Wenn das Ravensburger "Lichterfest" in der Synthese von PRO und CONTRA zu einem "Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus" (Schwur von Buchenwald) wird, dann . . .
Liebe Leser/innen und vor allem liebe Umweltschützerinnen,
am 7. Dezember 2023 wies ich mit einem Artikel auf das bevorstehende "Ravensburger Lichterfest" hin, das nunmehr in vier Wochen über die illustre Umweltbühne gehen soll. In meinen Zeilen damals zeigte ich mein Unverständnis für eine solche Aktion und ging dabei von einer Beteiligungszahl von mehreren Tausend Menschen (2022 waren es immerhin 18.000 Teilnehmer/innen !!) mit entsprechenden "Lichtern" aus, sonst hätte ich mich dazu nicht unbedingt gemeldet. Inzwischen ist aber klar, dass heuer sogar 20.000 Menschen zu diesem Event erwartet werden, so dass sogar Eintritt verlangt werden muss.
In meinem Artikel zwei Monaten schrieb ich unter anderem:
"Es wurde bereits im April dieses Jahres angekündigt und nun auf einem TV-Regionalsender mit großem Bericht samt Interviews bestätigt: Am 2. März 2024 findet das nächste Ravensburger "Lichterfest" statt. Aufgrund der indexikalischen, sprachlichen, symbolischen und optischen Zeichen, welche dieses Event kennzeichnen und vor sich hergetragen werden, muss ich von einer Veranstaltung reden, die zur Umweltzerstörung beiträgt. ..."Wenn Sie den angegebenen Artikel noch einmal lesen, dann ist zu erkennen, dass ich meine "These" versuche sehr gut mit Fakten zu belegen. Übrigens wurde (aufgrund meines Artikels?) das Laternenpapier aus Taiwan (Transport mit viel CO2) inzwischen gegen ortsnahes ausgetauscht. Das ist schon mal was
Am selben Tag erhielt ich die folgende Reaktion von Professor Dr. Wolfgang Ertel ("Baumprofessor") und die Erlaubnis zur Veröffentlichung dieser Meinung mit Namensnennung, was ich dann auch in einem Folgeartikel tat. Die Antwort ging so: (Markierung von mir)
Dr. Wolfgang Ertel
" ... ich habe gar kein Problem mit dem Lichterfest. Ganz im Gegenteil, das Lichterfest ist ein ganz tolles Ereignis, das vielen Ravensburger Bürgern viel Freude bereitet. Und der Stromverbrauch beim Lichterfest ist praktisch vernachlässigbar im Vergleich zu vielen anderen unnötigen und teilweise unsinnigen Dingen. Hier eine schnelle Rechnung:
Die Lichter beim Fest werden alle mit sparsamen LEDs beleuchtet. Ohne es ganz genau zu wissen, schätze ich mal, dass jedes einzelne Objekt beim Fest mit 20 Watt (LED) beleuchtet wird. Das ist etwa so hell wie zwei alte 100-Watt Glühbirnen.
Des Weiteren nehme ich an, dass 100 Lichtobjekte benutzt werden. In Summe kommen wir dann auf 2000 Watt elektrische Leistung. Wenn die Lichter beim Fest eine Stunde lang brennen, dann werden insgesamt 2000 Wattstunden = 2 kWh Energie verbraucht. Ein elektrischer Föhn hat übrigens auch eine Leistung von 2000 Watt. Wenn also z.B. vier Damen je 1/4 Std. lang föhnen, dann ist das etwa so klimaschädlich wie wenn 100 Lichter beim Fest eine Stunde lang brennen. Und das sind noch Peanuts im Vergleich zum Heizen und Autofahren. Die mittlere Heizleistung bei einem EFH im Winter liegt bei etwa 10000 Watt = 500 Lichter. Oder ein PKW hat bei moderater Fahrt eine Leistung von etwa 50000 Watt = 2500 Lichter.
Also bitte, rege dich nicht über das Lichterfest auf. Das ist sehr klimaschonend. Zu Zeiten der alten Glühbirnen wäre das noch etwas anderes gewesen. Die waren etwa um den Faktor 10 schlechter als die LEDs.
Hier noch eine kleine andere Rechnung: Umgerechnet auf etwa 2000 Zuschauer:innen beim Fest kommt auf jede Person eine elektrische Leistung von 2 Watt. Wenn die Menschen in der Zeit nicht beim Fest wären, wäre vielleicht jede:r Hundertste mit dem Auto unterwegs. Die verbratene Leistung dabei wäre dann 20 x 50.000 Watt = 1.000.000 Watt = 1 Megawatt, also tausendmal mehr als die Lichter beim Fest leisten. Das Lichterfest spart also am Ende gewaltig Energie und ist ein Beitrag zum Klimaschutz. Ich hoffe, das war verständlich. ..."
Da kann man/frau/aktivii mal sehen - so schrieb ich damals auf diesem Blog - wie konträr Meinungen innerhalb der Climate-Community sein können. Ich respektiere die Andermeinung! Was denken Sie, liebe Leser/innen. Schreiben Sie mir bitte. Danke für Ihre Reaktionen, gleich wie sie ausfallen!!
Tatsächlich erhielt ich eine Leserreaktion und die ging so:
"... er hat dir doch vorgerechnet, dass deine Vorbehalte unbegründet sind, ich würde das einfach mal so akzeptieren, und nebenbei ist das nicht die "Meinung" von Wolfgang, sondern er hat seinen Beitrag mit Zahlen belegt........"
Darüber habe ich mich allerdings geärgert, denn zwar habe ich die akademische Rechnung respektiert (aber nicht akzeptiert = d'accord sein mit etwas, weil der Herr Professor wohl aus Mangel von Infos us 2022 das Ganze runtergespielt hat), doch der Passus "seinen Beitrag mit Zahlen belegt", war (daher) völlig deplatziert, denn es waren erkennbar sehr vage Annahmen.
Für diejenigen von Ihnen, die den damaligen Artikel nicht extra aufrufen wollen, hier noch einmal die Zusammenfassung - mit der aktuellen Anpassung von heute - meiner Argumentation gegen das Lichterfest:
b1) Zur Herstellung der Figuren, wie zum Beispiel eines großen E-lephanten, wurden 2022 rund 1/4 Tonne Weidenäste und -Zweige gebraucht. Wie gesagt: tote Zweige, denen man/frau aber - so wurde vor laufender Kamera von einer der Protagonist/innen des "Lichterfestes" versichert - auf mystische Weise wieder Leben einhauchen kann!
- Aus ökologischer Sicht werden Weiden gerne als "Bienenweide" genutzt, speziell in Flusslandschaften, an Waldrändern und in Windschutzstreifen. Zudem sind viele weitere Insekten wie Wespen, Käfer, Schmetterlinge sowie Vögel auf diese Baumarten angewiesen. Die im Jungwald teils üppig und natürlich vertretenen Weiden dienen dem Wild als begehrte Äsung. Die männlichen Tiere, zum Beispiel der Rehbock, benutzen sie als Markierungspflanzen in ihrem Revier.
c) Die ganze "Umwelt- und Kunstaktion" (dito) findet im stadteigenen Kapuzinerzentrum statt, welches mit Steuergeldern aus der Stadtkasse betrieben wird, ebenso auch der "1. Ravensburger AUT". Dagegen hat das von Ehepaar Matschinski und Freunden initiierte "Ravensburger Containerfestival" 2023 (August) des PUK, nach meiner Information aus erster Quelle von der Stadtkasse keinen einzigen Cent erhalten, obwohl auf seinem Programm Umweltschutz und Integration ganz oben standen.
- d) Und "ganz nebenbei" geht es hier um die Signalwirkung, um die Symbolik der Handlung. Das Feiern eines solches Festes im Kontext von "Energie sparen" - "Buy local" - "Klimagerechtigkeit" - Krieg und Terror, senden nach meinem Empfinden und unter Berücksichtigung eines Mindestmaßes von Sensibilität, ein verheerendes Signal aus. Dabei spielen nicht nur Zahlen eine Rolle, sondern es geht eben um die grundsätzliche Symbolwirkung.
Den Passus mit dem Laternenpapier aus Taiwan habe ich hier weggelassen, ist aber unter dem Link nachlesbar.
Selbstverständlich aber wird das "Lichterfest", welches ich als "Anti-Umwelt-Tag" (AUT) bezeichne, stattfinden. Ist doch klar. Argumente dafür gibt es genug: die leuchtenden Augen der Kinder, die Belebung der Wirtschaft und der Wirtschaften ("after Partys"), eine Ablenkung für die Flüchtlinge, die bereits investierten Arbeitsstunden und Geldzuschüsse.
- Es gäbe für mich nur eine einzige Rechtfertigung (sozusagen als Synthese des "Pro" und Contra" Lichterfest) für diesen hohen Energieaufwand, in dieser aufgeheizten Zeit: Wenn die 20.000 Menschen beim 3. Ravensburger Lichterfest gleichzeitig mit entsprechenden Schildern und Bannern "Nie wieder Krieg! - Nie wieder Faschismus!" - >>> dem tatsächlichen Schwur von Buchenwald <<< Flagge zeigen.
- Selbst in tiefster Dunkelheit wären diese Proklamationen durch die sie flankierenden "Leuchtwesen" sehr gut lesbar und das Ganze hätte auch eine metaphorische Bedeutung ...
- Denn "Nie wieder ist jetzt" ist zu wenig. Es geht nicht nur um die Abwehr des Faschismus, es geht auch um den Schwur: Nie wieder Krieg!