Aktualisiert mit Interviews und Impressionen 🚩DEMOKRATIE-DEMO mit fulminantem Aufmarsch "gegen Rechts": Knapp 9.000 Menschen in Ravensburg zeigen den "Braunen" die bunte Flagge ...
27. Januar 2024 (!) Aufzug "Gegen Rechts" mit bunter Flagge (links im Bild) in Ravensburg (Foto: Veranstalter)
Dort wo "PN" in Klammern angegeben ist, handelt es sich um Informationen aus der Pressemitteilung der Veranstalter um Samuel Bosch
Stefan Weinert / PN der Veranstalter
Wenn du bei plus 8 Grad °C fast 90 Minuten auf dem Marienplatz stehst und wartest --- und die Sonne so langsam hinter den hohen Häusern, welche den selbigen umrahmen so langsam versinkt und die Temperatur gegen "null" sinkt, und dann auch noch ein Wind von Südwest über den Platz geht, dann fängst du leicht an zu frösteln.
Am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, um 14:45 Uhr war ich dort in der City von Ravensburg angelangt und rechnete - wie all die rund 250 wartenden Bürgerinnen und Bürger vor der noch leeren Bühne - dass der angekündigte Demonstrationszug "Gegen Rechts" so etwa gegen 15:30 Uhr am Ziel ankommt. Er war nämlich bereits um 15.00 Uhr am Bahnhof gestartet. Und ein normaler Demo-Zug vom Bahnhof bis zum roten Rathaus braucht nicht länger als eine halbe Stunde ...
Sie warten nicht auf den Zug, sondern sie machen ihn selbst - Gegen Rechts! (Foto: Veranstalter)
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▶▶▶ Interview mit Elisabeth Burkhardt von den "Psychologists for Future"
"Ich werde hier mitgehen, um gegen Rechts zu demonstrieren." (Elisabeth Burkhardt)
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Soweit das Auge reicht. Von der "Frautorkreuzung" bis zum "Doktorhaus" und nach links durch die Karlstraße. (Foto: Veranstalter)
▶▶▶ Laute Impressionen mitten aus dem Demokratischen Demo-Zug
Ein Mitglied des Orga-Teams um Samuel Bosch, ging ans Mikrofon und verkündete, dass sich der Aufmarsch verzögere, weil auch Trecker in der Stadt unterwegs seien. Rudolf Bindig (SPD), der neben mir stand und ich fanden, dass das mit den Treckern - ausgerechnet heute - gar nicht so gut sei.
Tim, der im Demo-Zug voran als einer der ersten den Marienplatz erreichte und mit der Polizei freundlich die letzten Absprachen traf (ich stand daneben), begrüßt die "über 9.000" Bürger/innen (Foto: Veranstalter)
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Das hat "Berlin" gehört!!
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Doch dann - so gegen 16:15 Uhr - rief jemand ins Mikrofon, der Aufzug sei nun im Anmarsch und man möge bitte Platz machen, denn es kämen nicht einige Hundert Demonstranten, sondern einige Tausend. Ein Raunen ging durch die Gruppe der inzwischen 300 wartenden Menschen!!
Die ersten "500" der insgesamt 9.000 Demonstrant/innen erreichen den Nördlichen Marienplatz (Foto: Veranstalter)
In meiner Phantasie stellte ich mir so 3.000, vielleicht 4.000 Menschen vor. Und da kamen sie auch schon aus Richtung "Grüner Turm". Ich eilte zur "Frauenkirche", die in gleicher Richtung liegt, und traf dort Gudrun Bosch (Mutter von Samuel), die mir berichtete, die extra gebildete Zählkommission habe gut 8.000 Menschen registriert. Später wurde diese Zahl von der Bühne (siehe oben) auf über 9.000 hoch-korrigiert. Das war kein normaler Demo-Zug, sondern das war ein "Zug mit Überlänge - voller Demokrat/innen"!
Die Drohne gegen Rechts und für die Demokratie hält "das Wunder von Ravensburg" fest! (Foto: Veranstalter)
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Interview mit Tim, einem der Organisatoren, an etwa der Stelle, die das Bild zeigt.
▶▶▶ Interview mit Tim, hier anhören
"Der Marienplatz wird für uns zu klein sein." (Tim)
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Jedenfalls war ich aufgrund dieser großen Beteiligung regerecht "geplättet" und mir wurde warm - und das nicht nur ums Herz. Ich fröstelte nicht mehr, wenngleich es ein Gänsehautgefühl war. Neuntausend - in Worten. Das sind fast soviel wie in Ulm, wo es 10.000 waren. Doch die Münsterstadt hat immerhin 129.000 Einwohner/innen - Ravensburg = 52.000.
Der Orga-Bus mit Spruch (1) (Foto: " peperoni-photo" - Jürgen Pfeffer)
Der Orga-Bus mit Spruch (2) (Foto:
"peperoni-photo" -
Jürgen Pfeffer)
Die Liedermacherin Franzi Groß - mit umgehängter und verstärkter Gitarre - sang das berühmte Lied von Tracy Chapman "Talkin' Bout a revolution", und erhielt viel Beifall. Vor der Bühne hielten Menschen zwei Banner hoch, eines davon war vom Ravensburger Sozio-Kulturellen Zentrum PUK, was mich besonders gefreut hat. Neben Franzi trat auch noch die Ravensburger Band "Pfandbeschleuniger" mit ihrem lupenreinen Punk auf.
Beide wechselten sich mit den insgesamt elf Redebeiträgen ab, welche sich alle klar und unmissverständlich gegen Hass in der Gesellschaft, gegen den aufkommenden Faschismus in Deutschland und auch gegen die Partei AfD richteten.
"In ihren Beiträgen erinnerten mehrere Redner:innen an den heutigen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor genau 79 Jahren. Sie mahnten heutige Generationen wachsam zu sein und sich gegen jegliche Deportations-Phantasien in den Weg zu stellen. Viel zu lange hätte die Mehrheit der Bevölkerung zu den Umtrieben am rechten Rand der Gesellschaft geschwiegen. Das sei jetzt vorbei! Kritisiert wurden auch Vertreter:innen der demokratischen Parteien, die immer wieder versuchten, die Politik der AfD zu kopieren, anstelle sich unmissverständlich gegen sie zu stellen." (PN)
Sie kamen von links (Grüner Turm) und aus der Mitte (Kirchstraße), um den Ravensburger Marienplatz "gegen Rechts" zu füllen. (Foto: Veranstalter-Drohne)
Marie, eine junge Frau, berichtete von der Bühne, dass sie aus Thüringen stamme und seit einem Jahr in Rave lebt. Dass es in Thüringen keinen Widerstand gegen Rechts gibt und das neue Bundesland von der AfD bestimmt wird, würde gar nicht stimmen. Es gebe immer mehr Widerstand gegen die Rechtsnationalen und sie kenne so viele Leute, welche die AfD nicht wollen. (Lesen Sie auch z.B. hier)
Wolfram Frommlet aus Ravensburg bemerkte in seiner historisch fundierten Rede: "Heute kommen Immigranten zu uns aus denselben Gründen, aus denen vor Jahrhunderten aus Deutschland Menschen emigriert sind; aus Hunger, aus politischer Unterdrückung und aus Elend." (PN)
Das hat Ravensburg noch nie gesehen! (Foto: "peperoni-photo" - Jürgen Pfeffer)
"Sie machten zudem ihrer Wut über das "Potstdamer Geheimtreffen", in dem Deportationspläne besprochen wurden und ihren Unmut über den Rechtsruck in Politik und Gesellschaft Luft. Sie setzten damit ein unübersehbares Zeichen für Vielfalt und einem friedlichen Miteinander in Ravensburg und darüber hinaus." (PM).
Der schon erwähnte Wind aus Südwest hatte auch sein Gutes. Denn er trug die von 9.000 Mündern skandierten Anti-Rechts-Parolen Richtung Berlin. Vor allem war das während des Demonstrationszuges und am Beginn der Veranstaltung so, aber auch immer wieder zwischendurch.
"Da gab es Sprechchöre und Spruch-Bannern wie "Remigration = Deportation, Hallo Deutschland, das hatt'n wir doch schon" oder "Meine Lieblingsfarbe ist bunt". --- "Ich bin froh, dass wir uns so breit und klar gegen die Deportationspläne der Rechtsextremen positioniert haben.", sagt Sina Wagner (23) vom Jugendforum und der Waldbesetzung später auf der Bühne." (PN)
"Ich bin froh, dass wir uns so breit und klar gegen die Deportationspläne der Rechtsextremen positioniert haben!" -Sina (Foto:
"peperoni-photo" -
Jürgen Pfeffer)
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Ravensburg skandiert
👉👉👉 🚩 "Kein Mensch ist illegal - Bleiberecht überall !!"
Wie schon erwähnt, traf ich den ehemaligen Bundestagsabgeordneten und aus Weingarten stammenden Kreisrat Rudolf Bindig und auch Heike Engelhard (SPD) MdB, der ich mit einem Shalom die Hand gab, und ebenso Stadträtin Maria Weithmann (Grüne). Jedoch OB Daniel Rapp und "Erster" Simon Blümcke habe ich nicht entdeckt , obwohl ich immer wieder meinen Standort wechselte und auch im Publikum nachfragte. Niemand hatte sie gesehen.
Mittig der Veranstaltung ging ich auf zwei Helfer des "Roten Kreuzes" zu, und fragte sie, ob es irgendwelche medizinischen Zwischenfälle gegeben habe, was bei 9.000 Menschen auf einen "Haufen" durchaus auch hätte sein können. Doch sie sagten mir, es habe derartiges nicht gegeben.
Atakan Celik, hier bei seiner Rede vor dem Bahnhof, die später noch einmal auf dem "Marienplatz" hielt. Im Hintergrund (mit Schild): Manne Scheurenbrand. (Foto: "peperoni-photo" - Jürgen Pfeffer)
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▶▶▶ Interview mit Manne Scheurenbrand
"Ich bin Demokrat und kämpfe für die Menschenrechte." (Manne)
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Gegen 18:30 Uhr - nach dem letzten Redebeitrag und einigen Songs der Band, ging ich in die "Räuberhöhle", um ein (1) Pils zu trinken und mir ein paar Notizen zu machen. Als ich eine halbe Stunde später noch einmal über den Marienplatz ging, spielte die Band gerade ihre Abschlussstücke - vor noch rund 80 tanzenden Menschen.
Die Redner/innen-Liste (PN)
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