eine Gruppe aus österreichischen, niederländischen, tschechischen, polnischen und ungarischen Häftlingen, darunter auch jüdische Überlebende, am 19. April 1945 eine Gedenkfeier für die Toten des Lagers.

Das Original:
Ein in den Werkstätten des Lagers hergestellter hölzerner Obelisk diente als provisorisches Denkmal. Er trug die Inschrift „K.L.B. 51.000“ – die geschätzte Zahl der Toten des KZ Buchenwald.
Nacheinander marschierten die Überlebenden nach Nationen gegliedert und in Blöcken formiert unter den Klängen des Lagerorchesters auf den Appellplatz. Auf Russisch, Polnisch, Deutsch, Französisch, Tschechisch und Englisch wurde eine vorher ausgearbeitete Gedenkansprache verlesen. Angesichts der nationalsozialistischen Verbrechen und des noch nicht beendeten Krieges mündete sie in einem gemeinsamen Gelöbnis:

Das Gelöbnis ist heute als „Schwur von Buchenwald“ bekannt.
Am 19. April 1945 auf der Trauerkundgebung des Internationalen Lagerkomitees für die Toten von Buchenwald stellte das Volksfrontkomitee seine Entschließung vor 21.000 Überlebenden dar:
- Die nächsten Aufgaben der Volksfront (Quelle)
- Die demokratischen Kräfte der ganzen Welt stehen vor dem Sieg über den Nazismus. Die deutschen Antinazisten dürfen stolz darauf sein, unter vielen Opfern und Leiden ihren Teil zu diesem Sieg beigetragen zu haben. Aber noch liegt der furchtbare Gegner nicht zerschmettert am Boden. Die geschichtliche Stunde erfordert vielmehr die Mobilisierung aller antifaschistischen Kräfte, um den blutbefleckten Feind jeder Kultur endgültig niederzuwerfen und jede Wiederholung seiner verbrecherischen Diktatur verhindern zu können. Deshalb fordern wir für den Augenblick:
- Sofortige Bildung antifaschistischer Volksausschüsse in Stadt und Land.
- Übernahme der öffentlichen Gewalt durch die Volksausschüsse im Einvernehmen mit den Besatzungsbehörden.
- Säuberung der Polizei von nazistischen Elementen, Errichtung einer Verteidigungstruppe auf der Grundlage der Miliz gegen Saboteure, Werwölfe und dergleichen.
- Einstellung jeder Tätigkeit für Hitler, Verhinderung jeder weiteren Zerstörung Deutschlands, Verhinderung jeder Arbeit, jedes Transports, jeder Nachrichtenübermittlung, jeden Kampfes für die Reste des Dritten Reiches durch die Volksausschüsse und ihre Organe.
- Verhaftung und Überwachung aller nazistischen Elemente, ihre Überstellung an Volksgerichte.
- Beschlagnahme aller Nazivermögen und Nazibetriebe.
- Schaffung einer neuen demokratischen Ordnung gegen die Nazis.
- Organisation eines Reichsausschusses der Antinazisten, Bildung einer republikanischen Volksregierung.
- Wiederaufnahme der Arbeit in Stadt und Land, ausschließlich zur Versorgung des deutschen Volkes unter menschenwürdigen Bedingungen. Baldiger Wiedereintritt Deutschlands in die Weltwirtschaft, unverzügliche Aufnahme enger ökonomischer Beziehungen zur Sowjetunion als des natürlichen Wirtschaftspartners auf dem europäischen Festlande.
- Bildung von antifaschistischen Einheitsgewerkschaften.
- Herausgabe neuer Zeitungen, Zeitschriften, Ausnutzung des Nachrichtendienstes des Rundfunks und aller Bildungseinrichtungen zur Aufklärung des deutschen Volkes über die Verbrechen des Nazismus, über die wirkliche Lage Deutschlands sowie zur Schaffung einer demokratischen öffentlichen Meinung.
- Es lebe die Freiheit! Es lebe die deutsche Volksrepublik!
- Blogger: Dieses Dokument kann man/frau nicht oft genug und vor allem gründlich und Wort für Wort lesen. Denn was ist - 79 Jahre danach - daraus geworden? Was ist wirklich übriggeblieben. Bis heute auf den Tag gibt es - offen und ungeniert, aber auch verschleiert und garniert mit demokratischen Vokabular - nazistische und faschistische Umtriebe - bis in die Region "Oberschwaben", dort wo ich seit 35 Jahre lebe. Man/frau lese dazu das umfangreiche Buch von Ludwig Zimmermann "Das katholische Oberschwaben im Nationalsozialismus"
- Im Klappentext heißt es dort
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Mit schonungsloser Offenheit deckt der inn der Region bekannte Heimatforscher zahlreiche Verbrechen auf und nennt Verbrecher, die in der NS-Zeit häufig auch aus Oberschwaben kamen. Sein besonderes Augenmerk gilt dem Kampf der katholischen Organisationen und vieler Geistlicher aus dem Umfeld des im Oberland aufgewachsenen "Bekennerbischof" Joannes Baptista Sproll, der auf Jugend- und Bekenntnistagen vor zehntausenden den Mythos der Nazis mutig anprangerte. Neben den schweren Verbrechen aufgrund der Rassengesetze lenkt der langjährige Kommunalpolitiker den besonderen Blick auf Vorgänge in den Dörfern und Kleinstädten und zeigt am Beispiel der völlig misslungenen Säuberung nach 1945 auf, dass die Spuren des Leugnens und Verdrängens bis in die Gegenwart reichen und das aktuelle Geschehen mit beeinflussen.
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In die Bäckerei Bühler ging man, weil es dort die besten Seelen gab. Sie war im Entenmoos beheimatet, einem armen Viertel im oberschwäbischen Waldsee, nahe beim Schloss derer von Waldburg, und ernährte eine katholische Familie mit zwölf Kindern. Eines davon war Josef Bühler, geboren 1904, ausgebildet in der Lateinschule mit dem Berufswunsch Pfarrer. Aus dem Kind wurde einer der schlimmsten Kriegsverbrecher, den der Hitler-Faschismus hervorgebracht hat. Als Stellvertreter des Generalgouverneurs im besetzten Polen, Hans Frank ("Der Schlächter von Polen"), war er mitverantwortlich für den Tod von Millionen Juden. Bei der Wannseekonferenz 1942, die den Holocaust im Detail organisieren sollte, drängte Josef Bühler darauf, mit der "Endlösung" in seinem Gouvernement zu beginnen. Dort seien die Transportwege kurz. 1948 wurde er in Krakau zum Tode verurteilt und gehängt. ... In seiner Schlussbetrachtung kommt Autor Zimmermann zu dem Ergebnis, dass mehr als ein Dutzend Oberschwaben an führender Stelle an den Massenmorden beteiligt waren.